Bush-Frontmann Gavin Rossdale: "Ich bin nicht größenwahnsinnig"

Das aktuelle Bush-Album "Black And White Rainbows" konnte nicht jeden überzeugen. Frontmann Gavin Rossdale verrät im Interview, warum er die Kritik teilweise verstehen kann und warum er die Castingshow "The Voice" für reine Illusion hält.

Das aktuelle Bush-Album "Black And White Rainbows" ist bei vielen Kritikern durchgefallen. Zu lasch, zu wenig Rock, zu viel Anbiederung an den Mainstream - so die meistgenannten Kritikpunkte. Die Fans stehen aber auch im siebten Jahr nach der Wiedervereinigung der Band um Frontmann Gavin Rossdale (51) geschlossen hinter ihren Helden. Bester Beweis: Die gut besuchte Tour, die zuletzt durch Europa rollte. Bei ihrem Stopp in München, sprach Rossdale im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news offen über seine jetzige Sicht auf das Album, warum die nächste Platte wieder härter wird und warum er die Casting-Show "The Voice" für reine Illusion hält.

"Black And White Rainbows" ist das dritte Album seit sich Bush wiedervereint haben. An welchem Punkt in Ihrer Karriere sehen Sie sich selbst?

Gavin Rossdale: Ich denke, wir haben die Band mittlerweile wieder etabliert. Wir haben einen guten Platten-Deal mit BMG und unsere Shows in Nordamerika und Kanada sind sehr gut gelaufen. Ich fühle mich wie ein hart arbeitender Musiker, der etwas Erfolg hat. Zugleich bin ich nicht größenwahnsinnig und beschwere mich, dass wir nicht jeden Abend die großen Arenen bespielen. Ich bin da sehr realistisch. Auch weil wir nicht ständig präsent waren. Ich freue mich schon, ein neues Album zu machen.

Wie weit sind die Planungen für ein neues Album?

Rossdale: Wir haben einen groben Zeitplan. Ich will ein richtig hartes Album machen.

"Black And White Rainbows" ist sehr poppig geworden. Gehen Sie mit dem neuen Album wieder einen Schritt zurück zu Ihren Wurzeln?

Rossdale: Ich mag es im Studio den ganzen Schnickschnack zu nutzen, der einem dort zur Verfügung steht. Aber wenn wir live spielen, habe ich das Gefühl, dass die Leute eher die rohen, rockigen Sachen bevorzugen. Als ich "Black And White Rainbows" geschrieben habe, war ich in einer ganz anderen Phase in meinem Leben. Ich ließ mich scheiden und habe dann irgendwann Musik für andere gemacht. Ich war vielleicht etwas verloren. Das Touren hat mir bewusst gemacht, was ich wirklich brauche. Bei dem Album davor, "Man On The Run", haben ich jeden Song für die Live-Situation geschrieben. Bei dem jetzigen Album war das nicht so. Deshalb funktioniert auch nicht jeder Song live.

Spiegelt sich das Gefühl, "verloren" zu sein, auch im Album-Titel wider?

Rossdale: Es geht eher darum, dass die Dinge erst mal richtig mies sein müssen, bevor sie gut werden. Jeder hat in seinem Leben Hochs und Tiefs. Mein Leben ist definitiv ein Auf und Ab. So läuft nun mal das Leben als Künstler. Momentan ist mir aber sehr klar, was ich brauche.

Sie haben im Zusammenhang mit dem Album öfter von einer Wiedergeburt gesprochen.

Rossdale: So hat es sich für mich angefühlt. Aber es war eine Kombination verschiedenster Dinge. Es ist vielleicht etwas zu ambitioniert und es ist definitiv zu lang. Ich wurde von der Idee verführt, ein Mainstream-Act zu sein. Also habe ich es nicht zu hart gemacht, damit mehr Menschen etwas damit anfangen können. Genau das war gefährlich. Ich habe mich gefühlt, als würde ich zwischen allen Stühlen sitzen. Dennoch stehe ich natürlich zu dem Album und bin sehr stolz darauf.

Was würden Sie heute an dem Album ändern, wenn Sie könnten?

Rossdale: Tatsächlich habe ich bereits etwas geändert. Wir haben das Album etwa vier Monate nach der Veröffentlichung ein weiteres Mal herausgebracht und ich hatte die Möglichkeit, einige Songs neu zu mixen. Es sind die gleichen Songs, aber sie klingen etwas härter, mit mehr Gitarren. Außerdem haben wir einen neuen Song dazu gepackt: "This Is War". Was ein guter Übergang zum neuen Album ist, weil auf dem neuen Album alles so klingen wird. "This Is War" mal neun, wenn man so will.

Hat Sie die Arbeit als Coach bei der englischen Ausgabe von "The Voice" beim Songwriting beeinflusst?

Rossdale: Nein, das nicht. Aber vielleicht hat es mich dazu verführt, etwas kommerzieller zu werden. Ich habe auf jeden Fall darüber nachgedacht, ob jeder Song aufregend genug ist. Wenn einer dieser Teilnehmer jetzt meinen Song für zwei Minuten singen würde, würden es die Menschen mögen? So hat mir die Show dabei geholfen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es war eine tolle Erfahrung, aber das ist nicht wirklich meine Welt. Ich habe mich wie ein Fisch auf dem Trockenen gefühlt.

Warum genau hat es sich für Sie so angefühlt?

Rossdale: Weil es letzten Endes nicht um Musik geht, es ist TV-Unterhaltung. Es hat nichts damit zu tun, was ich an Musik schätze. Ich bereue nicht, es getan zu haben, aber ich dachte, es geht um Musik und darum, den Teilnehmern ihre musikalischen Träume zu erfüllen. So war es nicht. Das ganze Konzept ist auch sehr seltsam. Es werden diese zehn Sänger aufgebaut und den Zuschauern vorgestellt, aber dann wird niemals mit ihnen Musik veröffentlicht. Unterm Strich ist es eine Illusion.

Wenn Sie also erneut gefragt werden, ob Sie mitmachen, werden Sie dann ablehnen?

Rossdale: Sage niemals nie. Aber im Moment würde ich ablehnen. Meine Kinder leben in den USA. Die letzte Staffel hat fünf Monate gedauert. Ich war die ganze Zeit in London - das ist nicht gut.

Sie müssen sehr viel geflogen sein in der Zeit...

Rossdale: Ich habe volle neun Tage in der Luft verbracht. Ich habe versucht es so hinzubekommen, aber das war es nicht wert. Sie verstehen nicht, warum ich so lange weg bin. Außerdem lebe ich ohnehin nur die Hälfte ihrer Zeit mit ihnen. Das ist einfach nicht richtig. Ich versuche, ein guter Vater zu sein, also habe ich mich dazu entschlossen, die Show sein zu lassen. Der jetzige Tour-Zeitplan funktioniert viel besser.

Foto(s): Sony Music