Die Leiden der Hannelore Kohl

Der Journalist und enge Vertraute von Hannelore Kohl, Heribert Schwan, schildert in einer Biografie tragische Details aus dem Leben der Kanzlergattin. Dazu zählt eines ihrer dunkelsten Geheimnisse: Vergewaltigungen im zweiten Weltkrieg.

Die Frau mit der blonden Perücke und dem dicken Make-up warf bei Journalisten und Bekannten schon immer viele Rätsel auf. Als sich Hannelore Kohl im Juli 2001 mit einer Überdosis Tabletten das Leben nahm, wusste fast niemand um ihr dunkelstes Geheimnis, von dem sie Tag für Tag geplagt wurde. In seinem Buch „Die Frau an seiner Seite: Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ veröffentlicht der Journalist Heribert Schwan nun eine Biografie, die bisher unbekannte und tragische Details aus dem Leben der Politiker-Ehefrau preisgibt.

In Kontakt zu Hannelore Kohl kam der Journalist Schwan über ihren Mann, den Bundeskanzler und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl. Im Jahre 1985 half Schwan ihm bei der Abfassung seines ersten Memoirenbandes. „Sie hat es mir angerechnet, dass ich mehr erzählen wollte als die übliche Geschichte von der Birne und der Barbie aus der Pfalz. Deshalb hat sie sich mir gegenüber geöffnet“, wird Schwan von der „Zeit“ zitiert.

"Wie ein Sack Zement" aus dem Fenster geworfen

Zu den anvertrauten Details gehört die Schilderung, wie russische Soldaten kurz vor Kriegsende die damals zwölfjährige Hannelore Renner mehrfach vergewaltigten und sie dann „wie einen Sack Zement“ aus einem Fenster warfen. Seit diesem furchtbaren Tag hatte sie mit einer schweren Wirbelsäulenverletzung zu kämpfen, wie der „Spiegel“ in einem Vorabdruck schreibt. Auch wurde sie zeitlebens von Erinnerungsschüben geplagt, sobald sie den Geruch von Knoblauch, Alkohol oder Achselschweiß wahrnahm. Deshalb sei Hannelore Kohl depressiv gewesen, habe bis zur Abhängigkeit Tabletten geschluckt. Psychologische Hilfe wollte sie nicht, „weil sie niemandem vertraute und Angst hatte, ihr Leben mit all ihren Erinnerungen erläutern zu müssen“, sagt Schwan.

Im Jahre 1993 erkrankte Hannelore Kohl infolge einer Penicillin-Unverträglichkeit an einer seltenen Lichtallergie. Beim kleinsten Sonnenstrahl rötete sich die Haut und es bildeten sich juckende Quaddeln. Zu dieser Zeit unternahm der Journalist Schwan oftmals lange Nachtspaziergänge mit ihr. Für Hannelore Kohl waren diese Spaziergänge die einzige Möglichkeit, an die frische Luft zu kommen. Und unbeobachtet und vertrauensvoll über ihre schwere Vergangenheit zu reden.

In dem Buch „Die Frau an seiner Seite: Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ wurde auch der Abschiedsbrief gedruckt, den Hannelore Kohl ihrem Mann am 4. Juli 2001 hinterlassen hat. Der Brief, unterzeichnet mit ihrem intimen Kosenamen „Dein Schlänglein“, enthält keinerlei Vorwürfe. Darin dankt sie ihrem Mann „für viel Hilfe, Zuspruch und Deine Versuche, mein Leben zu erleichtern.“

Unterdessen berichtet „Spiegel Online“ über eine Verfilmung ihres Lebens. Demnach hat Starproduzent Nico Hofmann die Filmrechte an der Biografie „Hannelore Kohl – ihr Leben“ gekauft. Sender, Besetzung und Drehbeginn für den Zweiteiler stehen aber noch nicht fest. Ob die traurigen Details aus Schwans Biografie ebenfalls Erwähnung finden werden, ist ebenfalls ungewiss.