Das Internet spottet über Trumps verrückten Brief an Erdoğan: "Sei kein Idiot"

Dies ist der Brief, in dem Trump Erdoğan vor einem Einmarsch in Syrien warnt. Der US-Präsident verschickte ihn am 9. Oktober, Erdoğan zeigte sich unbeeindruckt. (REUTERS/Jim Bourg)
Dies ist der Brief, in dem Trump Erdoğan vor einem Einmarsch in Syrien warnt. Der US-Präsident verschickte ihn am 9. Oktober, Erdoğan zeigte sich unbeeindruckt. (REUTERS/Jim Bourg)

US-Präsident Donald Trump hat sich noch nie sehr sicher auf dem diplomatischen Parkett bewegt. Doch sein Brief an den türkischen Präsidenten Erdoğan erreicht eine neue bedenkliche Dimension der Absurdität - und das Internet spottet.

Am Mittwochnachmittag trat Nancy Pelosi, die Sprecherin des Abgeordnetenhauses vor die Presse, um zu sagen, dass Donald Trump einen “Nervenzusammenbruch” habe und deswegen ein Notfall-Meeting mit allen wichtigen politischen Akteuren zur Lage in Syrien, die er mit seiner Entscheidung des Truppenabzuges mitverursacht hatte, abgesagt habe. Kurz darauf gab es dann einen weiteren interessanten bis verstörenden Einblick in das Verständnis, das der US-Präsident von Außenpolitik hat. Die Nachrichtensprecherin Trish Regan vom eigentlich Trump-freundlichen TV-Sender Fox News veröffentlichte die Kopie eines Briefes von Trump an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Trump hatte den Brief bereits am 9. Oktober an Erdoğan geschickt, offensichtlich, um diesen von einer militärischen Invasion in die kurdischen Gebiete in Nordsyrien abzuhalten. Darin hofft Trump, dass man “einen guten Deal” finden möge, warnt Erdoğan davor kein “tough guy” sein zu wollen und dass die Geschichte ihn einst als Teufel betrachten werde. Trump beendet den Brief mit: “Sei kein Idiot!” um dann beiläufig abzuschließen mit: “Ich rufe später an.”

Die Sprache in dem Brief war so naiv und kindlich, dass zunächst erhebliche Zweifel bestanden, es könne sich tatsächlich um ein echtes Dokument aus dem Weißen Haus handeln. Politiker und Medien reagierten zunächst mit völliger Ungläubigkeit. Doch auf Nachfrage von Journalisten wie der “New York Times”-Korrespondentin Katie Rogers bestätigte das Weiße Haus die Echtheit des Briefes.

Spätestens ab da waren der Internetkreativität keine Grenzen gesetzt. Blitzschnell entstanden unzählige Memes, die sich über den Brief im Stile eines Kinderzettels lustig machten.

Ein User machte sich sogar die Mühe, den Brief in das klassische Intro der “Star Wars”-Filme umzuwandeln.

Und weil es das Internet ist, gab es sogar eine dramatische Lesung des Briefes, in der die Rolle Erdoğans von einer Katze eingenommen wird.

Doch bei allem Spaß, den sich die Internet-Community mit dem Brief machte, werden immer mehr ernste Bedenken laut über das unberechenbare Verhalten des US-Präsidenten. Ein offizieller diplomatischer Brief an einen Verbündeten mitten in einer militärischen Krise ist eben noch einmal eine andere Dimension, als die mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen spontanen Twitter-Ausfälle Trumps. Nicht nur Nancy Pelosi, auch andere Mitglieder des Kongresses zeigten sich deshalb ziemlich besorgt über den Inhalt des geleakten Dokuments.

Das Abgeordnetenhaus hatte kurz vor der Veröffentlichung des Briefes mit einer starken, parteiübergreifenden Mehrheit von 354 zu 60 über eine Verurteilung von Trumps Vorgehen in Syrien abgestimmt. Wie wenig Erdoğan indes von den Worten des US-Präsidenten eingeschüchtert war, zeigte sich direkt im Anschluss. Die Türkei begann umgehend nach dem Brief mit dem Einmarsch und der Bombardierung in Nordsyrien.