Enissa Amani: Kulturelle Unterschiede, Kommunismus und Gucci-Handtaschen

Enissa Amani warf in „Hart aber fair“ dem deutschen Bundesinnenminister Horst Seehofer vor, Millionen Muslime auszugrenzen. (Bild: WDR/Dirk Borm)
Enissa Amani warf in „Hart aber fair“ dem deutschen Bundesinnenminister Horst Seehofer vor, Millionen Muslime auszugrenzen. (Bild: WDR/Dirk Borm)

In der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ sorgte Enissa Amani am Montagabend mit ihrer Meinung über die Pauschalverurteilung von Muslimen für Aufsehen. Auch bei ihrer Arbeit als Kabarettistin beschäftigt sie sich seit jeher mit Vorurteilen und dem Leben als Migrantin. Wir blicken auf Enissa Amanis bisherige Karriere.

„Wir kreieren uns ein großes Feindbild, anstatt dass wir uns auf kleine radikale Gruppen konzentrieren“, urteilte Amani in der Sendung über Deutschlands Umgang mit Muslimen. Während bei Terroranschlägen von Nicht-Muslimen immer von psychisch kranken Tätern gesprochen und auf deren Religion nicht eingegangen werde, konzentriere sich der Blick bei muslimischen Tätern stets auf deren Religion. Somit werde einer ganze Religionsgruppe unrecht getan.

Ihr Auftritt bei „Hart aber fair“ brachte Enissa Amani auch viel Kritik und Hasskommentare ein. Auf ihrer Facebook-Seite nahm sie am Tag nach der Sendung dazu Stellung: „Tausend Sätze mit purem Islamhass gelesen. Schämt Euch eine ganze Religion so zu diffamieren und zu hassen. Warum wir den Iran verlassen haben? Weil es ein diktatorisches Regime ist, welches Religion und Staat nicht trennen kann. Diese Art von Diktatur, die sich anscheinend viele von den verkappten Faschisten hier für dieses Land zurück wünschen“, so die 36-Jährige.

Auch Amanis Comedy dreht sich, wenn auch in einer anderen Ausprägung, oft um das Thema Vorurteile. „Ethno-Comedy“ nennt man das Genre gemeinhin, in dem sie sich bewegt: Alltagsbeobachtungen, die Freud, Leid und Widerspruch des eigenen Lebens zwischen mehreren Kulturen zeigen und humorvoll behandeln – aber gelegentlich, anders als reine Klischee-Komik, auch auf soziokulturelle Missstände aufmerksam machen.

Geboren wurde Sahar-Enissa Amani v. Seyed Abadi, so ihr voller Name, 1985 als Kind von sozialistischen Eltern in der iranischen Hauptstadt Teheran. Im selben Jahr floh ihre Familie nach Frankfurt am Main. Ihr Vater, ein Literatur- und Philosophieprofessor, saß wegen seiner politischen Einstellung mehrere Jahre im iranischen Gefängnis, er erzog seine Tochter auch nach marxistischen Werten.

Amani begann mit einem Medizinstudium, brach dieses aber ab und wechselte zur Literaturwissenschaft. Vor ihrer Karriere als Komikerin arbeitete sie im Beauty-Bereich und als Flugbegleiterin. Später nahm sie an Schönheitswettwerben teil und wurde unter anderem zur „Miss Tourism Iran“ und Vize-„Miss Westdeutschland“ gekürt. Erste TV-Erfahrung sammelte sie beim Kauf-Sender „QVC“, wo sie Schönheitsprodukte präsentierte.

2013 entdeckte Amani die Comedy für sich und trat auf zahlreichen kleinen Bühnen auf. Ein Auftritt bei Stefan Raabs TV-Show „TV Total“ machte sie im deutschen Sprachraum bekannt, 2015 erhielt sie beim deutschen Comedypreis die Auszeichnung für den „Besten Newcomer“. Im selben Jahr nahm Amani auch bei der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“ teil.

Late-Night-Show und Filmauftritte

Im Jahr darauf bekam Amani ihre eigene Late-Night-Show. „Studio Amani“ wurde zum ersten Mal im März 2016 ausgestrahlt, erhielt aber eher schlechte Kritiken. Im Juli desselben Jahres wurde die Sendung von ProSieben wegen niedriger Einschaltquoten wieder eingestellt. Im Dezember desselben Jahres strahlte ProSieben vier Folgen einer neuen Stand-up-Show „’nissa – Geschichten aus dem Leben“ aus. Die startete mit deutlich besseren Quoten, die bei Folge zwei allerdings wieder deutlich schlechter wurden.

Auch auf der großen Leinwand war Amani schon – wenn auch in kleineren Rollen – zu sehen: 2015 spielte sie im erfolgreichen Blockbuster „Fack ju Göhte 2“ an der Seite von Elyas M’Barek und Karoline Herfurth. 2016 war sie in der Komödie „SMS für Dich“ zu sehen. Im Fernsehen sah man sie in der Serie „Alarm für Cobra 11“.

Derzeit ist Amani mit ihrem Programm „Mainblick“ auf Deutschlandtournee. Darin behandelt sie unter anderem Kulturunterschiede, ihre kommunistische Erziehung und ihre Herkunft – und ihre Liebe zu Make-up und Handtaschen.

Seit 30. März kann man Amani auch auf Netflix bewundern: Der Streaming-Dienst veröffentlichte das Comedy-Special „Ehrenwort“. Damit ist sie die erste deutsche Frau, die auf Netflix eine eigene Show bekommen hat. Für Amani selbst ist das ein großer Schritt, wie sie sagt: „Für uns Comedians ist Netflix einfach so der Olymp“.

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