Drogenboss flieht als Frau verkleidet aus Gefängnis

Es war ein Ausbruch wie im Kino: Einem bekannten Großkriminellen gelang in Paraguay eine spektakuläre Gefängnisflucht.

Im berüchtigten Tacumbú Gefängnis in Paraguay kommt es immer wieder zu Aufständen.
Im berüchtigten Tacumbú Gefängnis in Paraguay kommt es immer wieder zu Aufständen. (Bild: REUTERS/Jorge Adorno)

Das Tacumbú Gefängnis in der paraguayischen Hauptstadt Asunción gehört zu den berüchtigtsten Haftanstalten des lateinamerikanischen Kontinents. Immer wieder kommt es dort zu gewalttätigen Aufständen der Insassen. Ursprünglich war der Bau für 800 Kriminelle ausgelegt, inzwischen sitzen dort oft mehr als 4.000 Häftlinge ein. Unter ihnen war auch César Ortiz. Den Drogenboss, der einer der Anführer des Rotela-Clans ist, kennt man in Paraguay unter dem Spitznamen "Gordito Lindo", der fette Schönling. Seit mehr als vier Jahren sitzt er bereits wegen bewaffneten Raubüberfalls in Tacumbú.

Perfekte Verkleidung bis hin zum BH

Ortiz gelang nun ein spektakulärer Ausbruch, der sich anhört wie aus einem Hollywood-Drehbuch. Wie der Lokalsender ABC Color berichtete, plante der 36-Jährige seine Flucht akribisch. Er war mit der perfekten Verkleidung ausgestattet, um sich als Frau auszugeben. Mit einer langen schwarzen Perücke, einem Rock, Schmuck und manikürten Fingernägeln hoffte der Drogenboss, durch die Sicherheitsschleusen zu kommen. Sogar an die Unterwäsche hatte "Gordito Lindo" gedacht: er trug einen BH unter der Verkleidung. Und es klappte tatsächlich: Kameraaufnahmen zeigen Ortiz, wie er unter seiner Perücke und mit einer Tüte, die sein Gesicht halb verdeckt, lässig aus dem Gefängnis spaziert.

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Seine Verkleidung hatte der Gang-Anführer offensichtlich bei einem gestatteten intimen Besuch einer Frau erhalten. Bei der Flucht musste er mehrere Checkpoints durchqueren, an keinem wurde er aufgehalten. Der Ausbruch verhalf dem notorischen Verbrecher allerdings nur zu einer sehr kurzen Freiheit. Denn schon wenige Blocks vom Gefängnis entfernt gelang es der Polizei, ihn wieder festzunehmen. Nach seiner Rückkehr nach Tacumbú randalierten Gangmitglieder des Rotela Clans, um seine Verlegung zu verhindern. Dennoch wurde Ortiz in die Strafanstalt Emboscada etwa 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt verlegt.

Vorfall wird untersucht

Die zuständigen Behörden wollen nun untersuchen, wie die Flucht gelingen konnte und ob eventuell Vollzugsbeamte an dem Ausbruchversuch beteiligt waren. Wie ABC Color berichtete, soll auch die Rolle des Gefängnisleiters Manuel César Garay Romero genauer untersucht werden. "Die Gefängnis-Mitarbeiter öffneten die Ausgangstüren," sagte Paraguays Justizminister Èdgar Olmedo nach dem Vorfall. "Offensichtlich gibt es dort Faulheit, egal, ob es sich um mangelnde Erfahrung oder nachlässige Arbeit handelt."

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