Creed III: Warum Sylvester Stallone nicht in der neuen Rocky-Fortsetzung mitspielt

Creed III ist der erste Rocky-Film, in dem der Schauspieler mit italienischen Wurzeln nicht mitspielt.

Sylvester Stallone und Michael B. Jordan bei der New Yorker Premiere von „Creed II“ 2018. (Daniel Zuchnik/WireImage)
Sylvester Stallone und Michael B. Jordan bei der New Yorker Premiere von „Creed II“ 2018. (Daniel Zuchnik/WireImage)

Denkt man an Sylvester Stallone, denkt man an Rocky Balboa. Sogar noch mehr als an Rambo. Die Geschichte, wie Rocky aus dem Nichts heraus entstand und Stallone vor der Armut rettete, ist genauso eine Underdog-Geschichte wie der Film selbst, auf den er stolz ist. Die Tatsache, dass wir nach fünfzig Jahren immer noch die Fortsetzung der Saga auf der großen Leinwand sehen, ist ein Wunder, und dass die Qualität beibehalten wurde, ist erstaunlich.

Mit dem kommenden Film Creed III (ab 2. März in den deutschen Kinos und IMAX) betritt das Rocky-Franchise Neuland, denn es ist der erste Film der Reihe, in dem Stallone nicht als Rocky zu sehen sein wird.

In "Creed III" geht es nicht ums Boxen

Über seine Abwesenheit im Film sagte Stallone: „Es war so, dass Michael [B. Jordan] eine sehr persönliche Geschichte erzählt, aber es gibt keinen Platz für mich. Mit anderen Worten, es geht um die Familie von Adonis Creed, um sein Dilemma und um seine Entwicklung, die nichts mit dem Boxen zu tun hat.“

„Ich will nichts verraten, aber es ist eine ganz andere Sichtweise als die von Rocky.“

Stallones Beziehung zum Franchise ist jedoch gelinde gesagt sowieso schon angespannt und wenn man bedenkt, dass Creed II damit endete, wie Rocky sich mit seinem Sohn Robert versöhnte und seinen Enkel Logan kennenlernte, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Erzählung des dritten Films einfach besagt, dass er beschlossen hat, bei Robert zu bleiben und die verlorene Zeit nachzuholen.

Michael B. Jordan spielt in „Creed III“ Adonis Creed und Jonathan Majors spielt Damian Anderson. (Warner Bros./MGM)
Michael B. Jordan spielt in „Creed III“ Adonis Creed und Jonathan Majors spielt Damian Anderson. (Warner Bros./MGM)

Hinter den Kulissen sieht die Sache allerdings anders aus. Obwohl er acht Mal in Rocky mitspielte, sieben der Filme schrieb und bei vier davon Regie führte, hat Stallone eigentlich nur sehr wenig Einfluss auf die Reihe.

Als Stallone das Drehbuch schrieb und es mit dem Ziel verkaufte, die Hauptrolle zu übernehmen, verdiente er nur 75.000 Dollar (umgerechnet etwa 69.000 Euro) mit der Schauspielerei und dem Schreiben sowie einen Anteil am Gewinn, obwohl der Film ein großer Erfolg war. Die Rechte an den Figuren gehören jedoch dem Produzenten Irwin Winkler.

Irwin Winkler, Sylvester Stallone und Robert Chartoff bei den Oscars 1977. (Getty Images)
Irwin Winkler, Sylvester Stallone und Robert Chartoff bei den Oscars 1977. (Getty Images)

Winkler war der Produzent aller Filme der Reihe und produziert sie im Alter von 91 Jahren immer noch. Er und der 2015 verstorbene Produzent Robert Chartoff sind die Eigentümer der Reihe und der Namen, eine Tatsache, über die sich Stallone offen geärgert hat.

In einem Gespräch mit der Zeitschrift Variety im Jahr 2019 erklärte Stallone, dass er zwar nichts als Respekt für den verstorbenen Chartoff habe, aber wütend auf Winkler und seine Söhne sei, weil sie ihm nicht mehr Anteile an der Filmreihe geben.

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Stallone sagt in dem Variety-Interview, als er Winkler bei der Veröffentlichung von Rocky IV darauf ansprach, dass er keinen Anteil an der Filmreihe habe, sei ihm gesagt worden: „Hey, du wurdest bezahlt, also worüber beschwerst du dich“, woraufhin er sagte: „Ich war wütend.“

Stallone sagte auch, dass es weniger Filme als erwartet gegeben hat, weil die Produzenten die Reihe fest im Griff hatten. In einem inzwischen gelöschten Instagram-Post spottete er über Winklers Sohn David (ebenfalls Produzent der Creed-Filme): „Wenn Winkler nicht gewesen wäre, hätte es mindestens drei weitere Rockys gegeben.“

Sylvester Stallone und Dolph Lundgren in einer Szene aus „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“.(LMKMEDIA/Alamy)
Sylvester Stallone und Dolph Lundgren in einer Szene aus „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“.(LMKMEDIA/Alamy)

Der Regisseur von Creed, Ryan Coogler, erzählte rückblickend, dass Stallone ihm eine Absage erteilte, als er ihm von der Idee für Creed erzählt. Wahrscheinlich lag dies daran, dass Stallone nicht noch einmal mit Winkler zusammenarbeiten wollte. Letztendlich wurde er aber von Cooglers Enthusiasmus und seiner Geschichte überzeugt.

Für seine Rolle in Creed – Rocky‘s Legacy wurde Stallone für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert – eine seltene Leistung für einen Ableger und seine erste Nominierung, seit er für Rocky als Hauptdarsteller nominiert wurde. Dies ermutigte ihn eindeutig dazu, die Fortsetzung im Jahr 2018 zu schreiben und zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die Regie zu übernehmen.

Seitdem hat Stallone über seine Idee für einen Epilog-Film für Rocky gesprochen, in dem er einen jungen mexikanischen Migranten ausbildet, eine Geschichte, die er als „sehr, sehr aktuell“ bezeichnete. Er hat auch von seinem Wunsch nach einer Rocky-Prequel-Fernsehserie gesprochen.

Sylvester Stallone und Michael B Jordan in „Creed II – Rocky’s Legacy”. (MGM)
Sylvester Stallone und Michael B Jordan in „Creed II – Rocky’s Legacy”. (MGM)

Beide Projekte gerieten aufgrund der sich ständig verschlechternden Beziehung zwischen Stallone und den Winklers ins Stocken. Und dann wurde die Situation noch verschlimmert, als ein Spin-Off angekündigt wurde, das sich auf Ivan Drago, den Bösewicht aus Rocky IV, und seinen Sohn Viktor aus Creed II konzentriert, ohne Stallone zu konsultieren. Es ist klar, dass Stallone keine Lust hat, mit dem Produzenten zusammenzuarbeiten, von dem er das Gefühl hat, dass er ihn davon abhält, etwas für seine Zeit bei der Filmreihe abzubekommen.

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Michael B. Jordan, der bei Creed III sowohl als Regisseur als auch als Hauptdarsteller fungiert, hat ebenfalls beschlossen, die Geschichte voranzutreiben und Adonis aus dem Schatten von Rocky treten zu lassen. Das heißt aber nicht, dass Stallone sich gänzlich von der Filmreihe verabschiedet hat. Er ist weiterhin als Produzent an dem Film beteiligt und hat das Drehbuch von Zach Baylin und Keenan Coogler gelesen und es als „wirklich interessant“ bezeichnet.

Stallone hat sich offen für eine erneute Zusammenarbeit gezeigt, falls Winkler gehen sollte, und da der Produzent in den 90ern ist, ist es wahrscheinlich, dass dies eher früher als später der Fall sein wird, aber es bleibt abzuwarten, ob ein Deal mit Winklers Söhnen und Stallone ausgearbeitet werden kann und wie es mit dem Franchise nach der Veröffentlichung von Creed III weitergehen wird.

Paul Klein

VIDEO: Trailer zu "Creed III" mit Michael B. Jordan