Die große Bauernolympiade: Hat RTL kein Geld mehr?

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Einen Tag nach dem Ende der Olympischen Spiele versucht sich RTL sportlich auf dem Trash-Niveau. Auf dem Land, so heißt es, soll es sportlich hoch hergehen. Bauern würden jedes Jahr ihre eigenen Olympiaden abhalten. Ah ja. Das machen Landwirte also.

Mit Heinrich, Josef, Bruno, Leonhard und Gunther hat man fünf Landwirte aus “Bauer sucht Frau” versammelt, die gegen ein - wie es die Bild-Zeitung im Vorhinein betitelte - Z-Promi-Team antreten. Eine Gruppe, wie man sie auch am Ballermann trifft: Schauspieler und Stuntman Sam Eisenstein, der von RTL zumindest so genannte „Entertainer“ Jürgen Milski, Doku-Soap-Darsteller Detlef Steves, die Ex-Fußballprofis Ailton und Thorsten Legat. Und schon vor der Sendung hatte Thorsten Legat kundgetan: „Ein Thorsten Legat verliert nicht mit seinem Team!“

Eine Art Dschungelcamp auf dem deutschen Land also. Ohne die Ekelprüfungen. Dafür mit noch mehr Fremdschämen – so denkt man vorher. Doch das Fremdschämen bleibt lange aus, vielmehr treibt man lange dahin auf einem Meer erstickender Langeweile.

Schon die tatsächlichen Olympischen Spiele in Rio waren für viele eher enttäuschend. Leere Stadien, buhendes Publikum, Doping, lügende amerikanische Schwimmer. Vielleicht will RTL dem IOC ja auch nur helfen und sagen: Hey Publikum, es kann noch viel, viel schlimmer kommen.

Und so sitzt man vor dem Fernseher und fragt sich: Warum? Die Idee von seltsamen Sportevents als Fernsehshows, die selbst bei Stefan Raab schon nicht besonders ausgefallen aber doch beliebt war, die muss nicht weitergedreht werden, bis sie zur Folter wird. Man weiß manchmal nicht, ob man sich lieber Augen oder Ohren zu halten möchte. Man hat ja leider nur zwei Hände.

Und so plätschern die Disziplinen unterlegt von hibbeligen Countrysamples vor sich hin. Der „Wiesen-Slalom“, ein Trecker-Rennen, bei dem Thorsten Legats Brüllen selbst die massiven Dieselmotoren übertönt, macht den Anfang. Bei „Alarm im Hühnerstall“ laufen die Kombattanten als Füchse verkleidet durch die Gegend und sammeln Kuscheltierhühner ein.

Billig, dilettantisch, zum Fremdschämen

Spätestens hier fragt man sich, wie es bei RTL um die Finanzen steht, so billig und dilettantisch wirkt alles zusammengeschustert – von den Kostümen bis zu den Requisiten. Es folgen dann noch Strohballen-Curling, ein Quizz, ein Schubkarren-Rennen und Gummistiefel-Zielschießen.

Und beim Letzteren, war der Punkt erreicht, wo selbst Jochen Bendel, der die Show zusammen mit Inka Bause moderierte, beim Kommentieren sich selber zu Tode zu langweilen schien, so monoton plätscherte seine Wiedergabe des Geschehens dahin.

Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, und weil man sich bis zu diesem Punkt auch noch nicht genügend fremdgeschämt hat, hat man bei RTL noch ein Konzert für den Schlussakt organisiert. Irgendwo aus der Versenkung einer Dorfdisko hat man also DJ Ötzi ausgegraben. Der spielt seine neue Single „A Mann für Amore“. Spätestens jetzt scheint alles verloren.

Verlieren tut hier aber nur der Zuschauer. Gewonnen hat dann tatsächlich Thorsten Legat.

Eine gute Nachricht gibt es dann doch: Alle erspielten Gewinne, 11.000 Euro, kommen einem guten Zweck zugute. 5.500 Euro gehen an die RTL-Kinderhäuser und 5.500 Euro an ein Hilfswerk in Benin, das blinden Kindern hilft. Das ist immerhin etwas, nach zwei Stunden Qual. Hätte RTL das Geld einfach direkt gespendet, man hätte dem Publikum viel erspart.

(fs)

Foto: RTL / Stefan Gregorowius