Dornröschen in echt

Mit 17 Jahren steht Nicole Delien in der Blüte ihres Lebens. Doch wirklich genießen kann der Teenager seine jungen Jahre nicht. Der Grund: Nicole braucht Schlaf. Viel Schlaf. Bis zu 19 Stunden am Tag. Schuld ist ein seltenes Syndrom, an dem das Mädchen erkrankt ist. In einer Intensivphase schlief Nicole gar 64 Tage am Stück.

Es klingt wie im Märchen. Doch als märchenhaft kann man das, was Nicole Delien erlebt, nicht beschreiben. Zwischen 18 und 19 Stunden am Tag muss die Jugendliche schlafen. Wenn sie aufwacht, fühlt sie sich nicht etwa ausgeruht, sondern oft erschöpft. Nicoles erhöhtes Schlafbedürfnis geht zurück auf das Kleine-Levin-Syndrom. Benannt wurde die Krankheit nach ihren Entdeckern, dem amerikanischen Neurologen Max Levin und dem deutschen Psychiater Willi Kleine. Bei der auch unter Dornröschen-Syndrom bekannten Krankheit  handelt es sich um eine vor allem im Kindesalter periodisch auftretende Schlafstörung. Hauptsächlich Jungen leiden an dem Syndrom, bei dem man eine genetische Ursache vermutet, bislang jedoch nicht belegen konnte. In Intensivphasen, die sich über mehrere Wochen ziehen können, verschlafen Betroffene ganze Tage. 

In einem Interview mit der US-Sendung „The Jeff Probst Show“  gab Nicole an, einmal gar 64 Tage lang in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. Sie sei zwar zwischendurch aufgestanden, um etwas zu essen, habe sich dabei aber stets in einem schlafwandlerischen Zustand befunden. Auch die Weihnachtsferien hat Nicole schon einmal komplett verschlafen, berichtet das lokale Nachrichtenportal Chartiers Valley Patch in Pennsylvania. Erst im Januar sei sie wach geworden und habe im Kreise ihrer Familie ihre Weihnachtsgeschenke geöffnet. An die Schlafphasen hat sich Nicole bis heute nicht gewöhnt. „Sie ist nie wirklich darauf eingestellt“, erzählt Mutter Vicki Delien. „Sie ist jetzt 17, und es nervt sie wirklich. Sie verpasst ja auch viel.“

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Mehr als zwei Jahre lang hätten Ärzte gerätselt, weshalb ihre Tochter immer wieder von einem extremen Schlafbedürfnis heimgesucht wird, so Vicki Delien. Unter anderem hatten Experten einen Virus oder Epilepsie hinter den Symptomen vermutet. Auch, dass das Mädchen die Müdigkeit vortäuschte, um Aufmerksamkeit zu bekommen, zog man in Erwägung. Die Krankheit gilt als äußerst selten. Weltweit gibt es etwa 1.000 diagnostizierte Patienten. Erste Anzeichen des Syndroms zeigte Nicole bereits als Sechsjährige. Plötzlich schlief sie ein, und ihre Eltern bekamen sie tagelang nicht mehr wach. Während der Schlafphasen sei die Tochter wie bewusstlos, erklärte die Mutter gegenüber Chartiers Valley Patch. „Sie weiß nur, was ihr passiert ist, wenn wir es ihr sagen. Sie hat keine Ahnung, was sich während ihres Schlafs ereignet und auch nicht, wie lange sie geschlafen hat.“

Oft klingen die Symptome der Krankheit im Erwachsenenalter ab. Bis dahin wird Nicole mit Medikamenten behandelt, die auch bei Epilepsie und Narkolepsie eingesetzt werden. In Kombination mit einem strikt eingehaltenen Schlafplan hat Nicole das Syndrom ganz gut im Griff. Mittlerweile wird sie nur noch zweimal im Jahr von Schlafphasen heimgesucht. Sonst sei sie ein ganz normales Mädchen, so die Mutter. „Nur wenn so eine Phase eintritt, bringt das alles durcheinander.“



Blumio: Rap da News! – Episode 11