Dieses TV-Duell ließ weder Trump noch Clinton straucheln

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20 Tage vor der Wahl gab es das dritte und letzte Fernsehduell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Es wurde das bisher sachlichste. Doch am Ende kam es zum Eklat.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Das Ruder hat Donald Trump nicht herum gerissen. Und Hillary Clinton hat sich keinen großen Patzer geleistet – das ist das Fazit dieses Auftritts der beiden Kandidaten für das US-Präsidentenamt in der Nacht auf Donnerstag in Las Vegas.

Die Voraussetzungen waren unterschiedlich. So viel Porzellan war in den vergangenen Wochen für Trump kaputt gegangen, so viel Peinliches empor gekrochen, dass Clinton in den Umfragen wie die sichere Siegerin ausgesehen hat. Daran wird dieses Fernsehduell wenig ändern.

Denn der Termin war die große Chance für Trump, noch einmal entscheidende Akzente zu setzen; zumal ihm wesentlich weniger Wahlkampfgelder zur Verfügung stehen als seiner Kontrahentin, welche nun in den letzten Tagen gezielter ihre Kampagnen auf Schlüsselwähler und -regionen ausrichten kann. Clinton musste also nur verteidigen, sich in keinen Schlamassel hineinreden. Das ist ihr gelungen. Und Trump legte seinen am wenigsten lächerlichen Auftritt hin. Für einen allgemeinen Stimmungsumschwung reicht das wohl nicht.

Endlich Inhalte

Es war die bisher sachlichste Debatte im Wahlkampf. Zwar bewarfen sich die beiden kiloweise mit Verbalschlamm, aber zum einen war nach den letzten Entgleisungen Trumps Schlimmeres befürchtet worden. Und zum anderen geriet die Sendung tatsächlich stellenweise zum argumentativen Austausch über Sachthemen. Endlich konnten sich die Wähler einen Eindruck von den inhaltlichen Profilen der beiden machen.

Die Reaktionen auf das dritte TV-Duell

Clinton spielte die Präsidentin, zeigte sich zurückgenommen. Und Trump präsentierte sich als jemand, der kein Kinderfresser sein will. Das wirkte, für Trumpverhältnisse, auch ziemlich zurückgenommen.

Erst nach 30 Minuten, als seine Aufmerksamkeit wie erwartet nachließ, startete Trump echte Attacken und Beleidigungen. Vorher beließ er es bei den üblichen Halbsätzen, die gewohnt ausgrenzten. Das Thema Einwanderung etwa begann er mit dem Hinweis, im Publikum säßen vier Frauen, deren Kinder von illegal Eingewanderten getötet worden seien. Punkt. Die unterschwellige Botschaft: Die töten unsere Kinder.

Trumps Strategie: Er sei cleverer als Clinton. Sie sei dumm. Er werde mit den Mächtigen dieser Welt besser und erfolgreicher für die USA verhandeln. Einige Beispiele: „Ich kenne Putin nicht. Er hat nette Dinge über mich gesagt. Wenn wir gut miteinander auskommen, ist das doch eine feine Sache.“ „Assad ist viel cleverer als Clinton und Obama.“… „Die reichen Länder sollen für den Schutz durch uns zahlen.“ Letzteres war unter anderem an Deutschland gerichtet. Warum dem so sein soll, sagte Trump nicht. Mindestens viermal warf er Clinton vor, ihre Partei habe schlechte Handelsverträge abgeschlossen – diese werde er ändern.

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Clinton reagierte streckenweise farblos, versuchte hin und wieder einen persönlichen Konter. Zum Beispiel verwies sie darauf, dass Clinton in seinen Hotels chinesischen Stahl verbaut habe. Seine Retourkutsche: „Warum haben Sie es mir nicht unmöglich gemacht, chinesischen Stahl zu kaufen?“

Allein, dass sich Trump bis dahin nicht so lächerlich machte wie früher, schien auf einen Punktsieg hinzudeuten, zumindest gefühlt.

Clinton blieb bei ihrer sachlichen Linie. Sie appellierte an die Einheit des Landes, warb für höhere Steuern für Reiche, für mehr Sozialausgaben und ein Mittelstandsförderprogramm. Es blieb wenig griffig und konkret.

Am Ende dann der Eklat

Doch dann kam das Unvermeidliche. Trump bleibt Trump. Bei zwei Punkten redete er sich doch um Kopf und Kragen.

Zu den Vorwürfen zahlreicher Frauen, er habe sie sexuell diskriminiert und belästigt, fiel ihm nur reines Leugnen ein. „Ich kenne diese Frauen überhaupt nicht, all diese Geschichten sind widerlegt“, meinte er. Und: „Die Frauen wollen von meinem Ruhm profitieren oder wurden von Ihrem Wahlkampfteam beauftragt“, sagte er zu Clinton. Das wirkte schwach und gewohnt manipulativ.

„Trump greift Frauen und ihre Würde an, um sich größer zu machen“, entgegnete Clinton, die nun eindeutig punktete. Es reichte, Trump seine eigenen Worte vorzuhalten. Der zeigte keine Scham, die Beine verbal in die Hand zu nehmen: „Ich möchte noch gern über den IS reden“, sagte er dann. Oder: „Ich will noch über ihre Emails reden“ – alles Ablenkungsmanöver, die wegen ihrer Plumpheit nicht funktionierten.

Der größte Knaller aber kam gegen Schluss. Seit Tagen streut Trump Gerüchte, die Wahlen würden gefälscht werden. Auf die Frage des starken und unabhängig vorgehenden Moderators, ob er denn das Wahlergebnis am 8. November anerkennen werde, sagte Trump schmallippig: „Ich werde es mir anschauen, wenn es passiert ist.“ Das lässt Böses ahnen. Und zeigt, wie wenig demokratisch dieser Mann denkt. „Die Medien sind so schlimm“, argumentierte der Republikaner, „sie vergiften das Denken der Wähler“. Und über Clinton: „Sie dürfte gar nicht kandidieren, allein deswegen sage ich, dass die Wahlen gefälscht sind.“ Damit spielte er auf die „Email-Affäre“ Clintons an, bei der sie als amtierende Außenminister Berufliches über ihre privaten Emailadressen verschickte; ein sehr angreifbares Vorgehen, sicherlich aber kein Ausschlussgrund für eine politische Kandidatur.

Faktencheck: Lässt sich eine US-Wahl manipulieren?

Trump plant also schon für den Tag der möglichen Niederlage. Er wird sich, so ist zu befürchten, nicht nur als schlechter Verlierer zeigen. Die Wahlen anfechten. Spalten. Er sägt damit an den Traditionen der amerikanischen Demokratie. Er will die White Angry Men um sich scharen. Warum, weiß nur er. Aber gut für das Land wird das nicht sein.

Bild: dpa