Coronavirus: Mehrere Bundesländer melden erste Coronavirusfälle
Das neuartige Coronavirus breitet sich weiter aus. Mehrere Bundesländer melden erste Coronavirusfälle. In deutschen Kliniken sind Pflegeengpässe zu befürchten. Auch Praxisärzte sehen Handlungsbedarf bei Schutzausrüstung.
Das Wichtigste in Kürze:
Bestätigte Fälle in China: 80.151 (Todesfälle: 2943, geheilt: 44.801)
Bestätigte Fälle außerhalb Chinas: 10.199 (Todesfälle: 168, geheilt: 901)
Bestätigte Fälle in Deutschland: 157 (Todesfälle: 0, geheilt: 16)
Bestätigte Fälle in Italien: 2036 (Todesfälle: 52, geheilt: 149)
Etwa 60 Länder vom Coronavirus betroffen
Erste Fälle in Brandenburg, Thüringen und Sachsen
Risikobewertungen für Deutschland und EU angehoben
Immer mehr Großveranstaltungen gestrichen
Weitere Bundesländer von Infektionen betroffen
In fast allen Bundesländern gibt es seit Montagabend nachgewiesene Infektionen mit dem neuen Coronavirus. Insgesamt stieg die Zahl der erfassten Ansteckungen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus in Deutschland auf rund 170.
Mit mehr als 90 Fällen verzeichnet Nordrhein-Westfalen bei Weitem die meisten registrierten Ansteckungen. Noch keine Meldungen gab es lediglich aus dem Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Erstmals wurden am Montag Fälle aus Brandenburg (1), Thüringen (1) und Sachsen (1) gemeldet. In Berlin, wo der erste Fall am Sonntagabend bekannt wurde, kamen zwei weitere Infektionen hinzu. Da eine Lehrkraft unter den Infizierten ist, bleibt nun auch in der Hauptstadt eine öffentliche Schule geschlossen.
In Bayern hat sich die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Patienten erneut erhöht. In dem Freistaat wurden 13 weitere Ansteckungsfälle nachgewiesen, wie das Gesundheitsministerium in München am Montag mitteilte. Damit stieg die Zahl der bestätigten Fälle in Bayern seit Donnerstag auf insgesamt 21.
Engpässe in deutschen Kliniken zu befürchten
Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) befürchtet im Fall einer größeren Epidemie Pflege-Engpässe in deutschen Kliniken. «Wir haben natürlich Flaschenhälse. Der wichtigste davon ist die geringe Zahl der Pflegekräfte, vor allem derer, die in der Intensivmedizin arbeiten können», sagte Lauterbach der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag).
«Sollten wir eine größere Epidemie bekommen, was sehr gut möglich ist, müssten wir mit großer Wahrscheinlichkeit planbare Operationen absagen und dann wohl die Krankenhäuser aufteilen in solche, die Corona behandeln, und die, die das nicht tun», ergänzte er. Für Lauterbach sind das aber noch keine aktuellen Problemstellungen. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir, glaube ich, gut unterwegs.»
Große Kliniken wie die Berliner Charité haben sich schon auf eine größere Epidemie vorbereitet. Bei stark steigenden Infektionszahlen bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, geplante Eingriffe zu verschieben, um kurzfristig weitere Bettenkapazitäten zu schaffen, hieß es. Durch die Verschiebung könne auch zusätzliches Personal für die Versorgung von Covid-19-Patienten hinzugezogen werden. Die neun landeseigenen Berliner Vivantes-Kliniken verfügen darüber hinaus nach eigenen Angaben über rund 1860 isolierfähige Zimmer. Berlin ist mit 3,7 Millionen Einwohnern die größte Stadt Deutschlands.
Praxisärzte sehen Handlungsbedarf bei Schutzausrüstung
Die Praxisärzte sehen sich gewappnet für den Umgang mit dem neuen Coronavirus in Deutschland - aber Handlungsbedarf beim Nachschub an Schutzausrüstung. "Der Grundbestand, über den die niedergelassenen Kollegen in ihren Praxen verfügen, wird bundesweit nicht ausreichen, wenn die Zahl der Verdachtsfälle steigen wird", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur. "Und darauf deutet ja alles hin." Man sei daher im Gespräch mit dem Bundesgesundheitsministerium und allen Beteiligten, um rasch Abhilfe schaffen zu können und Schutzbekleidung dort vorzuhalten, wo sie gebraucht werde.
Gassen betonte: "Wir nehmen die Situation ernst. Aber es besteht unverändert kein Grund zur Panik." Es sei zu erwarten gewesen, dass die Zahl der bestätigten Fälle zunehme und wohl auch noch weiter zunehmen werde. "Wichtig ist aber: Viele Infizierte haben überhaupt keine Symptome, die meisten haben nur grippeähnliche Beschwerden, nur wenige erkranken schwer." Auf die Frage, ob die Praxen die Lage bewältigen könnten, sagte der Kassenärzte-Chef: "Ein klares Ja!"
Zählweise in China wirft Fragen auf
Das wahre Ausmaß der Epidemie in China scheint aber unklar, da die Zählweise mehrfach geändert wurde, was sich spürbar auf die amtliche Statistik auswirkt. Wie das chinesische Magazin «Caixin» berichtete, können beispielsweise Personen, die nachweislich infiziert sind, aber keine Symptome der Krankheit zeigen, seit Anfang Februar nicht mehr als neu bestätigte Ansteckungen mitgerechnet, sondern anderweitig aufgelistet werden. Solche Personen können auch ansteckend sein.
Auch sind klinische Diagnosen ausgenommen worden. Da die DNA-Tests oft fehlerhaft sind, stellt der Arzt dabei nur anhand der Symptome die Infektion fest. Seit der neuen Zählweise hat sich der Anstieg deutlich reduziert. Die Änderungen können nach Angaben von Experten auch Auswirkungen auf statistische Erhebungen wie etwa die Sterblichkeitsrate haben. «Es zeigt, dass es weiter verbreitet und schwieriger einzudämmen sein könnte, als wir denken, was vielleicht die wichtigste Komponente zu diesem Zeitpunkt ist», zitierte «Caixin» den Experten Michael Mina von der Harvard School of Public Health.
Test bei allen Tropical-Islands-Mitarbeitern negativ
Entwarnung für die 104 betroffene Mitarbeiter des Erlebnisbads Tropical Islands in Brandenburg: Die Tests auf das Coronavirus sind für alle untersuchten Personen negativ ausgefallen. Das teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Potsdam, Tobias Arbinger, am Montagabend mit. Er berief sich dabei auf das Landratsamt in Lübben.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) gab am vergangenen Donnerstag bekannt, dass sich ein Coronavirus-Infizierter aus Nordrhein-Westfalen in dem Freizeitresort aufgehalten habe. Näheren Kontakt habe es allerdings nur zu Mitarbeitern gegeben, wie etwa bei der Essensausgabe.
Internationale Handwerksmesse in München abgesagt
Die Internationale Handwerksmesse (IHM) in München wird wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus abgesagt. Das teilten die Veranstalter am Montagabend in München mit. Sie folgten damit einer Empfehlung des bayerischen Coronavirus-Krisenstabs. Die IHM ist mit 1.000 Ausstellern aus 60 Ländern und mehr als 100.000 Besuchern die wichtigste Leistungsschau des Handwerks in Deutschland. Die IHM hätte vom 11. bis 15. März stattfinden sollen.
EU-Parlament schließt für Besucher
Das EU-Parlament lässt vorerst keine Besucher mehr zu. Die Parlamentsarbeit werde zwar fortgesetzt, sagt Parlamentspräsident David Sassoli vor Journalisten. Termine mit externen Teilnehmern würden aber drei Wochen lang ausgesetzt.
Spahn gegen Grenzschließung und generelle Absagen von Veranstaltungen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält eine Schließung von Grenzen wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Deutschland weiter nicht für nötig. Auch die Absage von Großveranstaltungen oder die Schließung von Unternehmen sei nicht generell ratsam, sagte Spahn am Montag in Berlin. Dies sei weiter nicht verhältnismäßig und angemessen.
Grenzschließungen hätten massive Auswirkungen. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn. Ein solcher Schritt könne dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche aus China ausgeflogen werden müssten.
Bei Firmen und Veranstaltungen zähle immer der Einzelfall. “Jedes Unternehmen muss es bewerten”, sagte Spahn. Es mache einen Unterschied, ob ein Betrieb lediglich regional tätig sei oder in einen internationalen Konzern regelmäßig Mitarbeiter aus dem Ausland kämen. Für Großveranstaltungen gelten laut Spahn unter anderem folgende Parameter: “Wie ist der Teilnehmerkreis? Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei? (...) Oder sind keine dabei?” Auch die Frage, wie die Belüftung geplant sei, sei wichtig. Statt eine Veranstaltung abzusagen, könnten auch Auflagen gemacht werden. Nur die Gesundheitsbehörden vor Ort könnten dann entscheiden.
“An bestimmten Stellen in Deutschland wird der Alltag ein Stück eingeschränkt sein müssen”, sagte Spahn etwa mit Blick auf Schulschließungen. Es gelte, die Virus-Ausbreitung zu verlangsamen, einzudämmen und damit für den einzelnen, aber auch für die gesamte Gesellschaft besser handelbar zu machen. Spahn verteidigte, dass beispielsweise nicht der Karneval in Deutschland pauschal abgesagt worden sei. Er verwies auf die damals geringe Zahl von Infektionen und nachvollziehbare Infektionsketten.
Dritter Fall in Hamburg - Frau kam aus dem Iran
In Hamburg gibt es einen dritten bestätigten Coronavirus-Fall. Die infizierte Frau sei in der vergangenen Woche aus dem Iran über Frankfurt nach Hamburg gereist, teilte die Gesundheitsbehörde am Montag mit. Nach positiver Testung auf das Sars-CoV-2-Virus habe das Gesundheitsamt umgehend eine häusliche Isolation der Frau angeordnet, auch für ihre Kontaktpersonen. Zum genauen Gesundheitszustand der Patientin wurde nichts mitgeteilt. Es gebe keine Verbindung zu den beiden bisherigen Fällen.
Am vergangenen Freitag hatte das Universitätsklinikum Eppendorf berichtet, dass ein Arzt der Kinderklinik nach einer Italienreise infiziert ist. In der Nacht zum Samstag hatte die Feuerwehr eine Frau in die Asklepios-Klinik St. Georg gebracht. Auch sie war aus dem Iran zurückgekommen und muss wie der Kinderarzt zwei Wochen in häuslicher Isolation bleiben.
Münchner BMW-Mitarbeiter mit Covid-19 im Krankenhaus
Ein BMW-Mitarbeiter in München ist positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Er sei nicht auf Reisen gewesen und habe im Forschungs- und Entwicklungszentrum (FIZ) gearbeitet, sagte eine BMW-Sprecherin am Montag. Rund 150 Mitarbeiter im FIZ, die mit ihm Kontakt hatten, seien jetzt für zwei Wochen zu Hause in Quarantäne, die Großraumbüros würden desinfiziert. Der operative Betrieb laufe ohne Einschränkungen weiter. Der betroffene Mitarbeiter sei am Sonntag zum Arzt gegangen und inzwischen im Krankenhaus. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagte die Sprecherin.
Erste Infektion in Berlin - Schule schließt eigenmächtig
Erstmals ist in Berlin eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden: Ein junger Mann mit der neuartigen Erkrankung wird in der Charité behandelt. Zehn Kontaktpersonen seien bislang identifiziert, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Montagmorgen mit. Diese Menschen seien in Berlin und Nordrhein-Westfalen häuslich isoliert.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will am Montagmittag (12 Uhr) über weitere Details zu dem Fall informieren. Am späten Sonntagabend hatte die Senatsverwaltung für Gesundheit den Nachweis der Coronavirus-Infektion mitgeteilt.
Wie es am Morgen dann von der Senatsverwaltung hieß, lebt der mit dem neuartigen Coronavirus infizierte Mann in Berlin-Mitte, sein Zustand ist stabil. Der Patient wurde am Sonntag zunächst in die Rettungsstelle der Charité gebracht. Mitarbeitende dort seien ebenfalls kontaktiert worden. Die Rettungsstelle wurde seitdem laut Senatsverwaltung temporär nicht angefahren.
Aufgrund des Falles setzte die Berlin Metropolitan School in Berlin-Mitte als erste Schule in der Hauptstadt den Lehrbetrieb aus, wie die “Berliner Morgenpost” berichtet. Als Grund wurden Verbindungen des Patienten in der Charité zur Elternschaft genannt, es gebe keinen Verdachtsfall an der Schule selbst. Die Senatsschulverwaltung zeigte sich irritiert, da ihr noch keine Bestätigung für die Notwendigkeit der Schließung durch einen Amtsart vorlag.
Erster Covid-19-Patient in Moskau
In der europäischen Millionenmetropole Moskau ist erstmals das neuartige Coronavirus nachgewiesen worden. Ein junger Russe habe sich im Februar bei einem Italien-Urlaub mit Sars-CoV-2 infiziert und sei wieder in die russische Hauptstadt mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern zurückgekehrt, teilten die Behörden am Montag mit. Der Mann wohne im Umland von Moskau und habe sich erst nach einigen Tagen in einem Krankenhaus gemeldet. Er zeige nur leichte Symptome der Covid-19-Erkrankung und befinde sich nun auf einer Isolierstation eines Krankenhauses, hieß es der Agentur Interfax zufolge.
In Russland wurden bisher kaum bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet. Ende Januar waren zwei infizierte chinesische Staatsbürger in Sibirien isoliert worden; zudem wurde bei drei Russen auf dem Kreuzfahrtschiff “Diamond Princess” das Virus nachgewiesen. Russland hatte zuvor seine mehr als 4000 Kilometer lange Grenze zu China geschlossen, um die Gefahr einer Einschleppung einzudämmen. Zudem wurden die Flüge und Zugverbindungen zum Nachbarland weitgehend eingestellt.
Starker Anstieg in Iran
Die Zahl der Covid-19-Opfer im Iran ist innerhalb von 24 Stunden von 54 auf 66 gestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Montag sind nun insgesamt 1501 Menschen – 523 mehr als am Vortag - positiv auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Gleichzeitig seien 291 Corona-Patienten aus den Krankenhäusern entlassen worden.
Für die Bekämpfung des Virus hat es nach iranischen Angaben bislang kein Hilfsangebot aus den USA gegeben. “Bis jetzt haben wir ein solches Angebot nicht erhalten”, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi am Montag auf einer Videokonferenz. Falls die Amerikaner es diesbezüglich wirklich ernst meinen, sollten sie handeln und nicht nur reden, so der Sprecher.
Ungeachtet der Spannungen zwischen Washington und Teheran hatte US-Außenminister Mike Pompeo dem Iran am Freitag Hilfe bei der Bekämpfung des Virus Sars-CoV-2 angeboten. Laut Pompeo habe die US-Regierung das Angebot zur Unterstützung den iranischen Behörden formell über die Schweizer Regierung zukommen lassen. Die Schweizer Botschaft in Teheran vertritt die Interessen der beiden politischen Erzfeinde, die seit über 40 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr haben.
600 weitere Fälle in Südkorea
Die Zahl der Covid-19-Infektionen in Südkorea steigt unvermindert an. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Dienstag 600 weitere Fälle, bei denen sich Menschen mit dem Erreger der Lungenkrankheit ansteckten. Die Gesamtzahl erreichte damit 4812. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem neuen Coronavirus in Verbindung gebracht werden, kletterte im Vergleich zum Vortag um zwei auf 28.
Wieder wurde die Mehrheit der neuen Ansteckungsfälle in der südöstlichen Millionen-Stadt Daegu und der umliegenden Region erfasst. Allein auf Daegu entfallen fast drei Viertel aller bisher amtlich nachgewiesenen Infektionen im Land. In der Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern gibt es die größte Häufung von Infektionen unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu, die auch Verbindungen nach China hat. Einige Sektenmitglieder hatten nach Behördenangaben noch im Januar die zentralchinesische Stadt Wuhan besucht, wo der Ursprung von Covid-19 vermutet wird.
Der Sektenführer Lee Man Hee entschuldigte sich am Montag öffentlich für die Verbreitung des Virus unter seinen Anhängern. Die Stadt Seoul hatte zuvor bei der Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige wegen Mordes und anderer Vorwürfe gegen Lee und zwölf weitere führende Mitglieder der Sekte eingereicht. Ihnen wird demnach unter anderem vorgeworfen, nicht ausreichend mit den Gesundheitsbehörden zusammengearbeitet und die Namen von Anhängern vorenthalten zu haben, die auf das Virus getestet werden sollten. Die in Südkorea umstrittene Sekte weist die Vorwürfe zurück.
Weiterer Anstieg in Italien
In Europa ist nach wie vor Italien das am stärksten betroffene Land. Die Zahl der Toten stieg auf 34, teilte Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Sonntag in Rom mit. Inzwischen sind nach seinen Angaben 1694 Menschen mit dem Sars-CoV-2-Erreger infiziert. Davon seien 83 bereits wieder genesen. Nun plant die italienische Regierung ein Hilfspaket für die durch den Coronavirus-Ausbruch zusätzlich angeschlagene Wirtschaft in Höhe von 3,6 Milliarden Euro.
In Tschechien sind die ersten drei bestätigten Coronavirus-Infektionen aufgetreten. Bei keinem der Patienten nehme die Erkrankung einen schweren Verlauf, teilte Gesundheitsminister Adam Vojtech am Sonntag im tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT mit. Es handele sich um zwei Tschechen, die in Italien gewesen seien, und eine US-Amerikanerin, die dort studiere.
Die Patienten befinden sich demnach aktuell auf Isolierstationen in Krankenhäusern in Prag sowie in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der deutschen Grenze. Die Proben, die im nationalen Referenzlabor in Prag untersucht wurden, werden nun für eine zusätzliche Überprüfung an ein Labor in Berlin entsandt.
Zweiter Todesfall in USA - erste Infektion in New York
Die Zahl der Toten durch das neuartige Corona-Virus in den USA hat sich auf mindestens zwei erhöht. Die Gesundheitsbehörde im US-Bundesstaat Washington meldete am Sonntag (Ortszeit) einen weiteren Todesfall. Aus demselben Bundesstaat an der US-Westküste war am Samstag der erste Todesfall durch den Erreger Sars-CoV-2 in den Vereinigten Staaten gemeldet worden.
Im Bundesstaat New York an der Ostküste wurde am Sonntag der erste Fall einer Infektion durch das neuartige Corona-Virus bestätigt. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo teilte mit, die Frau im Alter von Ende 30 habe sich bei einer Reise im Iran angesteckt. Sie sei in ihrem Zuhause unter Quarantäne. Laut “New York Times” lebt die Frau in Manhattan. Cuomo teilte mit, die Frage sei nicht gewesen, ob das Virus New York erfassen würde, sondern wann. Das generelle Risiko in New York bleibe aber gering.
In den USA gibt es nach örtlichen Medienberichten mehr als 70 nachgewiesene Fälle von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus.
Hamsterkäufe in Supermärkten: Ökonom warnt vor "Herdenverhalten"
Für ganz Deutschland zählte das Robert Koch-Institut bis Samstagvormittag 66 nachgewiesene Infektionen, weiterhin hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zusätzliche Fälle wurden im Laufe des Tages von Behörden in einigen Bundesländern gemeldet. Betroffen sind auch Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg beziehungsweise Schleswig-Holstein sowie Bremen.
Corona-Quarantäne in Wuhan: Tierschützer brechen in Wohnungen ein, um Haustiere zu retten
Galerie: Wo das Leben in China stillsteht
WHO warnt vor “Infodemie” und startet Kampagne gegen Gerüchte
Falschmeldungen über das Coronavirus und Bill Gates - ein Faktencheck
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie hoch ist die Gefahr einer weiteren Ausbreitung in Deutschland?
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) müsse mit einem weiteren Import von Fällen nach Deutschland gerechnet werden. Auch weitere Übertragungen von Sars-CoV-2, Infektionsketten und Ausbrüche im Land seien möglich. Lokale Infektionen könnten dabei zunächst unerkannt bleiben, sagte der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, am Mittwoch im RBB. Es sei “durchaus möglich, dass wir nicht alle diese Ausbrüche sofort erkennen”. Man müsse damit rechnen, dass es dadurch zu einer weiteren Ausbreitung komme. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland schätzen die Experten aktuell als gering bis mäßig ein.
Was würde ein größerer Ausbruch in Deutschland für das Gesundheitssystem bedeuten?
Eine Infektionswelle hierzulande könnte unter anderem volle Wartebereiche und Arztpraxen, belegte Intensivbetten und vollkommen überlastete Gesundheitsämter bedeuten, hatte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich erklärt. Als problematisch sehen Experten, dass derzeit auch die jährliche Grippewelle durch Deutschland rollt - und das Gesundheitssystem bereits stark beansprucht. Aus diesem Grund sei es das Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus möglichst hinauszuzögern, wie das Robert Koch-Institut (RKI) kürzlich erklärte. “Wir müssen mit angemessenem Aufwand versuchen, die Ausbreitung zu verlangsamen, um einen intensiven Belastungspuls auf das Gesundheitssystem abzumildern”, sagte Drosten. “Die Zahl der Infektionen sollte über eine möglichst lange Zeit ausgedehnt werden.”
Wie ansteckend ist das neue Coronavirus?
Ein Wert, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich noch immer nicht gesichert angeben. Das Virus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten und Sprechen. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Virus auch über das Verdauungssystem und zumindest einige Tage über Oberflächen verbreitet werden kann. Ein bisher unterschätztes Risiko sei womöglich, dass in Stuhlproben von Patienten in der Initialphase einer Covid-19-Erkrankung “durchaus relevante Mengen” von Sars-CoV-2 nachweisbar seien, hatte etwa Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, erklärt.
Wie gefährlich ist das Virus?
Das ist noch immer eine schwierige Frage. Für eine abschließende Beurteilung der Schwere der neuen Atemwegserkrankung liegen gegenwärtig nicht genügend Daten vor, sagt etwas das RKI. Nach einer kürzlich von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten. Betroffen sind demnach vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liegt die aus den dort vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.
Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeit eigentlich geringer ist als in China errechnet, unter anderem weil in der chinesischen Statistik viele mild verlaufende Infektionen gar nicht erfasst werden. Gesicherte Analysen zur Sterblichkeit aus anderen Ländern gibt es bisher aber nicht.
Welche Symptome verursacht das neue Coronavirus?
Die meisten Menschen haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Hinzukommen können Fieber, Husten und Atemprobleme, wie sie auch bei einer Grippe auftreten. Auch Kopfschmerzen oder Durchfall sind möglich.
Nach Angaben der chinesischen Gesundheitsbehörde komme es bei mehr als 80 Prozent der Infizierten zu milden Infektionsverläufen, knapp 14 Prozent erkranken schwer. Bei knapp fünf Prozent komme es zu lebensbedrohlichen Auswirkungen wie Atemstillstand, septischem Schock oder Multiorganversagen.
Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt nach derzeitigem Stand meist 2 bis 14 Tage. Das ist der Grund dafür, dass Verdachtsfälle zwei Wochen isoliert werden.
Wie lässt sich die neue Lungenkrankheit behandeln?
Eine spezielle Therapie für die Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung. In Einzelfällen werden auch antivirale Medikamente getestet.
Gibt es eine schützende Impfung?
Nein. Etliche Labors weltweit forschen derzeit an Impfstoffen wie es sie auch für die Grippe gibt. Die Entwicklung einer Schutzimpfung nimmt aber viel Zeit in Anspruch. WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan glaubt, dass erste Impfstoff-Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung.
Das US-Biotechunternehmen Moderna hatte berichtet, einen Impfstoff-Kandidaten entwickelt und an das US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) geliefert zu haben. Dessen Direktor Anthony Fauci kündigte laut CNN erste klinische Studien für Ende April an. Auch er rechnete demnach damit, dass es ein bis anderthalb Jahre dauere, bevor ein Impfstoff verfügbar ist.
Wie kann ich mich sonst vor einer Ansteckung schützen?
Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken - wie derzeit in China und anderen Ländern überall auf den Straßen zu sehen - schätzen Experten als eher gering ein. Helfen kann es, Umarmungen und Händeschütteln einzuschränken und von vielen Menschen berührte Oberflächen wie Türklinken, Haltegriffe und Aufzugknöpfe nicht anzufassen.
Kann ich mich anstecken, wenn ich ein Paket aus China oder anderen Risikogebieten bekomme?
Grundsätzlich sei unklar, wie lange das Virus auf Oberflächen überlebt, sagt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Studien legten nahe, dass es einige Stunden oder Tage seien - abhängig von Bedingungen wie Oberfläche, Temperatur oder Feuchtigkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter Waren mit dem Virus verunreinigt, stuft die Behörde als gering ein. Auch das Risiko, dass sich ein Empfänger über ein Paket ansteckt, das auf dem Transport unterschiedlichen Bedingungen und Temperaturen ausgesetzt ist, sei gering.
Importierte Lebensmittel und Waren wie Spielzeug, Computer oder Kleidung seien als Infektionsquellen ebenfalls unwahrscheinlich, sagt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Experten betonen, wie wichtig es ist, allgemeine Hygieneregeln zu beachten, also etwa sich regelmäßig die Hände zu waschen.
Was tue ich, wenn ich fürchte, mich angesteckt zu haben?
Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, sollte sich laut RKI zunächst bei seinem Gesundheitsamt melden, unabhängig davon, ob Symptome aufgetreten sind oder nicht. Reisende aus Risikogebieten, die Symptome haben, sollen nach telefonischer Voranmeldung mit Hinweis auf die Reise einen Arzt aufsuchen.
Was darf der Staat im Ernstfall?
Das Wesentliche regelt das bundesweit gültige Infektionsschutzgesetz (IfSG). Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums fasst zusammen: “Wenn es erforderlich ist, können auch wichtige Grundrechte wie Freiheit der Person, Versammlungsfreiheit oder Unverletzlichkeit der Wohnung sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit eingeschränkt werden.” Behörden dürfen laut dem Bayreuther Staatsrechtler Stephan Rixen Blutentnahmen und Abstriche von Haut und Schleimhäuten verlangen. Auch “Krankheitsverdächtigen” und “Ansteckungsverdächtigen” - wie das Gesetz es ausdrückt - könne ein Berufsverbot auferlegt werden. Zum Schutz anderer könnten Menschen auch “in einem geeigneten Krankenhaus oder in sonst geeigneter Weise abgesondert werden”, heißt es im Gesetz.
(mit Material von dpa und AFP)