Circus HalliGalli: Medienkritik mit Kiffern auf Speed

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Gestern war es wieder soweit - wie jeden Montag: Die wöchentlichen 70 Minuten Late- Night-Folter auf Pro7. Die zwei Schmalspurversionen des einstmals ja auch schon eher auf schmaleren Spuren reisenden Stefan Raab, Joko und Klaas, wüteten wieder sinnfrei durch den Äther.

Und man ging gleich in die Vollen: In der Rubrik „Goldener Umberto“ sang ein Kelly- Family-Sprössling einen belanglosen Schlager und filmte sich selbst, während der Song im Radio lief. Joko konnte sich da schon einmal warmgackern, für die folgende „Bei Leise-Preise“-Rubrik, in der er wie ein 15jähriger Kiffer, dem man Speed in seinen Hasch-Brownie gebacken hatte durch eine WG lief und eine junge Frau namens Nina verschiedene Aufgaben erfüllen ließ, von denen eine andere Bewohnerin der WG nicht aufwachen durfte. Es endete auf dem Witzniveau von Micky-Mouse-Heft-Beilagen. Nina wälzte sich in Furzkissen gekleidet durch eines der Zimmer. Joko gackerte und glotzte in die Kamera, als würde er gleich vor Freude platzen. Er tat es leider nicht.

Später durften dann noch Anke Engelke und Christian Tramitz Werbung für Disney machen, bis dann schließlich der Friseur Udo Waltz veranstalten durfte, was im Joko und Klaas-Universum wahrscheinlich als Medienkritik durchgeht.

‘Udo Vice Bescheid’: “Wie kann man sich nur so hart gönnen?“

„Udo Vice Bescheid“, heißt die neue Rubrik, in Anspielung auf das News-Outlet Vice. Kritik an Vice ist vollkommen berechtigt. Vice, das aus der New Yorker Hipster-Hochburg Bushwick kommt, war zu Anfang mit seinem Gonzo-Journalismus noch recht erfrischend. Als man sich noch darauf beschränkte, Drogen zu testen und sich im popkulturellen Umfeld zu bewegen.

In den letzten Jahren aber versucht sich Vice vermehrt im seriösen Journalismus. Deswegen haben wir jetzt Kriegsreportagen, in denen sich der bärtige Reporter mehr selbst filmt, als alles andere und in denen der Zuschauer nicht viel mehr lernt, als dass der Reporter supermutig ist, und das alles gerade sehr, sehr gefährlich ist. Vice ist für den Journalismus ungefähr das, was Joko und Klaas für Late-Night-Unterhaltung sind.

„Whats up, whats cracking?“, fragt der Friseur also zu Anfang. „Ich bin es wieder, euer Early Adopter Udo. Ich bin todes drauf und heiße euch willkommen zu meiner neuen Rubrik ‚Udo Vice Bescheid'“. Waltz mimt die Karikatur eines sprachlich verödeten Millennials, was natürlich schief geht, und hat die Deutsch-Rapper Fruchtmax und Hugo Nameless als Gäste neben sich sitzen. Die Fragestellung: Was ist Cloud Rap? Waltz fragt also: „Gibt es da denn Follower?“ oder „Wie kann man sich nur so hart gönnen?“ Was immer das auch heißen mag.

Es wäre schön, eine gute Vice-Persiflage zu sehen, denn sowohl Texte wie auch Moderatoren bei Vice geben allen Anlass zur Häme. Gelingen tut das hier aber leider nicht. Und natürlich weiß man am Ende nicht was Cloud Rap eigentlich sein soll. Da ist man doch wieder bei Vice, wo es mit dem Erklären oft auch ein wenig hapert, da die Selbstdarstellung ja so viel mehr Spaß macht. (fs)

Foto: Screenshot ProSieben