Falten, Fett und falsche Freunde: Anke Engelke kämpft gegen den Schönheitswahn

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An einem Dienstagvormittag zimmert Anke Engelke in der Innenstadt von Bonn aus Sperrholzplatten eine Art Marktstand zusammen. „Optimierungsstelle. Anke hört Ihnen gerne zu (kostenlos)“, pinselt sie auf das Holz. Die Schauspielerin und Komikerin will die Menschen fragen, ob sie sich selbst mögen oder ob sie sich verändern wollen. Plötzlich taucht ein grauhaariger Mann auf. „In welchem Semester sind Sie“, fragt er. Für einen kurzen Moment wirkt Engelke ratlos. „Zweites Semester Philologie?“, rät der Mann. Anke Engelke ist 50, hat Pädagogik studiert und ihr letzter Besuch im Hörsaal dürfte schon eine Weile zurückliegen. Tatsächlich sieht Engelke deutlich jünger aus als sie ist. Vielleicht deshalb belehrt der ältere Herr die vermeintliche Studentin in leicht überheblichem Tonfall: „Meine dringende Empfehlung an Sie: Sie müssen lernen, sich das erst mal in Ruhe zu durchdenken, eh sie mit sowas kommen. Sie sind ein bisschen naiv“, erklärt der Mann.

Die komische Szene stammt aus aus der ARD-Doku „Fast perfekt – Anke Engelke und die Selbstoptimierer“, die das Erste am Montagabend ausgestrahlt hat. „Warum wir immer jünger, schöner und besser werden wollen“, will Engelke wissen. Über sich selbst sagt sie: „Meine Figur ist okay, wenn ich etwas optimieren würde, dann mein Gehirn.“ Vor allem aber will Engelke Menschen, die sich unwohl fühlen in ihrer Haut, das Selbstwertgefühl zurückgeben.

Die meisten Deutschen – das zumindest ergeben Umfragen – finden sich nämlich zu dick, zu dumm oder zu langsam oder stören sich an anderen vermeintlichen Defiziten. Sie hören auf Freunde, die ihnen erklären, wie sie schneller, schlanker, schöner werden. Deshalb stopfen wir schon unsere Kinder mit Ritalin voll, schwitzen in der Muckibude oder lassen von Fitnessarmbänder alle möglichen Körperfunktionen überwachen. Ist das gesund? Anke Engelke besucht Dicke und Dünne, sie spricht mit Ärzten, Psychologen, Fitnesstrainern – und wagt den Selbstversuch. Engelke lässt sich Elektroden an den Kopf kleben und löst Matheaufgaben unter Strom, sie zählt ihre Schritte und den Kalorienverbrauch mit Apps und Fitnesstrackern. Ihr Fazit: „Wir sind drauf und dran unsere Freiheit aufs Spiel zu setzen. Ich mache Sport nicht weil ich es will, sondern weil mir ein kleiner Computer Feuer unterm Hintern macht“, so die Komikerin. „Wir stecken in der Optimierungsmühle“, kritisiert Anke Engelke, „und ich frage mich: Warum dieser Stress?“ (fb)

Bild: WDR/good karma productions