Weitere Dörfer in russischen Flutgebieten geräumt
Moskau/Astana (dpa) - In den russischen Flutgebieten erzwingen die Wassermassen immer weitere Evakuierungen. Im westsibirischen Gebiet Tjumen an der Grenze zu Kasachstan rief Gouverneur Alexander Moor die Einwohner der Stadt Ischim und der angrenzenden Landkreise auf, ihre Häuser so schnell wie möglich zu verlassen.
«Sie alle kennen die Gefahr. Nehmen Sie Ihre Wertsachen! Begeben Sie sich unverzüglich an einen sicheren Ort!», sagte Moor am Dienstag in einem Video auf Telegram. Im Gebiet Tjumen ist der Fluss Ischim über die Ufer getreten. Der 2450 Kilometer lange Ischim ist ein Nebenfluss des Irtysch. Im Gebiet Tjumen könnten noch bis zu 9000 weitere Häuser durch die Flutwelle auf den Flüssen Ischim und Tobol überschwemmt werden, schätzten Rettungskräfte.
Allein im Gebiet Orenburg noch etwa 15.000 Häuser unter Wasser
Auch nahe der seit Anfang April von der Überschwemmung betroffenen Stadt Orsk im Gebiet Orenburg musste noch ein weiteres Dorf geräumt werden. Zwar sinkt in dem Gebiet der Wasserstand des Flusses Ural allmählich. Doch bei dem Ort Tukai sei ein Stausee übergelaufen, das Wasser drohe den Ort zu überfluten, teilte die Stadtverwaltung von Orsk der Agentur Interfax zufolge mit. Allein im Gebiet Orenburg standen am Dienstag noch etwa 15.000 Häuser unter Wasser, wie die Behörden mitteilten.
Überschwemmungen werden auch aus den sibirischen Gebieten Kurgan, Tomsk und Burjatien gemeldet. Im Gebiet Kurgan war nach Angaben von Gouverneur Wadim Schumkow der Scheitel der Flut nur noch etwa 20 Kilometer von der gleichnamigen Gebietshauptstadt Kurgan mit ihren 330.000 Einwohnern entfernt. Bei dem Ort Ketowo wurde am Tobol ein Wasserstand von zehn Metern gemessen, wobei die kritische Marke für Flutwarnungen in Kurgan bei sechs Metern liegt.
Auf russischer Seite flog Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow am Dienstag die Flutgebiete in Kurgan ab. Im benachbarten Kasachstan besuchte Präsident Kassym-Schomart Tokajew die überschwemmte Region im Norden seines Landes. In dem zentralasiatischen Staat haben die Behörden nach Regierungsangaben in Astana 113.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht. Tokajew nannte die ungewöhnlich hohe Frühjahrsflut die größte Klimakatastrophe im Land seit 80 Jahren.