Diese „Argumente“ stellen sich nun als Brexit-Lügen heraus

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Bislang hat das EU-Austrittsreferendum Großbritannien vor allem eines beschert: Chaos. In den vergangenen Tagen ging es im Vereinten Königreich drunter und drüber, von der Rücktrittsankündigung David Camerons bis hin zu den erneuten Separationsbestrebungen Schottlands.

Es gibt sogar zahlreiche Brexit-Wähler, die sich mittlerweile im britischen Fernsehen reuig gezeigt haben. Würden sie noch einmal abstimmen können, so würden sie für einen Verbleib Großbritanniens in der EU votieren. Es sind vor allem die Argumente der Brexit-Befürworter, die sich nun als mehr oder weniger haltlos herausstellen, die für Katerstimmung von London bis Edinburgh sorgen.

Da wäre zunächst das Versprechen, dass man die wöchentliche Überweisung von 350 Millionen Pfund an Brüssel in Zukunft für das chronisch marode britische Gesundheitssystem NHS nutzen wolle. Doch erstens stellte sich heraus, dass die bisher an die EU überwiesene Summe in Wahrheit bei „nur“ 110 Millionen Pfund liegen soll. Und zweitens zogen etliche Brexit-Politiker nach dem Ausgang des Referendums dieses Versprechen wieder zurück oder wollten, wie etwa UKIP-Chef Nigel Farage, nie ein Versprechen abgegeben haben wollen.

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Auf mögliche Unabhängigkeitsbestrebungen von Schottland sagte der ehemalige Londoner Bürgermeister und Brexit-Ideologe Boris Johnson vor der Wahl: „Wir hatten ein Schottland-Referendum 2014. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir bald ein weiteres haben werden.“ Nun stehen jedoch alle Zeichen auf eine erneute Abspaltungswahl. Und das war abzusehen. Schottland hatte beim Brexit-Votum mehrheitlich für einen Verbleib in der EU gestimmt.

Viele Austritts-Befürworter haben auch gehofft, dass ein von Brüssel unabhängiges Großbritannien den Zustrom von Migranten begrenzen könnte. Doch auch hier sind nach dem Votum neue Töne zu vernehmen: „Wir haben nie gesagt, dass es einen radikalen Rückgang geben wird“, sagte Daniel Hannan, ein Brexit-Fan, im BBC-Fernsehen.

Zudem haben Brexit-Politiker immer wieder betont, dass man weiterhin mit der EU kooperieren werde und Großbritannien auch weiter Vorteile beim Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben werde. Angela Merkel erteilte dem aber eine Abfuhr. Bei den Austrittsverhandlungen werde es keine „Rosinenpickerei“ geben, sagte die Bundeskanzlerin. Alles in allem sieht es also danach aus, als wären 52 Prozent der Wähler der Brexit-Kampagne auf den Leim gegangen.

Bild: ddp

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