Luft aus der Sahara strömt nach Deutschland

Jugendliche suchen Abkühlung im Baggersee. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Hoch «Annelie» nimmt Anlauf für den deutschen Hitzerekord: Am Samstag könnte die Höchstmarke von 40,2 Grad fallen. Das teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in Stuttgart mit.

Die Innenstädte am Oberrhein von Freiburg und Karlsruhe seien dafür die üblichen Kandidaten. Ob die Werte dann eventuell doch bei nur 39,6 Grad stehen bleiben, lasse sich noch nicht sagen, erklärte eine DWD-Sprecherin. Der bisherige Rekord war in den Jahren 2003 und 1983 erreicht worden.

Am Donnerstag kam die Luft aus der Sahara auch in Ostdeutschland an. Zwischen Hoch «Annelie» über der Ostsee und Tief «Quintus» bei Island strömt weiter Heißluft aus Süden ein, wie der DWD in Offenbach mitteilte. Zunehmende Schwüle macht die Temperaturen schwer erträglich.

Für das ganze Land galt eine amtliche Hitzewarnung, im Süden Bayerns warnte der DWD auch vor hoher UV-Strahlung und riet dringend zu Sonnenschutz beim Aufenthalt im Freien. Im Westen und Südwesten Deutschlands sollte es am Donnerstag örtlich Temperaturen von bis zu 39 Grad geben.

Am Freitag steige im Westen das Gewitterrisiko, sagte DWD-Meteorologe Andreas Würtz. Nach dem vorausgesagten Höhepunkt der Hitze am Samstag entspannt sich die Lage am Sonntag nur leicht - gleichzeitig drohen bei noch 28 bis 38 Grad Gewitter mit Unwetterpotenzial.

An heißen Tagen kann sich die Zahl der Patienten mit Hitzschlag oder Sonnenstich in deutschen Krankenhäusern schnell verdoppeln. Wurden im Jahr 2011 deutschlandweit 1034 Patienten mit dieser Diagnose behandelt, so waren es 2013 schon 1856, wie die DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg nach Auswertung von Zahlen des Statistischen Bundesamtes mitteilte. 2003, als der Sommer sehr heiß ausfiel, waren es der Krankenkasse zufolge sogar 2561 Menschen.

An einen kühlen Schlaf ist momentan auch bei weit geöffneten Fenstern wenig zu denken: In der Nacht zum Donnerstag gab es nach DWD-Angaben vielerorts eine Tropennacht - die Temperaturen sanken nicht unter die Marke von 20 Grad. Auch die kommenden Nächte werden nach den Erwartungen der Meteorologen an vielen Orten warm.

An einigen Schulen gab es mittlerweile hitzefrei, so etwa in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz. Ob und ab wann es in Schulen hitzefrei gibt, entscheiden die Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel gilt als Anhaltspunkt eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad.

Wegen der Hitze und Trockenheit nimmt die Gefahr von Waldbränden rasant zu. «Da reicht ein kleiner Funken, um ein Feuer auszulösen», sagte Sebastian Förster vom Staatsbetrieb Sachsenforst. In Niedersachsen startete zum ersten Mal in diesem Jahr wegen der hohen Waldbrandgefahr ein Überwachungsflugzeug der Feuerwehr.

Die DLRG riet Badegästen an einigen Stränden der Lübecker Bucht zur Vorsicht. Wegen hoher Wellen und starker Strömung wurden an Stränden von Burg auf Fehmarn und Großenbrode am Donnerstag die gelbe Flagge gehisst. «Badegäste sollten auf die Flaggensignale an den DLRG Türmen achten. Die gelbe Warnflagge bedeutet Gefahr für Kinder, ältere Menschen und ungeübte Schwimmer, die rote Flagge bedeutet absolutes Badeverbot, sagte der Landesgeschäftsführer der DLRG Schleswig-Holstein, Thies Wolfhagen. Auch auf der Insel Rügen gab die DLRG für die Strände in Karlshagen, Sellin und Gager Warnungen aus.

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