Donnerstag, 6. Juni 2019: Das müssen Sie heute wissen

Sozialdemokraten gewinnen Parlamentswahl in Dänemark, gewaltiges Gewitter über Europa und Portugal bejubelt Fußballstar Ronaldo: der Überblick über die Nachrichten der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Fiat zieht Angebot zu Fusion mit Renault zurück

• Die unerwartete Ablehnung hat offenbar politische Gründe

Doch keine Riesen-Fusion: Überraschend hat der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) in der Nacht zum Donnerstag sein milliardenschweres Angebot zur Fusion mit dem französischen Konkurrenten Renault zurückgezogen. Zuvor hatte Renault förmliche Fusionsgespräche mit FCA verschoben, da die französische Regierung um einen Aufschub gebeten hatte. In einem offizellen Statement von Fiat heißt es: „Es ist jedoch klar geworden, dass die politischen Voraussetzungen in Frankreich derzeit nicht gegeben sind, um einen solchen Zusammenschluss erfolgreich voranzubringen.“ Fiat hatte Renault Ende Mai eine Fusion vorgeschlagen. Der französische Hersteller hatte sich grundsätzlich offen für den Zusammenschluss gezeigt. Die Firmen wären zum drittgrößten Autokonzern der Welt verschmolzen und hätten Marktführer Volkswagen und Toyota herausgefordert.

Rot-grün-rote Regierung in Bremen?

• Die Grünen schlagen nach der Bürgerschaftswahl rot-grün-rote Koalition vor

Rund 70 Jahre schien die SPD in Bremen unantastbar. Nach der Bürgerschaftswahl vor anderthalb Wochen bekommt die rote Regierung nun offenbar einen grünen Farbklecks. Als drittstärkste Partei sind die Grünen „Regierungsmacher“, denn die SPD und CDU begannen noch am Wahlabend um eine Koalition mit den Grünen zu buhlen. Nun hat sich der grüne Landesvorstand für eine rot-grün-rote Regierung ausgesprochen. Diese Konstellation biete eine stabile Mehrheit für „mutige, neue Schritte in der Politik des Landes Bremen“, sagte Landesvorsitzender Hermann Kuhn. Der Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch sieht in den möglichen Koalitionsverhandlungen ein bundespolitisches Signal: „Das erste Mal Regierungsverantwortung im Westen rückt nahe.“ Am Donnerstag will die Bremer Landespartei der Grünen entschieden, ob tatsächlich Verhandlungen mit SPD und Linkspartei stattfinden.

Angespannte Lage im Sudan

• Opposition will nach blutiger Auseinandersetzung nicht mit Militär verhandeln

Dutzende Leichen schwimmen noch immer im Nil, nachdem das Militär im Sudan am Montag gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen ist. Rund 100 Menschen kamen dabei ums Leben. Mehr als 300 Personen wurden verletzt. Die über Wochen andauernde Sitzblockade der Demonstranten hatte maßgeblich zum Sturz von Präsident Omar al-Baschir beigetragen, der drei Jahrzehnte lang an der Macht war. Nach der gewaltsamen Auseinandersetzung hatte die Militärführung die Gespräche mit der Opposition über eine zivile Übergangsregierung beendet. Auf internationalen Druck hin signalisierte sie am Mittwoch dann doch Bereitschaft – nun lehnte die Opposition ab.

Doch keine Mexiko-Zölle?

• Trumps Wirtschaftsberater relativiert Notwendigkeit von Strafzöllen

Erneuter Meinungswechsel im Kabinett Trump: Kurz vor einem hochrangigen Treffen mit einer mexikanischen Delegation hat Donald Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro die Notwendigkeit von Zöllen gegen den Nachbarn relativiert. „Wir glauben, dass diese Zölle möglicherweise nicht in Kraft treten müssen, weil wir die Aufmerksamkeit Mexikos haben“, sagte Navarro. Jedoch müsste Mexiko dafür die Asylpolitik ändern und Asylsuchende behalten, statt sie in die USA weiterzuleiten. Trump drohte mit Zöllen auf Warenimporte in Höhe von fünf Prozent, sollte es bis kommenden Montag nicht zu intensiveren Bemühungen der Grenzsicherung seitens Mexikos kommen. US-Außenminister Mike Pompeo, sein mexikanischer Amtskollege Marcelo Ebrard sowie weitere hochrangige Vertreter werden in einem Treffen über die Verhinderung von Zöllen beraten.

Gewaltiges Gewitter über Europa

• Laut Wetterexperten soll es über 177.000 Mal geblitzt haben

Der Nachthimmel über Deutschland ist durch mehrere Tausend Blitze erleuchtet worden: Ein Gewitter zog von Frankreich aus über die Benelux-Staaten nach Westdeutschland und brachte orkanaritge Böen und Starkregen mit sich. Es soll mehr als 177.000 Mal geblitzt haben. „Das ist schon eine ordentliche Anzahl für ein Gewitter“, fand auch Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Auf seinem Weg nach Norden verlor das Gewitter an Wucht und war am frühen Morgen größtenteils auf die Nordsee abgezogen. Größere Schäden gab es nicht.

Nations League: Portugal feiert Ronaldo

• Mit drei Toren schießt Fußballstar Cristiano Ronaldo Portugal ins Finale

Fußball-Europameister Portugal kann weiter vom ersten Titel im eigenen Land träumen: Im Estadio do Dragao von Porto erzielte Ronaldo vor knapp 15 Jahren sein erstes Länderspieltor – am Donnerstagabend räumte der 34-Jährige dort erneut hab: Gleich dreimal traf der Weltfußballer gegen die Schweiz, unter anderem nach einem fulminanten Freistoß. Mit einem 3:1 gegen die Schweiz zieht Portugal nun ins Finale der Nations League ein. Am heutigen Donnerstagabend wird sich der Gegner entscheiden: Im zweiten Halbfinale treffen England und die Niederlande aufeinander.

Diese Ereignisse werden heute wichtig:

Neues EU-Urheberrecht tritt in Kraft

Monatelang wurde protestiert – mit wenig Erfolg. Das neue EU-Urheberrecht tritt am heutigen Donnerstag in Kraft. Die Bundesregierung hatte angekündigt, die Reform möglichst ohne die umstrittenen Uploadfilter umzusetzen. Diese könnten geschützte Inhalte bereits beim Hochladen erkennen und aussortieren. Kritiker befürchten dadurch eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, da mehr Informationen als notwendig blockiert werden könnten.

Urteil gegen Patientenmörder Niels Högel erwartet

Ein ehemaliger Krankenpfleger soll 100 Patienten in Kliniken in Niedersachsen ermordet haben. Am heutigen Donnerstag wird vor dem Landgericht Oldenburg das Urteil gegen den mutmaßlichen Serienmörder Niels Högel erwartet.

Gewinner des Tages...

… die Sozialdemokraten. Klingt nach der Europawahl-Flaute komisch, ist aber so – zumindest in Dänemark. Nach der Parlamentswahl am Donnerstag sind die Sozialdemokraten ersten Prognosen zufolge stärkste Kraft. Damit steuert Dänemark auf einen Regierungswechsel zu und die sozialdemokratische Parteichefin Mette Frederiksen wird voraussichtlich neue Ministerpräsidentin. Trotz traditionell linken Positionen, vertritt Frederiksen einen konservativen Kurs in der Asylpolitik: Im Wahlkampf versprach sie Eindämmung der Zuwanderung aus nicht-westlichen Ländern und mehr Abschiebungen.