Der Polizist ist wieder im Dorf: Warum sich nicht alle über die Reunion der Village People freuen

In der Silvesternacht wird am Brandenburger Tor bei der Reunion der Village People unter Garantie grölend zum Hit “Y.M.C.A.” getanzt. Doch eigentlich steht dort nur ein “Village People” auf der Bühne. Die Geschichte einer Band, in der es zum guten Ton gehörte, eine Rolle zu spielen – bis auf die des Leadsängers.

Victor Willis und seine aktuellen Village People
Victor Willis und seine aktuellen Village People

Keine Party ohne “Y.M.C.A.” – das hat sich auch das ZDF gedacht und zur großen Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin die legendären Village People geladen. Wer sich die bewegte Geschichte der Band genauer anschaut, dürfte sich allerdings fragen, wie gut die Laune hinter der Bühne tatsächlich ist.

Viel ist passiert, seit sich die Disco-Band 1977 das erste Mal in ihre Kostüme geschmissen hatte: Mit ihren Hits “Macho Man” oder “In The Navy” sorgen sie bis heute sowohl in Schwulenclubs wie auch auf jeder Mainstream-Party für Stimmung. Als “Chef” galt Leadsänger und Songwriter Victor Willis – der im Cop-Kostüm, und angeblich auch der einzige, der wirklich singen konnte.

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Doch er verließ die Band 1979 und die Village People fanden sich in immer wieder neuen Besetzungen wieder, benannten sich um und dann wieder zurück, feierten Mini-Comebacks und Wiederauferstehungen, kurz: Es war kompliziert. Insgesamt 24 Männer formten die Village People bis heute abwechselnd.

Die Village People in der Original-Besetzung mit Willis
Die Village People in der Original-Besetzung mit Willis

Willis schreibt vor Gericht Musikgeschichte

Leadsänger und Ur-Cop Victor Willis landete indes immer wieder in den Schlagzeilen. Zuerst mit seiner Kokainsucht (die er mittlerweile besiegt hat), dann mit einem Streit über die Tantiemen für die Village-People-Hits, an denen er mitgeschrieben hatte. Damit erlangte er 2012 einen viel beachteten Sieg gegen die Musikindustrie: Er setzte in einem Präzedenzfall gegen seine ehemaligen Verlagsfirmen die Rechte an 33 Songs durch und öffnete damit vielen Musikern, die in den Siebzigern als junge Talente unterirdische Verträge für ihre Musik abgeschlossen hatten, die Tür zu neuen Einnahmequellen.

Der Ur-Cop will zurück zu den Village People

2017 wollte er schließlich wieder zu den Village People – doch die waren nicht so glücklich über die Idee. Immerhin hatte Ray Simpson die Rolle des Cops und Leadsängers fast durchgehend übernommen, seit Willis 1979 ausgestiegen war. Nach eigener Darstellung hatte Willis die alten Bandmitglieder eingeladen, bei seinen “neuen” Village People mitzumachen. Doch sie weigerten sich. Das führte dazu, dass es zeitweise zwei Bands namens Village People gab – die mit Willis als Leadsänger und die mit drei anderen Gründungsmitgliedern und Simpson als Leadsänger.

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Plötzlich gab es zwei Village People

Schließlich musste ein Gericht entscheiden, welche der zwei Bands sich Village People nennen darf – und den Zuschlag bekam die von Willis, dem Ur-Cop. Auf deren Facebook-Seite steht nun: “Die einzig wahren Village People mit dem Original-Leadsänger”. Die anderen Village People nennen sich seitdem Kings of Disco und schreiben auf ihrer Facebook-Seite: “Wir sind die Gruppe, die seit 35 Jahren durch die Welt tourt und die Disco-Mega-Hits […] performt”.

Und die Kings of Disco sind überhaupt nicht gut auf Willis zu sprechen. Village-People-Gründungsmitglied Felipe Rose, der “Indianer” (dessen Vater übrigens wirklich ein amerikanischer Ur-Einwohner vom Stamm der Lakota Sioux ist) sagte zu NBC-News: “Er reißt 40 Jahre einer gut funktionierenden Marke mit ihrer 40 Jahre alten Fanbase an sich. Der Skandal ist, dass er uns alle ersetzt.” Willis dagegen nannte die Band, die jahrelang als Village People weitergemacht hatte, einen Karaoke-Abklatsch, in dem nichts live gesungen wird und alles von Band läuft.

Was für eine unschöne Band-Geschichte – die das Publikum bei der Silvesterfeier hoffentlich bei “Y.M.C.A.” vergessen kann.

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