Das kommt mit Donald Trump auf die Welt zu

Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence bei der Vereidigung von Mitarbeitern des Weißen Hauses (Bild: Getty Images)
Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence bei der Vereidigung von Mitarbeitern des Weißen Hauses (Bild: Getty Images)

Der neue US-Präsident ist der alte Donald Trump. Das bedeutet eine Zäsur in der Weltpolitik

Ein Kommentar von Jan Rübel

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Es hätte ja noch schlimmer kommen können. Donald Trump hätte zum Beispiel Liechtenstein den Krieg erklären können, oder die Einführung einer neuen Währung, des Trumps. Der neue ins Amt eingeführte Präsident der USA hielt sich indes mit Kleinigkeiten auf – und das ist auch eine Nachricht. Er hielt Reden, die nicht um das Land oder die Welt kreisten, sondern um sich. Und er teilte aus, vor allem gegen die Medien, die nun einen endgültigen Vorgeschmack davon erhielten, wie sich die Beziehungen zum Weißen Haus gestalten werden.

Tatsächlich investierte der Mann im mächtigsten Amt der Welt viel Zeit darin, die Zuschauerzahlen seiner Inaugurationsfeier mit denen von 2009 zu vergleichen, als Barack Obama in den Posten kam. Trump scheut keine Lüge, das wissen wir, aber Lügen hinterm Pult mit dem Adler drauf – daran muss man sich erstmal gewöhnen.

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Wie der neue Pressesprecher des Weißen Hauses eine falsche Information nach der anderen raushaute, nur um Trumps Feier als die größere darzustellen (dem allein der Fotobeweis, diplomatisch ausgedrückt, widerspricht) – das hatte schon Qualitäten, wie man sie nur aus Pjöngjang kennt. Die Beraterin des Präsidenten entschuldigte dies mit einem interessanten Begriff: Der Sprecher habe eben „alternative Fakten“ präsentiert. Damit hat sie einen echten „Scoop of Interpretation“ geliefert.

Nun gibt es also Fakten und alternative Fakten, heißt: Alles ist in Bewegung, die bewussten Lügen schwimmen mit im Strom, so fallen sie weniger auf und verbreiten effektiver ihre Wirkung. Man muss Angst kriegen vor dieser neuen Politik. Trump ist nun kein polternder Wahlkämpfer mehr, der sich durchlog. Nun hat er Verantwortung.

Als eine Art Sahnehäubchen präsentierte der neue Sprecher eine Drohung an die Medien, man werde sie genau beobachten und bei Fehlern zur Rechenschaft ziehen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ein Fehler in Augen des Team Trump wird indes womöglich sein, den alternativen Fakten nicht genügend Glauben zu schenken.

Warm anziehen, bitte

Damit wird einiges klar. Man wird dem Weißen Haus und seinen offiziellen Verlautbarungen mit mehr Misstrauen begegnen. Und es wird einen so genannten Kreuzzug Trumps gegen das geben, das hierzulande als „Lügenpresse“ herumgeistert, gegen Medien also, deren Berichterstattung einfach nicht ins eigene enge Weltbild passt.

Diesen Kreuzzug wird Trump verlieren. Nicht, weil die Medien so stark oder vereint wären – das sind sie nicht. Vielmehr ist Trumps Position schwach. Das alte Sprichwort, nach dem Lügen kurze Beine haben, wird sich nicht in Luft auflösen; langfristig wird Trump mit seiner Pinocchiostrategie nicht durchkommen, zu offensichtlich für alle wird der kontrastreiche Abgleich mit der Wirklichkeit sein.

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Es wird also darauf ankommen, dass Medien sich von Trumps negativem Aktivismus nicht anstecken lassen, sondern einfach ihren Job tun. Dass sie widersprechen, wo es ihnen in ihrer Chronistenpflicht angeraten erscheint. Die Öffentlichkeit dagegen hat gesehen, wie empfindlich und irrational Trump auf die massiven Proteste gegen ihn reagiert – dies ist eine Blaupause, wie man sich bei ihm nachhaltig Gehör verschaffen kann.

Konfrontationen absehbar

Europa schließlich hat aus diesem vergangenen Wochenende auch einiges gelernt: Trump wird versuchen, zu teilen und zu herrschen. Er wird Zwietracht säen wollen. Europa kann sich dem geeint entgegenstellen, und auch seine Rechtspopulisten sollten erkennen, dass ihnen ihr Buddy Donald auch Schaden zufügen wird – weil sie für ihn einfach auf der anderen Seite des Atlantiks stehen. Trumps Erfolg ist auch eine Chance für Europa.

Vielleicht wird das Gift seiner alternativen Fakten weniger eine Schar von Nachahmern zur Folge haben denn ein Besinnen auf Werte wie Aufrichtigkeit und Anständigkeit – unabhängig davon, ob man politisch rechts oder links steht. Trump kann auf den Magen schlagen. Er avanciert gerade zum Schimpfwort. Das sollten all jene Politiker bedenken, die gerade überlegen, vom Schatten seines Erfolgs zu profitieren. Und diese Politiker gibt es nicht nur in der AfD, man findet sie auch bei der Linken und bei der CSU.

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