Bund Neudeutschland: Katholischer Verband feiert in Köln 100 Jahre Jugendbewegung

Der als „Bund Neudeutschland“ gegründete Verband ND wurde 1919 gegründet.

„Bund Neudeutschland“ – spontan weckt dieser Name Assoziationen von ganz links bis ganz rechts. Tatsächlich aber handelt es sich um einen katholischen Verband, den der Kölner Kardinal Felix von Hartmann (1851 bis 1919) kurz vor seinem Tod zur außerschulischen kirchlichen Betreuung von Gymnasiasten gründete. Der „ND“ – so die inzwischen gängige Bezeichnung – wurde für Generationen von Jugendlichen zu einer Art zweiten Heimat in ihrer Kirche. Zur 100-Jahr-Feier der Verbandsgründung sind in dieser Woche mehr als 900 der 4000 ND-Mitglieder in Köln versammelt. „Heute würden wir uns anders nennen“, sagt ND-Bundesleiterin Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) . „Bund Neu-Europa“ oder gar „Bund für eine Neue Welt“, solche Bezeichnungen brächten die Grundanliegen des Verbands in der Gegenwart besser zum Ausdruck. Die traditionelle Abkürzung ND erinnert zwar noch an den Gründungsnamen, solle sich aber bestenfalls so verselbstständigen wie Rewe, Haribo oder andere Markennamen. Aufbruch in der Jugend Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs stand „Neudeutschland“ programmatisch für einen Aufbruch in der Jugend und für deren intellektuelle und charakterliche Bildung im Geist des Christentums. „Eine intensivere Seelsorge für die Schüler höherer Lehranstalten ist dringend erforderlich, wenn es gelingen soll, die Gebildeten der Kirche zu erhalten“, schrieb von Hartmann im Gründungserlass. „Wenn damals vor allem Deutschland im Blick war und die Frage, wie wir unser Land aus christlicher Verantwortung neu gestalten können, dann ist inzwischen deutlich: Christen können keine Nationalisten sein“, sagt Lücking-Michel. Prägend für den ND war und ist der Einsatz der Jesuiten. In der Gründungsphase nahmen Ordensgeistliche wie Pater Ludwig Esch SJ zeitgenössische Ideale der Jugendbewegung auf: Naturverbundenheit, Einfachheit, Gemeinschaftsleben mit Fahrten, Lagerromantik, gemeinsamer Tracht („Kluft“ genannt) und eigenem Liedgut. „Gleichwohl trennte die Jugendbewegung, dass die einen Karl Marx und wir die Bibel gelesen hatten“, sagt Bernhard Vogel (CDU), ehemaliger Ministerpräsident und eines von vielen prominenten ND-Mitgliedern. Von der Obrigkeit beäugt Spirituell sollten die Ausrichtung des Lebens auf die Person Jesu Christi und das Leitbild des „in Christus vollendeten Menschen“ samt einem entschiedenen Bekenntnis zur katholischen Kirche die Mitglieder des ND zum Einsatz in der Gesellschaft befähigen. Eine von der kirchlichen Obrigkeit bisweilen misstrauisch beäugte Besonderheit war die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Priestern und „Jungenführern“. Nach 1933 setzten Teile des Verbands durchaus Hoffnungen auf den „Führer“ Adolf Hitler, doch geriet der ND – wie andere Jugendorganisationen auch – bald unter den Druck des NS-Regimes bis zum Verbot im Jahr 1939. Die Wiedergründung 1948 erfolgte in einer dreigeteilten Altersstaffelung: als Schülergemeinschaft, Hochschul- und Männerring. Aus der Schülergemeinschaft ging 1971 durch Zusammenschluss mit dem Mädchen-Verband „Heliand“ die Katholische Studierende Jugend (KSJ) hervor, einer der bis heute wichtigsten Jugendverbände. Vielerorts sind die älteren Angehörigen des ND in Hauskreisen und ähnlichen kleinen Gemeinschaften organisiert, die regelmäßig zu Gebet und Austausch zusammenkommen. Mitglieder der katholischen Kirche Das Verzeichnis der Mitglieder liest sich über die Jahrzehnte hinweg wie ein kleines Who’s who des katholischen Deutschlands: Der Kölner Kardinal Rainer Woelki steht ebenso auf der Liste wie seine Mitbrüder Reinhard Marx (München) und Walter Kasper (Rom). Dazu Politiker wie Klaus Töpfer, Michael Vesper und der schon erwähnte Bernhard Vogel; dazu Theologen, Wissenschaftler, Künstler und Journalisten. Viele von ihnen gestalten das Kölner Jubiläumsprogramm mit, das in einer Festmesse mit Kardinal Kasper am Freitag um 15 Uhr im Dom gipfelt. Angesichts der mangelnden Akzeptanz der Kirche, die „Existenzgrundlage des ND“ sei, stehe der Verband auch aktuell vor großen Herausforderungen, räumt Lücking-Michel ein und empfiehlt dem ND, einfach so zu handeln, wie er es in seiner 100-jährigen Geschichte immer wieder getan habe: „Mutig voran“ – ohne auf die Initiative der Amtskirche, ihre Erlaubnis oder Zustimmung zu warten. „Auch und gerade dann, wenn es heute noch verboten und verpönt ist: Wir machen einfach schon mal.“ Die Veranstaltungen des ND-Jubiläumskongresses „Christsein.heute“ sind öffentlich (Ausnahme: Festakt im Gürzenich). Infos unter: www.nd-netz.de...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta