Corona-Quarantäne in Wuhan: Tierschützer brechen in Wohnungen ein, um Haustiere zu retten
Die Quarantänebemühungen in Wuhan waren erfolgreich: Die 11-Millionen-Metropole, in der das neuartige Coronavirus erstmals entdeckt wurde, gleicht einer Geisterstadt. Leidtragende sind die Haustiere, die teilweise in den Wohnungen zurückgelassen wurden. Einige Aktivisten haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Hunde und Katzen zu retten.
Schätzungen zufolge stecken rund 50.000 Haustiere in Wuhan fest, nachdem ihre Besitzer mit dem Rest der Stadtbevölkerung evakuiert wurden, um der Verbreitung des Coronavirus Herr zu werden. Für verschiedene Tierschutzorganisationen bedeutet dies ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Hunde, Katzen und Nager vor dem Verhungern und Verdursten zu retten.
Haustierbesitzer bitten darum, in ihre Wohnungen einzubrechen
In vielen Fällen bedeutet dies, durch Fenster und Türen in die Wohnungen einzubrechen - mit dem ausdrücklichen Einverständnis der Bewohner. Die Tierschutzgruppe Wuhan Small Animal Protection Association begann bereits zwei Tage nach der Evakuierung, Anfragen von Anwohnern entgegenzunehmen, die ihre Haustiere in Sicherheit haben wollten. Der Präsident der Organisation, Du Fan, sagte der “South China Morning Post”, dass 60 Freiwillige bereits Tiere aus mehr als 500 Haushalten gerettet hätten.
Doch das ist nur ein Teil der Haushalte, die um Hilfe gebeten hätten - und mitunter käme die zu spät. “Es gibt noch 700 Anfragen, die wir abarbeiten müssen”, sagte Du Fan. “Es gab einige tragische Fälle, in denen die Haustiere bereits tot waren, bevor wir zu dem Haus gelangen konnten.”
Die Besitzer wussten nicht, wie lange sie von ihren Tieren getrennt sein würden
Ein Tierarzt, der für die Organisation Wuhan Pet Life arbeitet, selbst aber anonym bleiben möchte, bestätigt diese Erfahrungen. Seine Leute hätten bisher rund 2.000 Tiere aus der ganzen Stadt gerettet, seit diese abgesperrt ist.
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Doch die Zustände seien bedenklich. “Die Tiere wurden ohne Nahrung oder Wasser in ihrem Zuhause gefunden. Ihre Besitzer verließen ihr Zuhause im vergangenen Monat und wussten nicht, dass sie nicht mehr zurückkehren können würden”, sagte er chinesischen Medien. “Die Haustiere fangen an, zu verhungern und zu verdursten.”
Die Tierschützer können nicht in jede Wohnung gelangen
Für Papierkram bleibt in dieser Notlage nicht viel Zeit, was die Arbeit der Tierschützer erschwert. Ein Mitglied der Gruppe Wuhan Indigenous Cats schilderte lokalen Medien, wie schwer es sei, in die abgeriegelten Wohnungen und Häuser zu gelangen, denn ohne Befugnis sei dies natürlich verboten. “Zu Beginn war es schwierig zu beweisen, dass wir die Erlaubnis der Besitzer hatten. Also haben wir in den Gebieten mit größeren Sicherheitsmaßnahmen zumindest versucht, ihnen Futter bereitzustellen.”
Andernfalls würden sie die Tiere je nach Wunsch der Besitzer entweder bei Freunden oder in Tierkliniken und -heimen unterbringen. Wuhan Indigenous Cats hat nach eigenen Angaben bisher 600 Katzen gerettet.
Keine Hinweise auf Virus-Übertragung auf Tiere
Die Gründe, weshalb die Tiere zurückgelassen wurden, sind unterschiedlich. Zum einen mussten viele Bürger ihr Zuhause eilig verlassen, ohne konkrete Informationen darüber, wann sie zurückkehren können. Zum anderen waren viele wegen des Neujahrsfests nach dem chinesischen Mondkalender verreist.
Zudem bereitete sich in China das Gerücht, dass die Tiere das Coronavirus auf den Menschen übertragen könnten. Die Welt-Gesundheitsorganisation dementierte dies jedoch: “Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keinen Hinweis darauf, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen sich mit dem Coronavirus infizieren können”, hieß es in einer Erklärung.
In Gefahr bringen sich die Tierschützer mit ihrer harten Arbeit also nicht - von möglichen rechtlichen Konsequenzen mal abgesehen.
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