Frau saugt Einfahrt und wird verspottet - bis der Grund dafür klar wird

Ein Facebook-Video einer Frau, die vor ihrem Haus Einfahrt und Gehsteig saugt, geht viral. Es folgen hämische Kommentare, bis ein Medienbericht den wahren Grund dahinter veröffentlicht.

Wer hätte gedacht, dass Staubsaugen so ein kontroverses Thema werden kann? (Symbolbild: gettyimages / jada photo)
Wer hätte gedacht, dass Staubsaugen so ein kontroverses Thema werden kann? (Symbolbild: gettyimages / jada photo)

In einem kurzen Video, das auf Facebook seit einigen Tagen viral geht, ist eine Frau zu sehen, die den Gehsteig vor ihrem Haus saugt. Mit rechts schiebt sie den Staubsauger, ganz penibel bewegt sie ihn immer wieder vor und zurück, in der linken Hand hält sie das Stromkabel. Aufgenommen wurde das Video aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug, eine Stimme, vermutlich die des Urhebers Brandon Tatro, sagt darin: „Nun, das hier ist Yakima. Jetzt haben wir wohl alles gesehen.“

Putzfimmel, Drogen oder doch ein ganz anderer Grund?

Yakima ist eine Stadt im US-Bundesstaat Washington. Bei der staubsaugenden Frau in dem Video handelt es sich laut einem Bericht des Regionalsenders Kima-TV um Cathy Rodriguez. Die muss seit der Veröffentlichung und schnellen Verbreitung des Videos online einige Witze auf ihre Kosten aushalten. Etwa: „Damit setzt sie mit Sicherheit einen Trend.“ Oder: „Da wird sie noch einige Staubsaugerbeutel füllen.“ Andere unterstellen Rodriguez, sie stehe unter dem Einfluss von Drogen.

Dabei steckte hinter der Aktion kein übertriebener Putzfimmel oder illegale Substanzen. Sondern die Sorge um ihre Mitmenschen. Am Sonntag erzählte Rodriguez dem Regionalsender Kima-TV, dass ein Betrunkener in ihr Fahrzeug, das in der Einfahrt parkte, geknallt sei. Sie habe deshalb Glassplitter und Scherben aufsaugen wollen. Damit sich Fußgänger und Fußgängerinnen nicht verletzten, wenn sie über den Gehsteig liefen. Bei dem Unfall seien, so Rodriguez, die drei hinteren Fensterscheiben des Familien-Vans zu Bruch gegangen und überall herumgeflogen.

Menschen schlagen sich mit Situationen herum, die man von außen nicht sieht

„Nein, ich nehme keine Drogen und ich bin nicht verrückt. Ich habe nur an meine Mitmenschen gedacht und wollte nicht, dass jemand verletzt wird“, sagte sie im Interview. Ihr Fahrzeug, die einzige Transportmöglichkeit der Familie, erlitt bei dem Crash einen Totalschaden. Der betrunkene Fahrer sei zudem nicht versichert gewesen.

Rodriguez sagte weiter: „Niemand sollte einfach so aus der Ferne urteilen. Nein, das ist nicht typisch für Yakima. Niemand hat Crack genommen. Menschen müssen sich mit Situationen herumschlagen, von denen andere nichts wissen.“

Auch Shakira ging kürzlich viral - indem sie ihre Zunge tanzen ließ

Seitdem der tatsächliche Grund für den Staubsauger-Einsatz bekannt geworden war, entschuldigten sich viele Menschen auf Facebook, die zuvor gewitzelt hatten. Jemand schrieb dazu: „Das ist eines unserer Probleme: Wir können nicht warten, etwas zu verurteilen. Stattdessen sollten wir einander helfen und unterstützen.“

Auch Tatro, der das Video ursprünglich ins Netz gestellt hatte, entschuldigte sich auf Facebook: „Es tut mir leid, wenn sich jemand angegriffen gefühlt hat. Viele Menschen haben mir auch privat geschrieben und die Frau verteidigt.“

Spenden sammeln für ein neues Fahrzeug

Rodriguez hat mittlerweile eine Spendenseite auf Gofundme eingerichtet, um mit der plötzlichen Aufmerksamkeit Geld zu sammeln für ein neues Fahrzeug oder um ihr Unfallfahrzeug vielleicht doch noch zu reparieren. Ihr Nachbar habe sich mittlerweile persönlich bei ihr entschuldigt, er sei laut Kima-TV auch der erste Spender gewesen.

Viral ging nun auch ein Film - aus dem Jahre 1895

Rodriguez, die regelmäßig Videos auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Tik-Tok veröffentlicht, hatte sich zwischenzeitlich auch dort zu dem Video Tatros geäußert. In einem Clip sagte sie süffisant: „Wisst ihr, hin und wieder muss ich einfach vor die Tür gehen und die Einfahrt saugen. Und das nur, um sicherzugehen, dass mein Nachbar mich niemals anspricht.“

Update von Freitag, dem 21. Februar 2020

Am Donnerstag hat sich Rodriguez auf der Gofundme-Seite ihres Spendenaufrufs nochmals gemeldet und einen kurzen Text veröffentlicht. Darin bedankt sie sich für die insgesamt 251 Spenden, die sie in der Zwischenzeit erhalten hat und die in Summe ihr angegebenes Spendenziel von 4.000 US-Dollar übertroffen haben. Mittlerweile sind für ein neues Fahrzeug insgesamt 10.255 US-Dollar zusammengekommen. Rodriguez schreibt: „Ich bin überwältigt von den vielen Spenden, den heilsamen Worten und hoffnungsfrohen Nachrichten, die mich erreicht haben. Ich danke euch allen für eure Großzügigkeit.