Ist ewiges Leben möglich? - TV-Doku berichtete von bahnbrechender Forschung

Der Traum vom ewigen Leben oder zumindest von einem Dasein, das weit über die 150 Jahre andauert: Er scheint wahr werden zu können. Am späten Montagabend erzählte eine TV-Doku die ganze Geschichte dazu.

Es klingt nach der Erfüllung eines großen Wunsches der Menschheit: ewiges Leben! Dabei gilt die Tatsache, dass wir eines Tages alle sterben, bislang als einzige große Gewissheit des Lebens. Ist es möglich, dass wir 150 Jahre und länger ein erträgliches Dasein fristen können? - Der deutsche Epigenetiker Steve Horvath, der seit 30 Jahren in Kalifornien forscht, jedenfalls meint, dass es bald Medikamente geben könnte, die das Alter zurückschrauben.

Horvath kam jetzt in einer bemerkenswerten TV-Doku zu Wort, die die Ergebnisse seiner Forschungen als "bahnbrechend" bezeichnete. Es war ein Film, der kühn zwischen geradezu berauschenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und philosophischen Gedankenspielen balancierte und den Zuschauer gleichzeitig optimistisch und nachdenklich stimmte. Am Ende staunte man einerseits darüber, wie vieles offenbar bereits heute medizintechnisch möglich ist, und ging andererseits mit einem ganzen Paket an ethischen Fragen über Leben und Tod ins Bett.

Der porträtierte Wissenschaftler, der aus Deutschland stammt und in Los Angeles Karriere gemacht hat, stützt sich auf eine von ihm entwickelte Theorie. So soll die "Horvathsche Lebensuhr" in jeder Körperzelle ticken. Dabei handelt es sich um eine Art Algorithmus, der das biologische Alter mit erstaunlicher Genauigkeit anzeigt. Und nicht nur das. Tickt diese molekulare Uhr langsamer, lebe der Mensch länger, so Horvath, um den es in "Die Story im Ersten: Für immer jung" ging. Die "Lebensuhr" erlaubt eine statistische Vorhersage über die höchstmögliche Lebenserwartung. "Unser Todesurteil - eine mathematische Formel", wie es im Beitrag ein wenig überspitzt formuliert wird.

Der Tod als Feind und das Alter als Krankheit

Die NDR-Autorin Tina Soliman hat die erstaunliche Arbeit Horvaths über die Dauer von zwei Jahren verfolgt. Dass der sympathisch und bodenständig wirkende Forscher kein Scharlatan ist, zeigt das erstaunliche Ergebnis eines durchaus gewagten Experiments. Ein Freiwilliger hatte sich über mehrere Monate hinweg einen besonderen Wirkstoffcocktail spritzen lassen. Diese Anwendung sollte sein Immunsystem regenerieren. Und tatsächlich! Horvath bestätigt: "Er ist zwei Jahre jünger geworden - nur in ein paar Monaten."

Diese erste nachgewiesene "Verjüngung" eines Menschen gilt als wissenschaftliche Sensation. Hoffnungen machen sich breit, das Leben der Menschen bald wirklich entscheidend verlängern oder bislang unheilbare Krankheiten wie Alzheimer besiegen zu können.

Doch ist ein immer länger werdendes Leben auch sinnvoll? Und wohin führt das eine Gesellschaft? - Gegner kritisieren die Forschung auf ethischer Grundlage. Sie halten es für bedenklich, das Alter als Krankheit anzusehen. Zudem seien die Ressourcen auf einer bereits überbevölkerten Erde schon jetzt begrenzt. Und überhaupt: Ist so ein XXL-Leben oder ein Leben in Endlosschleife nicht auch früher oder später eine recht fade Angelegenheit? "Will man dann nicht immer nur mehr vom Gleichen?", wie es der Philosoph und Physiker Eduard Kaeser im Film formulierte.

Für viele millionenschwere Investoren und für den Entdecker der Lebensuhr ist die Sinnfrage nicht das primäre Thema. "Der Tod ist mein Feind", sagt Steve Horvath, immerhin ein Katholik, der sich für die Doku unter anderem in einer Kathedrale filmen ließ. Ein Mensch sollte seiner Meinung nach frei sein, so lange zu leben, wie er möchte. Ähnlich sieht es der Investor Michael Greve, der erklärte, er sei überzeugt, dass die Lebensverlängerung eines Tages keine Frage des Geldbeutels mehr sein wird. Er prognostizierte "steigende Produktqualität bei sinkenden Preisen" - und das weltweit und für jedermann zugänglich. Schließlich dürfe man davon ausgehen, dass dann viel Geld, das jetzt noch ins Gesundheitssystem investiert werde, für die Erhaltung der Gesundheit oder die, wie es im Film heißt, "Verlängerung der gesunden Lebensspanne" zur Verfügung stehe. Für alle, die an diese Forschung glauben, so wurde in dem Beitrag deutlich, ist das Altern eine Krankheit. Es sei geradezu unmoralisch, diese nicht zu behandeln.

Wird an der biologischen Uhr gedreht?

Am Ende des Beitrags stand noch ein spektakulärer Test. Steve Horvath, der für sich ein Sterbealter von etwa 82 Jahren vorausberechnet hat und hofft, dass er sein Leben mit seiner Forschung "vielleicht um noch etwa 20 Jahre" verlängern kann, und sein eineiiger Zwillingsbruder Markus, der als Psychiater in Los Angeles lebt und dem Alter durchaus Positives abgewinnt, trafen sich zum Finale vor der Kamera am Strand von Los Angeles. Im Vampirkostüm gekleidet und im Beisein ihrer Gäste verkündeten sie dort anlässlich der Feier ihres 51. Geburtstages ihr biologisches Alter: Markus ist im epigenetischen Sinne 49 Jahre alt, Steve ist 55.

Der Wissenschaftler ist also eindeutig schneller gealtert als sein eineiiger Bruder - sagt die biologische Uhr. Aber Steve Horvath ist überzeugt davon, dass man an dieser Uhr drehen kann und wird.