Deutschland im internationalen Vergleich - Globale Studie: Diese Länder sind die adipösen Spitzenreiter bei Kindern
Deutschland hat kein Problem mit dicken Kindern und Jugendlichen. Das zeigt eine Übersichtsarbeit aus 154 verschiedenen Ländern. Wesentlich höher liegen die Zahlen zum Beispiel in Ländern mit der gehypten Mittelmeerkost. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ordnet die Studie ein.
Was hat die aktuelle globale Großstudie zu Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen gezeigt?
In dieser Übersichtsarbeit wurden insgesamt 2033 Studien aus 154 verschiedenen Ländern oder Regionen mit fast 46 Millionen Personen einbezogen - Deutschland ist auch dabei. Und diese neue globale Großstudie, im Juni 2024 publiziert im renommierten Medizinfachjournal JAMA, bestätigt, was wir bereits seit langem wissen: Deutschland hat kein Problem mit einer „Dicke-Kinder-Schwemme“, einer „Generation fetter Jugendlicher“ oder ähnlichem Alarmismus, denn die Fakten sind klar: Fast 96 % der deutschen Kinder & Jugendlichen sind nicht fettleibig.
Des Weiteren zeigt die Studie sehr interessante Vergleichsdaten: Die Prävalenz (Häufigkeit) „juveniler Adipositas“ ist beispielsweise in zahlreichen Ländern mit der als übergesund gehypten Mittelmeerkost deutlich ausgeprägter als bei uns: So liegen die Zahlen wesentlich höher in Kroatien (6,8 %) und Zypern (6,5) - und sie sind fast doppelt so hoch in Griechenland (8,2), Italien (8,5) und Portugal (8,4).
Auch in vielen ärmeren Ländern, wo man es nicht erwarten würde, lebt mehr fettleibiger Nachwuchs: Die adipösen Spitzenreiter mit Häufigkeitsraten deutlich über 20 % sind die Bahamas, Polynesien, Kuwait und Puerto Rico.
Gibt es auch aktuelle Daten direkt aus Deutschland zur Häufigkeit „juveniler Adipositas“?
Ja, von den beiden großen Krankenkassen Barmer und DAK - diese Daten entsprechen der aktuellen JAMA-Studie: 96,45 % aller deutschen Kinder & Jugendlichen sind nicht fettleibig. Damit bestätigen diese aktuellen Gesamtzahlen (3,55 %) von Deutschlands zweitgrößter gesetzlicher Krankenversicherung, Barmer, die Verlaufsdaten der drittgrößten bundesweiten Krankenkasse.
Denn der DAK-Kinder- & Jugendreport dokumentierte in sechs aufeinanderfolgenden Veröffentlichungen unverändert: Insgesamt wurde bei etwa 3,7 % aller Kinder und Jugendlichen in den Jahren 2016 bis 2021 eine Adipositas-Diagnose gestellt. Da die DAK-Daten eine hohe Repräsentativität aufweisen (im Altersgruppenvergleich zum Mikrozensus), ist eine Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf Gesamtdeutschland sehr wahrscheinlich. Das gleiche gilt für die Barmer-Daten.
Wie könnte eine Softdrinksteuer dazu beitragen, das Problem der Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen?
Wahrscheinlich überhaupt nicht. Denn die wissenschaftliche Datenlage ist so dünn wie eine Seifenblasenwand, die Studien dazu sind voller Limitierungen, die von den Autoren auch klar benannt werden.
Hinzu kommt, dass zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen weniger als dreimal pro Woche zuckerhaltige Erfrischungsgetränke trinken - also maximal zwei Gläser Limo pro Woche, es können auch weniger sein.
Diese aktuellen KIDA-Daten des Robert Koch-Instituts lassen die Relevanz der Lebensmittelgruppe „Softdrinks“ bei der Entwicklung von Fettleibigkeit ins Minimale absacken - und grundsätzlich gilt: es weiß auch niemand, welchen Einfluss welches Essverhalten auf die wenigen Prozent fettleibiger Kinder in Deutschland hat. Und dann solch´ eine „Gießkannenmaßnahme“ ohne jegliches wissenschaftliches Fundament zu fordern, das zeigt die totale Hilflosigkeit der Politiker - respektive schielen sie nur auf die Steuern: frische Einnahmen für die Staatskasse kaschiert als „Gesunderhaltungsmaßnahme für Kinder“. Das wäre schon dreist.
Inwiefern könnten Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel die Prävalenz von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen senken?
Auch das weiß niemand. Unser Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir plant zwar ein umfangreiches deutschlandweites Verbot, um an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung für „ungesunde“ Produkte massiv einzuschränken - doch dem Plan fehlen die wissenschaftliche Evidenz und damit die gesetzliche Grundlage.
Vor allem gilt auch hier: Selbst wenn diese Lebensmittel Kinder dick machen würde. sie geht völlig an der Zielgruppe vorbei. Denn gerade hat eine neue Studie der Uni Ulm folgendes Wissen bestätigt: Kinder sind häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat.
Wesentlich relevanter scheint jedoch der Bildungsstatus der Eltern zu sein. Man sollte also diesen Kindern ganz gezielt helfen. Doch das macht niemand - weder Lauterbach noch Özdemir und Paus, alle ducken sich bei diesem „sozialen Sprengstoff“ lieber weg.