Der Tag, den es nur einmal gab: Der 30. Februar

Am Mittwoch sind wieder Hunderte Schaltjahr-Kinder in Deutschland geboren worden. Viele 29.-Februar-Geburtstagskinder sind jedoch nicht gerade erfreut darüber, dass sie ihren Ehrentag in allen normalen Jahren auf den 28. Februar vorverlegen müssen. Allerdings gab es in der Vergangenheit bereits Menschen, die noch seltener Geburtstag feiern konnten. Denn Auszüge aus Kirchenregistern belegen: In Schweden gab es einmal einen 30. Februar.



 Wäre es nicht schön, nur alle vier Jahre zu altern? Mit einem Geburtstag am 29. Februar ist das theoretisch möglich, denn den gibt's nur alle vier Jahre - im Schaltjahr. Zahlreiche Schaltjahrbabys wurden am Mittwoch in Deutschland geboren: In Mainz zum Beispiel kam Emil Alexander Heuberger um 8.22 Uhr im St. Vincenz Hospital zur Welt. Seine Mutter Katrin hat gehofft, dass der Kleine nicht am 29. Februar zur Welt komme, weil er dann nur alle vier Jahre "richtig" Geburtstag habe. Für Vater Alexander Pietrowski spielt das Datum keine große Rolle: "Das Wichtigste ist, dass Emil gesund ist."  In Düsseldorf wählten Sabrina Stahl und Stephan Klein den Schalttag ganz bewusst als Hochzeitstermin. "Das Datum passt perfekt zu unserem chaotischen Leben", sagte die Braut.
 
Alle vier Jahre sorgt der 29. Februar für Freude und Verwirrung. Doch die Wenigsten wissen: Es gab sogar einmal einen 30. Februar - und zwar vor 300 Jahren in Schweden, im Jahr 1712. Das Beweisen Auszüge aus Kirchenregistern, die Geburten und Hochzeiten an diesem Tag dokumentieren. Der Hintergrund für den Tag, den es eigentlich nicht gibt, waren Probleme des Landes beim Übergang vom Julianischen zum Gregorianischen Kalender.

Die Entstehungsgeschichte dieses ungewöhnlichen Datums ist komplex. Bereits 1699 hatte Schweden entschieden, zum Gregorianischen Kalender zu wechseln, der damals in Mitteleuropa üblich geworden war. Man wollte sich jedoch nicht von einem Tag auf den anderen anpassen, sondern schrittweise, indem man von 1700 bis 1740 alle elf Schalttage ausfallen lassen wollte. Und tatsächlich ließ Schweden im Jahre 1700 den 29. Februar einfach aus, um sich nach und nach an die Gregorianische Zeitrechnung anzupassen.

Doch weil sich Schweden damals fast permanent im Kriegszustand befand, vergaß man 1704 und 1708 diesen Vorsatz - es gab in diesen Jahren doch wieder einen 29. Februar. König Karl XII. hatte aufgrund der Kriege mit Dänemark-Norwegen und Sachsen schlichtweg Wichtigeres zu tun, als sich um den Kalender zu kümmern - und entschied deshalb 1711, zum alten Julianischen Kalender zurückzukehren.

Dem Julianischen Kalender war Schweden nun aber einen Tag voraus. Diesen einen Tag Vorsprung musste Schweden durch einen zusätzlichen Tag ausgleichen: dies war der 30. Februar 1712, ein zweiter Schalttag. So war Schweden zumindest mit den Ländern mit Julianischem Kalender wieder im Einklang.

Wenn der kleine Keno Grüber aus Hannover, Baby Nicklas und Sarah aus Erfurt oder Emil Alexander Heuberger aus Mainz, die allesamt am Mittwoch, den 29. Februar 2012 geboren wurden, einmal traurig sind, dass es ihren Geburtstag nur so selten gibt, tröstet sie diese Anekdote vielleicht ein wenig.