Der Fastelovend auf jeckem Erfolgsweg

Proklamation mit kabarettistischer Taxifahrt durch Porz, politischer Rede von...

Ein Dreigestirn, das den Saal gleich zweimal entert – das hat der Porzer Karneval noch nicht erlebt. Prinz Markus I., Jungfrau Helene und Bauer Dennis hatten beim – leicht verspäteten – Einzug in den Rathaussaal in Begleitung des Garde-Corps Köln Blau-Weiß Zündorf schon ein ausgiebiges Bad in der Menge genommen. Sie nutzten die schwungvollen Tanzaufführungen des Corps dann aber, um sich quasi durch die Hintertür erneut in die Mitte der Proklamationsgäste zu schleichen. Da standen sie glückstrahlend im Scheinwerferlicht und intonierten „Loss mer singe“ von den Bläck Fööss. Begleitet von der Band Kölsch Royal, mit der Prinz Markus außerhalb seines Regentenamtes auftritt, luden sie das Publikum ein, mottogerecht mit Nubbele, Garde un Porzer Jecke durch die Stroße ze trecke. Dem Festausschuss Porzer Karneval (FAS) gelang erneut eine schwungvolle Proklamation, das erfreulich Porz-lastige Programm riss die Jecken mit. Das Kindertanzcorps und die Tanzgruppe Wahner Wibbelstetze hatten mit zum Teil zirkusreifen, rasanten Tänzen den Saal bereits in Schwung gebracht, als FAS-Präsident Stephan Demmer in der Kluft eines lässig-rockigen Taxifahrers ein pointenreiches Zwiegespräch mit der „Zentrale“ begann. Die Ehrengäste des Abends wurden zu Fahrgästen und kräftig veräppelt. Während sich die CDU-Abgeordneten anhören mussten, die Partei nehme sich vor lauter Streiterei nur noch „nach der Tagesschau auf dem Sofa“ Zeit fürs Regieren, wurde die SPD mit einem Dornfelder Rotwein verglichen, der im Gegensatz zu den politischen Roten „garantiert 14,5 Prozent“ aufweisen könne. Kasernenkommandant York Heyde bekam das großzügige Angebot, sich wegen der Material-Schwächen in der Truppe bei der Porzer Garde ein paar Knabüs’ auszuleihen. Was den Umbau von Porz-Mitte betraf, sorgte sich der jecke Taxifahrer, ob womöglich der Berliner Flughafen eher fertig werde als die hiesige Baustelle. Uneingeschränktes Lob erhielt der scheidende Bürgeramtsleiter Norbert Becker, der für Porz „immer den Blaumann angezogen“ habe. Nachfolger Karl-Heinz Merfeld müsse sich anstrengen, um Beckers Arbeitsklamotten auszufüllen. Der Auftritt Demmers passte perfekt zum Sessionsmotto, das auch Barbara Berghausen im Bühnenbild und einem tollen Orden ideenreich umgesetzt hat. Alle Porzer Ortsteile, durch Straßen verbunden, und alle im Festausschuss verbundenen närrischen Gesellschaften finden sich da. Das schafft Zusammenhalt. Das Kinderdreigestirn, das erst am Sonntag proklamiert werden sollte, absolvierte flankiert von der Kinderprinzengarde einen frischen Auftritt. Standartenträger standen für die Vielfalt der Porzer KGs, die ihresgleichen in keinem anderen Kölner Stadtbezirk findet. Bezirksbürgermeister Henk van Benthem übergab die Insignien der jecken Herrschaft und stellte das neue Trifolium mit vielen herzlichen Worten vor. Er berichtete, wie die aus Berlin stammende Jungfrau sich nach dem Umzug an den Rhein voller Tatkraft um das Amt im Dreigestirn bemüht habe. Sowohl den Prinzen als auch den aus den USA stammenden Bauern habe sie zum Mitmachen überzeugt. So habe sie der Zylindergesellschaft „Poorzer Nubbele“ die jecke Regentschaft angetragen. Bewegend schilderten die frisch proklamierten Drei in Wort und Gesang, wie sie sich drei Jahre auf das Amt vorbereitet haben und wie sie sich darauf freuen, durch Säle und Porzer Straßen zu ziehen. Das Dreigestirn genoss sodann eifrig mitsingend das Programm. Dem singenden Trompeter Bruce Kapusta, der den Saal in einen Chor verwandelte, folgte ein weiterer Porzer aus dem von ihm so genannten „Hahnwald des Stadtbezirks“ – Porz-Lind. Guido Cantz, einziger Redner des Abends, hatte mit einer von Porz in die Weltpolitik führenden Rede sein Publikum direkt in der Tasche. Mucksmäuschenstill lauschten die Gäste seinen Ausführungen über das einst aufstrebende Porz, das er inzwischen so buchstabiert: „Postleitzahlbezirk ohne richtiges Zentrum“. Die Porzer Hauptattraktion sei ein Loch – und ob die „wie Yoga“ klingende Ermunterung „wir suchen unsere Mitte“ erfolgreich sei, müsse sich noch zeigen. Für seine urkomische, dabei aber explizit politische Rede samt pointierten verbalen Hieben gegen die AfD in Deutschland und Regierende in der Welt wie Trump und Erdogan erhielt Cantz begeisterten Beifall. Die Rezag Husaren, Fidele Grön-Wieße Rezag, setzen einen weiteren Höhepunkt im Programm. Ihre hoch akrobatischen, tempo- und ideenreichen, dabei mit ansteckender Freude aufgeführten Tänze sind einfach eine Schau. Die Domstürmer, Micky Brühl Band und Klüngelköpp eskortierten das feierfreudige Publikum mit Musik auf dem jecken Erfolgsweg durch „uns Stroße“, die der Porzer Fasteleer gewählt hat. FAS-Präsident Stephan Demmer Guido Cantz...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta