Das große Lästern: Macron, Johnson und Trudeau tratschen über Trump

US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist anzusehen, dass es etwas angespannt bei ihrem Treffen im Londoner Winfield House zuging (Bild: Ludovic Marin/Pool via Reuters)
US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist anzusehen, dass es etwas angespannt bei ihrem Treffen im Londoner Winfield House zuging (Bild: Ludovic Marin/Pool via Reuters)

Worüber Politiker privat reden, bleibt meist hinter verschlossenen Türen. Bei einem Treffen am Rande des NATO-Gipfels in England wurden nun aber Staatschef dabei gefilmt, wie sie über Donald Trump lästern. Es dürfte die internationalen Spannungen weiter verschärfen.

In seiner Heimat hat der Untersuchungsausschuss gerade den Bericht zum Amtsenthebungsverfahren vorgelegt. Auf über 300 Seiten wird dort dem US-Präsidenten angelastet, Druck auf die Ukraine ausgeübt zu haben, nachdem die Anhörungen mit zahlreichen Zeugen abgeschlossen sind. Donald Trump ist allerdings selbst momentan gar nicht in den USA, sondern in England, um sich über die Zukunft der NATO zu unterhalten. Und muss dort feststellen, dass er unter den Kollegen nicht gerade beliebt ist.

Bei einem Event im Buckingham Palace anlässlich des 70. Jahrestages der NATO-Gründung trafen einige der wichtigsten Personen der Weltpolitik aufeinander und wurden prompt dabei erwischt, wie sie über Trump lästern. Nach dem Treffen kursierte ein Video, aufgenommen von einer Kamera des offiziellen Medienteams des Gipfels, auf dem sich der kanadische Premierminister Justin Trudeau, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Britische Premierminister Boris Johnson in lockerer Runde unterhalten. Auch der niederländische Premier, Mark Rutte, steht bei der Männerrunde.

“Sind Sie deshalb zu spät?” hört man Johnson Macron fragen, woraufhin Trudeau launig unterbricht: “Er ist zu spät, weil er gerade spontan eine 40-minütige Pressekonferenz machen musste.” Später sagt Trudeau noch: “Man konnte sehen, wie seinem, Team der Unterkiefer runterklappt.” Macrons Antworten sind nicht zu verstehen, da sein Rücken der Kamera zugewandt ist. Das Video war zunächst von der Russischen Seite “Sputnik News” gepostet worden, in dieser längeren Version sind noch weitere Gespräche und Interaktionen zu sehen. Zwar wird der Name Trumps nicht erwähnt, es ist jedoch offensichtlich, über wen geredet wird. Der kanadische Sender CBC veröffentlichte dann eine kürzere Version mit Untertiteln auf Twitter.

Die Kommentare beziehen sich auf die Pressekonferenz früher am Tag. Trump und Macron hatten dort einen mehr als ungemütlichen Austausch vor laufenden Kameras, bei dem Trump androhte, IS-Kämpfer nach Frankreich zu schicken. In dem Video ist deutlich zu sehen, wie Macron versucht, die Contenance zu bewahren.

Hintergrund des Disputs zwischen den beiden Staatsoberhäuptern sind neue Steuern, die Frankreich von US-amerikanischen Konzernen einfordert. Macron hatte die NATO auch als “hirntot” bezeichnet, Trump diese Kommentare als “sehr sehr hässlich” abgestempelt. Diese Spannung übertrug sich auf die fast 50-minütige Spontan-PK der beiden. Kein Wunder vielleicht, dass Macron nach diesem Aufeinandertreffen ein wenig Luft ablassen musste.

Reaktionen aus Presse und Politik

Reporter und ehemalige Regierungsmitarbeiter reagierten auf Twitter auf den Mitschnitt des Gesprächs. Die Chefin des Washington Büros von “Al-Hayat“ twitterte: “Falls sich jemand jemals gefragt hab, wie es aussieht, wenn Staatschefs sich privat unterhalten.”

Andere Beobachter vermuteten sogar politisches Kalkül, wie Neera Tanden, Präsidentin des “Center for American Progress”. “Die wissen genau, was sie da machen. Sie senden eine Botschaft an die Welt.”

Auch “New York Times”-Korrespondentin Maggie Haberman zeigte sich amüsiert über die Ironie, dass nun ausgerechnet bei den wichtigsten internationalen Partnern über Trump gelacht wird, während er dieses Argument stets im Wahlkampf gegen die Politik seiner Vorgänger verwendete hatte.

Das Video erscheint zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt, an dem die NATO so fragil und uneins wirkt, wie seit Jahrzehnten nicht. Von Donald Trump war ungewöhnlicherweise bisher nichts zu dem Vorfall zu hören. Er traf sich noch am Dienstagabend mit Boris Johnson um über “NATO und Handel” zu sprechen, schrieb Trump in einem Tweet.