Eurovision Song Contest: Punkte-Debakel für Deutschland

Die Niederlande haben den 64. Eurovision Song Contest gewonnen. Für die deutsche ESC-Hoffnung S!sters reichte es nur für einen enttäuschenden 24. Platz. Besonders das Publikum zeigte sich bei der Punktevergabe knallhart.

Irgendwie hatten wir es uns alle gewünscht, aber es blieb ein Samstag ohne Überraschungen: Der FC Bayern München wurde wieder Fußball-Meister und die deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest erlebten einmal mehr ein Debakel. Also, alles wie gehabt. Die S!sters und ihr Song "Sister" landeten mit 32 Punkten abgeschlagen auf dem drittletzten Platz - ohne einen einzigen Punkt vom Publikum. Damit behielten alle Buchmacher, Umfragen und Social-Media-Trolle recht, die dem Pop-Duo Laura Kästel (26) und Carlotta Truman (19) bereits im Vorfeld nicht den Hauch einer Chance eingeräumt hatten.

S!sters? Wer war das doch gleich?

Es könnte an dem unscheinbaren Auftritt gelegen haben. Denn mehr, als dass die S!sters alle Töne trafen, blieb einem nicht im Gedächtnis. Außer einem goldenen Funkenregen, der von der Decke herunter sprühte, wurden sonst keine besonderen (Licht-)Effekte aufgefahren. Die S!sters hätten auch mit angeschaltetem Saallicht performen können, einen Unterschied hätte man kaum bemerkt. Und auch die Outfits stachen jetzt nicht gerade raus. Allein ihr seltsam übertriebener Jubel nach dem Ende des Songs fiel irgendwie aus dem Rahmen.

Ein Twitter-User fasste es während des Auftritts des schwedischen Sängers John Lundvik (36) gekonnt zusammen: "Schweden schickt immer coole Typen, die Vollgas geben und für uns stehen Almans auf der Bühne, die ihre Power in den Siegesjubel nach dem Song stecken." Aller spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte man den Auftritt der deutschen ESC-Vertreter wieder vergessen.

Nie vergessen werden die Zuschauer wohl den Auftritt, besser die Sado-Maso-Show, des isländischen Duos Hatari. Auch interessant: Die australische Sängerin Kate Miller-Heidke (37) schwebte, an einem Metall-Gestell befestigt, weit über den Köpfen des Publikums. Der Spott der Twitter-Gemeinde war ihr sicher. So schrieb ein User über das Outfit der 37-Jährigen: "Wenn du um 11 beim ESC auftrittst, aber danach wieder dein intergalaktisches Imperium leiten musst." Mindestens so skurril wirkte auch die Leistung von Moderator Peter Urban (71), der kaum zwei Sätze ohne Fehler über die Lippen brachte.

Auch Madonna singt live

Auch interessant waren die "Voting-Überbrückungs-Acts". Besonders ESC-Sieger 2014 Conchita Wurst (30) war mit seinem gewagten Outfit aus Lackstiefeln, Ganzkörper-Strumpfhose und Federboa mehr als nur ein Lückenfüller. Aber eigentlich warteten alle nur auf eine Künstlerin: Madonna (60, "Madame X"), die vor ihrem Auftritt mit einer flammenden Rede über die Macht der Musik in die Show einstieg und allen Kandidaten Mut zusprach.

Dann kurz vor Mitternacht war es soweit: Begleitet von einem Kirchen-Chor sang Madonna zum 30. Geburtstag des gleichnamigen Albums ihren Hit "Like a Prayer" - und das hörbar live, denn bei so manchem Part wackelte die Stimme der 60-Jährigen doch ganz gewaltig. Selbst bei Welt-Stars macht der ESC also keine Ausnahme. Das war bei der durch Auto-Tune gestützten neuen Single "Future", die die "Queen of Pop" als nächstes zum Besten gab, ohnehin nur noch reine Nebensächlichkeit. Das Publikum jubelte dennoch.

Die Jurys sind gnädig - die Zuschauer knallhart

Dann wurden endlich Punkte vergeben. Das Jury-Voting stand auf dem Programm. Und zunächst zeichnete sich ab, dass die im Vorfeld als Favoriten gehandelten Acts, auch den Sieg unter sich ausmachen würden. Doch dann schob sich Nordmazedonien und ihre Vertreterin Tamara Todevska (33, "Proud") lange auf Platz eins - das hatte wohl niemand auf dem Schirm. Dennoch musste Todevska zum Schluss Schweden mit nur zwei Punkten Vorsprung die Pole-Position überlassen.

Die S!sters wurden erst von der irischen Jury erlöst: Sie gab der deutschen ESC-Hoffnung zwei Punkte. Jeweils acht Punkte gab es aus Weißrussland und Dänemark, aus Australien immerhin drei, gute fünf aus Litauen und noch bessere sechs Punkte aus der Schweiz. Damit hatte Deutschland nach dem Jury-Voting schon 32 Punkte auf dem Konto - immerhin schon mehr als Deutschland in den drei Jahren vor Michael Schulte (29) bekommen hatte.

Der Favorit macht das Rennen

Doch beim Zuschauer-Voting wurde es dann ganz bitter für die S!sters: Es gab absolut gar keine Punkte von den Anrufern aus ganz Europa - als einzige Nation. Auch das Publikum konnte es kaum fassen. Durch die Halle in Tel Aviv ging ein Raunen. Damit stand der drittletzte, 24. Platz fest. Dahinter lagen nur noch Weißrussland mit 31 Punkten und das Vereinigte Königreich mit 16 Punkten.

Am Ende machte doch einer der Favoriten das Rennen: Der strahlende Gewinner des Abends war Duncan Laurence (25) aus den Niederlanden mit seinem emotionalen Song "Arcade".

Foto(s): imago images / ITAR-TASS