CDU startet Vorstellungsphase in Rennen um Parteivorsitz

Berlin (dpa) - Zwei Monate nach ihrem Desaster bei der Bundestagswahl startet die CDU an diesem Montag auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden in die Vorstellungsphase der Kandidaten.

Merz macht den Anfang

Den Beginn macht ein live im Internet übertragener Auftritt von Friedrich Merz. Die Mitglieder sollten dabei auch Fragen stellen können, hatte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak angekündigt. Am Vormittag treffen sich zunächst die CDU-Spitzengremien zu Beratungen.

Neben Ex-Unionsfraktionschef Merz bewerben sich der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun und der Außenpolitiker Norbert Röttgen um die Nachfolge des bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidat gescheiterten Parteichefs Armin Laschet. Braun will sich am Montagnachmittag in einer Pressekonferenz zu seinen Vorstellungen für eine Neuaufstellung der Partei äußern. Merz und Röttgen haben dies schon getan. Alle drei sind Bundestagsabgeordnete.

Der öffentlich zu verfolgende Internet-Auftritt der CDU zur Vorstellung von Röttgen folgt an diesem Mittwoch, der von Braun am Donnerstag. Am 1. Dezember gibt es nach dem Fahrplan der Christdemokraten einen gemeinsamen Auftritt aller drei Kandidaten in einem sogenannten Townhall-Format, das außer im Internet auch im Fernsehen übertragen werden soll.

Finale Entscheidung im Januar

Bei der CDU soll erstmals eine Befragung der rund 400.000 Mitglieder die Vorentscheidung über den Parteichef bringen. Die Befragung beginnt am 4. Dezember. Das Ergebnis soll am 17. Dezember vorgestellt werden. Falls eine zweite Abstimmungsrunde nötig ist, beginnt diese am 29. Dezember, sie würde bis zum 12. Januar 2022 dauern. Die endgültige Entscheidung über den neuen Vorsitzenden sollen die 1001 Delegierten bei einem Parteitag am 21. Januar in Hannover treffen.

Bei der Bundestagswahl im September war die Union im Vergleich zu 2017 um 8,8 Punkte auf 24,1 Prozent abgestürzt - ihren historisch schlechtesten Wert.

CDU in schwerer Krise

Merz, der in den vergangenen drei Jahren schon zweimal vergeblich für den Parteivorsitz kandidiert hat, sieht die CDU in einer ihren Charakter als Volkspartei bedrohenden schweren Krise.

«Wir haben bei keinem Thema mehr die Meinungsführerschaft, nicht einmal mehr in der Wirtschaftspolitik. Wir haben in keiner Altersgruppe mehr den höchsten Wähleranteil, nicht einmal mehr bei den über 60-Jährigen», sagte er der «Bild am Sonntag». Bei seiner Wahl werde er die CDU zuerst zu einem sehr familienfreundlichen Arbeitgeber machen.

Merz will den bisherigen Chef der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, zum Vorsitzenden der Programm- und Grundsatzkommission der CDU machen. Der 44-Jährige kündigte in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» an, er wolle die Arbeit an den neuen Leitsätzen bis 2024 abschließen. Am Ende müssten zehn Punkte stehen, die die CDU von anderen unterscheiden.