Empörung in China wegen „bösem“ Grundschullehrbuch

Ein Grundschullehrbuch hat in ganz China für eine Kontroverse gesorgt, da viele die Bilder darin als „zu hässlich“ empfinden. Manche behaupteten sogar, es sei das Ergebnis von „Unterwanderung durch den Westen“.

Berichten der chinesischen Staatszeitung The Paperzufolge teilte das Bildungsministerium am Montag mit, es werde „gründlich untersuchen“, wie die Bilder in einem vom Staat herausgegebenen Mathematiklehrbuch, das im ganzen Land genutzt wird, veröffentlicht werden konnten.

Der vom Ministerium betriebene Verlag hatte zuvor bekannt gegeben, dass er mit der Produktion neuer Illustrationen für das 2013 veröffentlichte Lehrbuch begonnen hat, nachdem die Bedenken über die Gesichtszüge, darunter hängende, weit auseinanderstehende Augen, hässliche Nasen und große Stirnen, auf der Twitter-ähnlichen Webseite Weibo viral gegangen waren.

Empörung in China wegen „bösem“ Grundschullehrbuch
Die Bilder aus dem chinesischen Grundschullehrbuch haben für Furore gesorgt, da sie „zu hässlich“ sind. Quelle: Weibo

Auf der Seite wurden Hashtags in Bezug auf die Bücher mehr als vier Milliarden Mal angesehen. Manche beschuldigten die Bilder sogar noch düsterer Eigenschaften.

Illustrationen sollen sexuelle Konnotationen haben

Es gab auch Vorwürfe, dass manche Bilder sexuelle Konnotationen haben sollen. Diverse gezeichnete Jungen sollen vorn ausgebeulte Hosen haben, während man die Unterwäsche eines Mädchens sieht. Auf einem anderen Bild scheint ein Mann mit schütterem Haar eine Frau anzufassen.

Die User wiesen außerdem auf zwei Figuren hin, die Kleidung trugen, die an die US-Flagge erinnert. Auf einem anderen Bild scheint die chinesische Flagge auf dem Kopf zu stehen, was für wilde Spekulationen nationalistischer User sorgte, die annahmen, dass die Illustratoren von westlichen „Kräften“ unterwandert worden seien.

„Die umgedrehte Flagge ist eine unverhohlene Provokation und ein schamloses Verbrechen“, so ein User auf Weibo.

Empörung in China wegen „bösem“ Grundschullehrbuch
Manche glaubten, die Illustrationen hätten sexuelle Konnotationen. Quelle: Weibo

Manche User vermuteten, die Bilder seien mit „böswilliger“ Absicht veröffentlicht worden und forderten dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Viele sagten, es sei nicht angemessen, dass das Bildungsministerium eine interne Untersuchung durchführe und forderten das Ministerium für Öffentliche Sicherheit dazu auf, einzugreifen.

Es wurden Vergleiche mit älteren Schulbüchern angestellt, die in ganz China benutzt werden. Viele sagten, diese würden der Ästhetik der Menschen in China entsprechen.

Der Skandal hat dafür gesorgt, dass nun alle Schulbücher im ganzen Land untersucht werden, um sicherzustellen, dass Lehrmaterial „den korrekten politischen Anweisungen und Werten entspricht, die überlegene chinesische Kultur fördert und dem ästhetischen Geschmack der Öffentlichkeit entspricht.“

Wuheqilin, der Künstler, von dem das berüchtigte Bild eines australischen Soldaten stammt, der einem afghanischen Kind die Kehle durchschneidet, zeigte Verständnis mit den Künstlern. Er sagte, dass nicht mehr genügend für derartige Arbeit gezahlt werde, was minderwertigere Arbeit zur Folge habe.

China hatte in der Vergangenheit schon Schulbücher aus dem Ausland aus Schulen verbannt, was als Schritt verstanden wird, die Kontrolle des Staates über die Schüler zu festigen.

Tom Flanagan