Europol meldet Zerschlagung von riesigem Kokain-Schmuggelnetzwerk

Die europäische Polizeibehörde Europol hat am Donnerstag die Zerschlagung eines großen Kokain-Schmugglernetzwerks in Europa verkündet. (JORGE GUERRERO)
Die europäische Polizeibehörde Europol hat am Donnerstag die Zerschlagung eines großen Kokain-Schmugglernetzwerks in Europa verkündet. (JORGE GUERRERO)

Die europäische Polizeibehörde Europol hat am Donnerstag die Zerschlagung eines großen Kokain-Schmugglernetzwerks in Europa verkündet. Im Zuge groß angelegter Ermittlungen in rund einem Dutzend Ländern seien 40 Menschen festgenommen worden, zuletzt am Mittwoch vier Verdächtige in Spanien, teilte die in Den Haag ansässige EU-Behörde mit. Das kriminelle Netzwerk habe "Drogenschmuggel im großen Stil" betrieben und die illegale Ware per Schiff aus Südamerika unter anderem nach Deutschland eingeschleust.

Nach dreijährigen Ermittlungen sei es gelungen, das gesamte "Kartell" zu zerschlagen, erklärte Europol. Dies sei ein "schwerer Schlag" gegen das Drogenschmuggelnetzwerk, dessen Anführer in der Türkei und im Emirat Dubai lebten. Das Netzwerk habe "die Kapazitäten zum Transport von Tonnen über Tonnen von Kokain rund um die Welt" gehabt, sagte Óscar Esteban Remacha von der Anti-Drogeneinheit der spanischen Polizei bei einer Pressekonferenz in Madrid.

Die letzte Phase der Ermittlungen hatte den Angaben zufolge im August 2023 begonnen, als die spanische Guardia Civil vor den Kanarischen Inseln 700 Kilogramm Kokain auf einem Boot fand, dessen Besatzung aus Kroatien und Italien stammte. Durch Auswertung von Kommunikationsdaten und in Kooperation mit anderen Polizeibehörden konnten die Ermittler die vom Balkan stammenden Auftraggeber finden.

Zu den insgesamt 40 Festgenommenen gehören auch zwei ranghohe kroatische Mitglieder des kriminellen Netzwerks, die Ende vergangenen Jahres in Istanbul gefasst wurden. Zu den jüngsten Festgenommenen gehörte am Mittwoch ein 40-Jähriger in Mijas in der Nähe des südspanischen Badeorts Marbella. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie schwer bewaffnete Beamte der Guardia Civil im Morgengrauen dessen Wohnung stürmten.

Die Schmuggler waren laut Europol auf drei Kontinenten aktiv. Aus Südamerika wurden die Drogen über den Seeweg in "Logistikzentren in Westafrika und auf den Kanarischen Inseln" gebracht und vorn dort aus in Verteilzentren in Belgien, Kroatien, Deutschland, Italien und Spanien.

Es handele sich um "einen der bisher größten Einsätze gegen die Balkan-Kartelle", sagte der kroatische Ermittler Tomislav Stambuk bei der Pressekonferenz in Madrid. Seriösen Schätzungen zufolge sei das zerschlagene Kartell für "mehr als die Hälfte" der Kokain-Lieferungen nach Europa verantwortlich.

Im Zuge der Ermittlungen gegen das Netzwerk zogen die Behörden verschiedener Länder insgesamt rund acht Tonnen Kokain aus dem Verkehr. Besitztümer im Wert von dutzenden Millionen Euro wurden beschlagnahmt oder eingefroren.

Der Schlag erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem weltweit die Kokainproduktion schwindelerregende Höhen erreicht hat, wie der Chef des Europol-Drogendezernats, Robert Fay, sagte. Während in europäischen Häfen regelmäßig Rekordmengen an Kokain beschlagnahmt werden, steigt die Gewalt im Zusammenhang mit der Drogenkriminalität laut Fay "besorgniserregend" an: "Wir sehen in der Europäischen Union fast täglich Bombenanschläge, professionelle Morde, Schießereien", schilderte der Experte.

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