Designierte SPD-Chefin bei „Maybrit Illner“: Sieht so Nahles-Optimismus aus?

Andrea Nahles ist vom Umfragetief angeblich nicht überrascht. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)
Andrea Nahles ist vom Umfragetief angeblich nicht überrascht. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)

Pfeifen im Walde oder echte Zuversicht? Die designierte SPD-Chefin Andrea Nahles gibt sich bei „Maybrit Illner“ von den verheerenden Umfrageergebnissen ihrer Partei „nicht überrascht“. Sie setzt alles auf ein „Ja“ der Mitglieder zum Koalitionsvertrag und versichert: „Ich bin nicht pessimistisch, was die Zukunft angeht.“

Auf 17 Prozent kommt die SPD im aktuellen „Deutschlandtrend“ der ARD. Damit liegen die Sozialdemokraten in der Wählergunst bei 50 Prozent der Union und nur drei Prozentpunkte über der Alternative für Deutschland. Die designierte Parteichefin gibt sich gelassen. „Wir werden sicherlich jetzt, nachdem wir so große Debatten hatten, auch nicht überrascht sein, dass die Umfragen nicht top sind“, sagte Noch-Fraktionschefin Andrea Nahles am Donnerstagabend bei „Maybrit Illner“. Sie fügte hinzu: „Ich bin nicht pessimistisch, was die Zukunft angeht.“

Für Nahles hängt es nun von der Zustimmung der SPD-Mitglieder zum ausgehandelten GroKo-Vertrag ab. „Ich glaube, wenn wir ein ‚Ja’ hinkriegen – dafür werbe ich, dafür bin ich viel unterwegs in Deutschland zur Zeit – für diese Regierungsbeteiligung, dann können wir auch viel davon umsetzen, was wir rausgehandelt haben und das wird, denke ich, dann auch wieder überzeugen.“ Vom Kampfgeist beim Bonner Sonderparteitag, an dem auch dank ihrer mitreißenden Rede die Aufnahme förmlicher Koalitionsverhandlungen beschlossen wurde, war bei dem matt vorgetragenen Plan nicht viel zu spüren.

Es diskutierten Sina Trinkwalder, Peter Altmaier, Maybrit Illner, Andrea Nahles, Nicola Beer und Stefan Sell (v.l.n.r.). (Bild: ZDF/Svea Pietschmann
Es diskutierten Sina Trinkwalder, Peter Altmaier, Maybrit Illner, Andrea Nahles, Nicola Beer und Stefan Sell (v.l.n.r.). (Bild: ZDF/Svea Pietschmann

Die Ausgabe der ZDF-Talkshow sollte sich offiziell gar nicht vorrangig um die GroKo drehen. Sie stand unter dem Motto „Digital oder sozial – die Angst um die Arbeit von morgen“. Ein Schlagabtausch zwischen Nahles und ihrem vermutlich künftigen Amtskollegen Christian Lindner blieb aus. Der FDP-Chef ließ sich kurzfristig durch Generalsekretärin Nicola Beer vertreten. Sie warnte vor dem Verschlafen der Digitalisierung: „Diese Veränderung findet statt. Wir haben jetzt noch auf den letzten Drücker die Möglichkeit zu sagen: Wir wollen sie selbst gestalten, weil sonst werden andere uns gestalten.“

Arbeitsmarktforscher Stefan Sell forderte die Politik zum schnellen Gegensteuern auf: „Deswegen muss eine ganz wichtige politische Antwort sein, dass wir verhindern, dass uns sozusagen dieses stabile Lohnniveau, was wir durch die breite Mitte hatten, dass uns das jetzt wirklich, und zwar nach oben und nach unten, wegbricht.“ Der Talkshow-gestählte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) hingegen meinte: „Wir haben eine Entwicklung, die hat Herr Sell angesprochen, dass durch die Automatisierung, die Digitalisierung, sehr viele Arbeitsplätze wegfallen werden auf der ganzen Welt. Aber es werden ungefähr genau so viele neue entstehen.“

Für die Unternehmerin Trinkwalder ist Job nicht gleich Job. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)
Für die Unternehmerin Trinkwalder ist Job nicht gleich Job. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)

Da war der Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schon mal auf derselben Linie wie der mögliche Koalitionspartner. „Ich behaupte, dass diese apokalyptische Herangehensweise, dieses ganze Negativbild hier, den Leuten unheimlich Angst macht“, sagte Nahles. „Die Arbeit ändert sich, aber die Arbeit fällt nicht einfach weg.“ Unternehmerin Sina Trinkwalder hingegen warnte davor, die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der breiten Masse angesichts der „fundamentalen“ Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu überschätzen.

„Es gibt einfach Menschen, die nicht die Möglichkeit und Fähigkeit und Fertigkeit haben, heute dieses, morgen jenes zu machen“, sagte die Gründerin der Textilfirma Manomama, die „radikal regional, vom Garn bis zur Naht“ in Deutschland produziert. Nicht jeder Arbeitnehmer eigne sich nun einmal für die Selbstständigkeit oder zum Chef.

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