Skandal in US-Nuklearwaffenstützpunkt: 14 Soldaten nahmen LSD

Der Stützpunkt „F.E. Warren“ in Wyoming dürfte den Ruf der US-Luftwaffe endgültig ruiniert haben. Seit Jahren wird über Skandale in der Air Force berichtet. (Bild: AP Photo/Mead Gruver)
Der Stützpunkt „F.E. Warren“ in Wyoming dürfte den Ruf der US-Luftwaffe endgültig ruiniert haben. Seit Jahren wird über Skandale in der Air Force berichtet. (Bild: AP Photo/Mead Gruver)

Die Basis der amerikanischen Luftwaffe in Wyoming hat ein Imageproblem: Die dort stationierten Soldaten sollen eigentlich Atomwaffen beschützen – allerdings nahmen viele der Mitarbeiter des Raketenstützpunktes in ihrer Freizeit Drogen. Sie landeten vor dem Militärgericht. Jetzt wurden Details zu den Vergehen der Soldaten veröffentlicht.

Auf dem Raketenstützpunkt „F.E. Warren“ bei Cheyenne im US-Bundesstaat Wyoming sind Einheiten des Luftwaffenkommandos für weltweite Militärschläge stationiert, die Interkontinentalraketen betreiben. Etwa 3000 Personen wohnen dort – und einige davon hatten offenbar öfter mal Langeweile: Schon im März 2016 berichtete die Nachrichtenagentur AP über den Drogenskandal auf dem Stützpunkt, weil sich einer der Soldaten beim Kiffen gefilmt und das Video bei Snapchat hochgeladen hatte. Die Truppe um den „Internet-Star“ stand danach im Visier der Ermittler.

Die Ergebnisse wurden nun von der Nachrichtenagentur AP veröffentlicht, die Einsicht in Gerichtsdokumente erhielt: Die Ermittler fanden heraus, dass insgesamt 14 Soldaten LSD konsumierten, auch Kokain und Ecstasy sollen bei den Kameraden beliebt gewesen sein. Allerdings, so heißt es in dem Bericht, konsumierten sie die Drogen nie während der Arbeitszeit. Doch das macht die Brisanz des Falles nicht kleiner. Schließlich arbeiteten die Beschuldigten auf einem Nuklearstützpunkt.

Hinter diesem Zaun sollen die Soldaten teilweise miese Trips erlebt haben. (Bild: AP Photo/Mead Gruver)
Hinter diesem Zaun sollen die Soldaten teilweise miese Trips erlebt haben. (Bild: AP Photo/Mead Gruver)

Ein Soldat namens Kyle S. Morrison berichtete in Aufzeichnungen, die dem Gericht vorlagen, von einem tollen Rausch, und dass er sich damit sehr lebendig gefühlt habe – allerdings wäre er überhaupt nicht in der Lage gewesen, im Notfall einzugreifen. Kamerad Tommy Ashworth bestätigte, er hätte im LSD-Rausch niemals auf eine Notfallsituation reagieren können, weil ihm „Minuten wie Stunden vorkamen“. Airman Nickolos A. Harris wird in den Dokumenten als „Anführer“ der Truppe bezeichnet und gab vor Gericht zu, dass er eben eine Suchtpersönlichkeit habe: „Ich habe es geliebt, mein Bewusstsein zu erweitern.“ Chefankläger Captain Charles Grimsley sagte dazu: „Es klingt wie aus einem Film, aber das ist es nicht.“

Andere Soldaten berichteten in Videoaufnahmen, deren Audiotranskripte dem Gericht vorlagen, von schlechten Trips, die weitere Auswirkungen zur Folge hatten: Von Panikattacken oder Verfolgungswahn war größtenteils die Rede. Die Experimentierfreudigkeit der Soldaten hatte im Nachgang einen hohen Preis: Alle 14 wurden zu Disziplinarstrafen verdonnert, sechs von ihnen wurden wegen Drogenbesitzes und/oder -konsums von Militärgerichten verurteilt. Soldat Nickolos A. Harris muss sogar für zwölf Monate wegen des Gebrauchs und Verkaufs von LSD sowie des Gebrauchs von Ecstasy, Kokain und Marihuana ins Gefängnis. Soldat Morrison sagte gegen seine Kameraden aus und erwirkte so eine mildere Strafe von fünf Monaten Haft, Arbeitstagen und einer Geldstrafe.

Einer der Beschuldigten wollte sich bereits aus dem Staub machen, als die Ermittlungen begannen: Der Soldat Devin R. Hagarty setzte sich mit einem Rucksack und Bargeld nach Mexiko ab, stellte sich allerdings später den Behörden. Er gab vor Gericht zu, die Drogen konsumiert und teilweise verkauft zu haben. Jetzt wurde er nicht nur aufgrund des Drogenkonsums, sondern auch wegen Desertation verurteilt.

Ein Sprecher der amerikanischen Luftwaffe, Oberstleutnant Uriah Orland, versuchte gegenüber AP den ohnehin schon angeschlagenen Ruf der Air Force zu retten und verwies auf die Tatsache, dass der Drogenkonsum außerhalb der Arbeitszeiten stattfand: „Es gibt zahlreiche Checks, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter im Dienst nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen und ihre Mission sicher, gewissenhaft und effektiv ausführen können.“ Beruhigend für die Bevölkerung dürften diese Worte allerdings nicht wirklich sein.