Elfmeterschießen: Volltreffer seit einem halben Jahrhundert
Berlin. Was haben Dieter Thun, Marian Masny und Alain Giresse gemeinsam? Als Zugehörige der Spezies Fußballprofi teilt das Trio eine ganz besondere Eigenschaft: Sie waren die jeweils ersten, die zu einem Elfmeterschießen antraten.
Der Wolfsburger Thun eröffnete im DFB-Pokal 1970 beim Erstrunden-Wiederholungspiel bei Schalke 04 den Reigen, Masny ebnete bei der Europameisterschaft 1976 der Tschechoslowakei den Weg zum Titel gegen Deutschland und der Franzose Giresse startete 1982 den ersten großen Showdown bei einer Weltmeisterschaft, im Halbfinale gegen Deutschland.
Am Sonnabend wird die dramatischste Form der Entscheidung im Fußball 50 Jahre alt, dank eines Friseurs aus dem oberbayerischen Penzberg, der sich in den 1960er-Jahren genötigt sah, für diesen markanten Einschnitt in der kickenden Branche zu sorgen.
Am 30. Mai 1970 war es geschafft
Karl Wald hatte die Entscheidungen per Los oder Münzwurf nicht mehr ertragen können. „Das ist sportlicher Betrug, das ist glatter Blödsinn“, schimpfte Wald dereinst und ließ das von ihm erdachte Format mit je fünf Schützen pro Mannschaft bei Freundschaftsspielen in Bayern testen. Bei den Zuschauern stieß die neue Regel auf Begeisterung. „Die Leute wollen den Ball im Netz sehen“, sagte Karl Wald. Die Fans drängten sich an den 16-Meter-Raum, fieberten mit, jubelten mit den Siegern und litten mit den Verlieren.
Zunächst musste Wald, der 1936 seine Schiedsrichter-Lizenz erworben und selbst in der Oberliga-Süd gepfiffen hat, jedoch gegen heftigen Widerstan...