Erster Ebola-Patient aus Westafrika in Hamburg gelandet


Erstmals behandeln Ärzte in Deutschland einen an Ebola erkrankten Menschen. Ein Spezialjet mit dem infizierten Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Bord landete am Mittwochvormittag auf dem Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel. Von dort brachte ein Infektionsrettungswagen den Epidemie-Experten in das Behandlungszentrum für hoch ansteckende Erkrankungen am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Der Mann, der aus dem Senegal stammt, hatte sich beim Einsatz in einem Labor in Sierra Leone infiziert, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Genf.


Der graue Jet mit dem Patienten landete am Geschäftsfliegerzentrum des Flughafens. Ein Konvoi aus Feuerwehr- und Polizeifahrzeugen fuhr an die Maschine heran. Der Patient wurde von einem Helfer aus dem Flugzeug die Treppe hinab geleitet und von einem weiteren in Empfang genommen, sagte der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt, der vor Ort war. Gegen 10.30 Uhr setzte sich der Konvoi dann in Bewegung und brachte den Mann in das Behandlungszentrum.

Schmidt betonte, für die Menschen in Hamburg bestehe keine Gefahr: Eine Ansteckung sei nur bei direktem Kontakt mit einem Patienten möglich - etwa durch Körperflüssigkeiten.

Nachdem die Infektion des Senegalesen am Sonntag bestätigt worden war, hatte die WHO ihre Helfer aus dem Labor in der Stadt Kailahun nahe der Grenze zu Guinea abgezogen und beim UKE angefragt, ob der Mitarbeiter in Hamburg behandelt werden könnte. In Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde sei dann die Entscheidung gefallen, dass der Patient in die Hansestadt kommen kann, sagte Schmidt.

Das UKE und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin haben bei der Therapie von hoch ansteckenden Erkrankungen einen hervorragenden Ruf. In dem speziellen Behandlungszentrum des UKE werden Patienten versorgt, die sich mit lebensbedrohlichen Erregern infiziert haben, etwa Filoviren wie das Ebola- und das verwandte Marburg-Virus oder Coronaviren, zu denen Sars zählt.

Bereits Ende Juli hatte die WHO beim UKE angefragt, ob ein Mitarbeiter einer Gesundheitsorganisation dort versorgt werden könnte. Der Arzt starb aber, bevor er zur Behandlung nach Deutschland gebracht werden konnte. Bereits damals hatte das UKE betont, die Sicherheitsvorkehrungen seien so hoch, dass es für Mitarbeiter und Öffentlichkeit keinen Grund zur Sorge gebe.

Bei der Ebola-Epidemie in Westafrika haben sich medizinische Helfer in beispiellosem Ausmaß mit dem Virus infiziert. Bislang steckten sich laut WHO mehr als 240 Ärzte, Pfleger und andere Helfer an, von denen über 120 gestorben sind. Als Grund für die hohe Infektionsrate nannte die WHO mangelnde Schutzausrüstung sowie die Überlastung der Helfer.

Insgesamt registrierte die WHO bei der Epidemie, die Ende 2013 begann und im März bekanntwurde, bis Mittwoch voriger Woche mehr als 2600 bestätigte und Verdachtsfälle und mehr als 1400 Tote.

Wer entscheidet über eine Ebola-Behandlung in Deutschland?

Die Entscheidung über die Behandlung eines Ebola-Patienten in Deutschland bedarf eines größeren Vorlaufes: Zunächst hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) angefragt, ob es bereit sei, den erkrankten Mitarbeiter aufzunehmen, erläuterte das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch. Das UKE regelt dann, wenn es einverstanden ist, die Einreiseformalitäten.

In dem Moment wird das Auswärtige Amt eingeschaltet - und in diesem speziellen Krankheitsfall auch das Bundesgesundheitsministerium sowie die zuständigen Landesbehörden. Deren Zustimmung sei letztlich nötig, wobei dies in diesem Fall einvernehmlich geschehen sei.

HINTERGRUND: Was passiert, wenn ein Ebola-Verdacht in Deutschland auftritt

Fieber, Unwohlsein, Durchfall und Erbrechen: Stellt ein Patient, der sich zuvor in einem Ebola-Land aufgehalten hat, solche Symptome fest, sollte er sich umgehend bei einem Arzt melden - zunächst telefonisch. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, sollte der Arzt zunächst fragen, ob der Patient tatsächlich in einem von Ebola betroffenen Land war - Guinea, Sierra Leone, Liberia oder Nigeria.

Grundsätzlich können viele Krankheiten derartige Beschwerden verursachen. Ein begründeter Ebola-Verdacht liegt erst dann vor, wenn ein Betroffener mit Fieber sich bis zu 21 Tage vor Krankheitsbeginn in einem der Epidemieländer aufgehalten hat und möglicherweise direkten Kontakt zu Blut oder Körperflüssigkeiten von erkrankten oder toten Menschen oder Tieren hatte.

Wichtig sei, dass der Arzt in der Praxis oder im Krankenhaus bereits die nötigen Vorkehrungen trifft und einen isolierten Raum zur Verfügung stellt, erklärte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums.

Der Maßnahmenplan des RKI sieht vor, dass bei einem begründeten Verdacht umgehend das zuständige Gesundheitsamt informiert wird, ebenso eines der sogenannten Kompetenzzentren. Diese sind Teil eines Netzwerks aus Versorgungs- und Managementeinrichtungen.

Dann sollte ein Labortest den Ebola-Verdacht abklären. Je nach Einschätzung des Arztes sollte der Patient vom provisorischen Isolierbereich in eine der derzeit rund zehn deutschen Sonderisolierstationen verlegt werden. Das Gesundheitsamt, das Kompetenzzentrum und das RKI sollten darüber informiert werden.

Die Verantwortung für den Fall bleibt zunächst im jeweiligen Bundesland. Unterstützt werden die Landesgesundheitsämter neben dem RKI auch vom Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg und von der Universität Marburg, wo sich das Konsiliarlabor für Ebolaviren befindet.

(dpa)