Faszinosum Öl: Das „schwarze Gold“ der Weltwirtschaft

Der Rohstoff der Welt bewegt bis heute entscheidend Politik und Kapitalmärkte

Öl: Schmierstoff der globalen Wirtschaft (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo)
Öl: Schmierstoff der globalen Wirtschaft (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo)

Öl, oft als das "schwarze Gold" bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle in der globalen Wirtschaft und hat die Geschichte der Menschheit seit seiner Entdeckung maßgeblich beeinflusst.

Obwohl es häufig mit Umweltproblemen und geopolitischen Spannungen in Verbindung gebracht wird, ist Öl ein faszinierendes Naturprodukt mit vielen überraschenden Eigenschaften und einer vielseitigen Verwendung. Zehn erstaunliche Fakten über Öl – von der Energieerzeugung bis zu den bedeutendsten Konzernen.

Die Entstehung von Öl

Öl ist ein fossiler Brennstoff, der durch die Zersetzung von organischem Material unter hohem Druck und hoher Temperatur über Millionen von Jahren hinweg entstanden ist. Die meisten Ölvorkommen stammen von Mikroorganismen wie Phytoplankton und Algen, die in prähistorischen Meeren lebten und nach ihrem Tod auf den Meeresboden sanken.

Einige der heute geförderten Ölreserven sind über 300 Millionen Jahre alt. Diese immense Zeitspanne ist notwendig, um die komplexen chemischen Prozesse zu durchlaufen, die organisches Material in Rohöl umwandeln.

Historische Nutzung von Öl

Die Nutzung von Öl durch den Menschen reicht Tausende von Jahren zurück. Bereits im alten Mesopotamien wurde Erdöl für medizinische Zwecke und zum Abdichten von Booten verwendet. Auch im alten Ägypten wurde Öl für Mumifizierungsprozesse und als Heilmittel genutzt. Im Mittelalter wurde Öl in Europa hauptsächlich für medizinische Zwecke und Beleuchtung verwendet.

Die erste Ölbohrung

Die wahre Revolution begann jedoch mit der Industrialisierung. 1859 führte Edwin L. Drake die erste erfolgreiche Ölbohrung in Titusville, Pennsylvania, durch, die die Energieversorgung der Industrienationen grundlegend veränderte.

Erdölförderung in Kalifornien (Foto: REUTERS/Nichola Groom)
Erdölförderung in Kalifornien (Foto: REUTERS/Nichola Groom)

Die Erschließung markierte den Beginn der modernen Erdölindustrie und führte zu einem Ölboom, der die Energieversorgung und das wirtschaftliche Wachstum weltweit revolutionierte. Kerosin aus Erdöl wurde zur Hauptlichtquelle, und mit der Entwicklung des Verbrennungsmotors stieg die Bedeutung von Benzin, was den Transport weltweit revolutionierte.

Wirtschaftliche Bedeutung

Öl ist bis heute der wichtigste Energielieferant der Welt und steht im Zentrum des globalen Handels. Die OPEC (Organization of Petroleum Exporting Countries), eine Gruppe von 13 Öl exportierenden Ländern, spielt eine Schlüsselrolle bei der Bestimmung der Ölpreise durch ihre Produktionsrichtlinien, die direkte Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben.

Die OPEC: Organisation Erdölexportierender Länder (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo)
Die OPEC: Organisation Erdölexportierender Länder (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo)

Die „Peak Oil“-Theorie

Die Theorie des „Peak Oil“, die 1956 von M. King Hubbert begründet wurde, prognostiziert, dass die Ölförderung nach Erreichen eines Höhepunkts aufgrund der Erschöpfung der Reserven zurückgehen wird. Experten sind sich uneinig, wann dieser Punkt erreicht wird, aber es ist ein wichtiger Faktor in Diskussionen über zukünftige Energiequellen und -politik.

Die größten Ölproduzenten und -verbraucher

Die USA sind der weltweit größte Ölproduzent und -verbraucher, gestärkt durch fortschrittliche Technologien wie Fracking, welche die Ölproduktion erheblich steigerten. Neben den USA sind auch Saudi-Arabien und Russland führende Ölproduzenten. Saudi-Arabien nutzt seine massiven Reserven, um einen signifikanten Einfluss auf die OPEC und globale Ölpreise auszuüben.

Russland, reich an sibirischen Reserven, ist ein Hauptexporteur, allerdings beeinträchtigen politische Spannungen die Marktposition. Kanada, bekannt für seine Teersandölförderung, ist trotz ökologischer Bedenken ein wichtiger Spieler. Auf den weiteren Rängen folgen China, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Brasilien.

Die wertvollsten Ölgesellschaften als Schlüsselspieler der Weltwirtschaft und Wall Street

Über das letzte Jahrhundert haben einige Ölkonzerne eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft und an den Börsen gespielt. ExxonMobil, aus Standard Oil hervorgegangen, ist einer der größten globalen Öl- und Gasproduzenten. Das Unternehmen beeinflusst durch seine umfassende Präsenz in der Energiebranche weltweit die Ölpreise. Royal Dutch Shell operiert in über 70 Ländern und ist ein Schlüsselspieler bei der globalen Ölversorgung, was ihm einen erheblichen Einfluss auf die internationalen Energiemärkte verleiht.

Globale Nummer eins: Saudi Aramco (Foto: REUTERS/Benoit Tessier/File Photo)
Globale Nummer eins: Saudi Aramco (Foto: REUTERS/Benoit Tessier/File Photo)

BP und Chevron, beide Teil der "Supermajors", sind zentral in der globalen Energieversorgung und treiben durch ihre internationalen Operationen und Investitionen in erneuerbare Energien die Markt- und Preisentwicklungen voran. Saudi Aramco besitzt die größten Ölreserven weltweit und war durch den größten Börsengang aller Zeiten, 2019, finanziell prägend. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 2 Billionen Dollar ist Saudi Aramco der wertvollste Ölkonzern und das fünftwertvollste Unternehmen der Welt.

Die großen Ölkrisen

Im Laufe der Zeit ist der moderne Wirtschaftskreislauf immer abhängiger vom Rohstoff Öl geworden – und die globale Wirtschaft anfälliger für Schwankungen im Ölangebot. Welche Folgen plötzliche Knappheit durch politische Spannungen haben kann, zeigen die Ölkrisen der 1970er-Jahre, die prägende Ereignisse für die Weltwirtschaft waren und weitreichende geopolitische Folgen hatten.

Die erste große Ölkrise begann 1973, als die Mitglieder der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) als Reaktion auf die Unterstützung Israels durch die USA im Jom-Kippur-Krieg ein Ölembargo gegen die USA und andere westliche Länder verhängten. Dies führte zu einem dramatischen Anstieg der Ölpreise und löste weltweit wirtschaftliche Turbulenzen aus.

Die zweite Ölkrise trat 1979 ein, nach der iranischen Revolution, die zu einem erheblichen Rückgang der iranischen Ölexporte führte. Auch hier schnellten die Ölpreise in die Höhe, was zu Inflation, Rezession und einer verstärkten Suche nach alternativen Energiequellen in vielen betroffenen Ländern führte.

Rolle von Öl in geopolitischen Konflikten

Öl steht oft im Zentrum geopolitischer Konflikte, besonders in Ländern mit reichen Ölreserven wie Irak, Venezuela und Nigeria, wo der Kampf um diese wertvolle Ressource politische und wirtschaftliche Turbulenzen verschärft hat. Der Irak hat aufgrund seiner Ölreserven mehrere Kriege und Sanktionen erlebt, die die nationale Ölproduktion und die globale Ölversorgung beeinträchtigten.

Ölfeld in Basra, Irak (Foto: REUTERS/Essam Al-Sudani)
Ölfeld in Basra, Irak (Foto: REUTERS/Essam Al-Sudani)

Venezuela, obwohl es über die größten nachgewiesenen Ölreserven verfügt, leidet unter schweren wirtschaftlichen Problemen und politischer Instabilität, die durch die Abhängigkeit von Öleinnahmen verschärft werden. In Nigeria hat der Ölreichtum zu Korruption und Konflikten geführt, insbesondere im Nigerdelta, wo Umweltzerstörung und Auseinandersetzungen an der Tagesordnung sind. Diese Länder verdeutlichen, wie der Reichtum an Öl zu einem regelrechten Fluch werden kann, der Konflikte und Instabilität fördert.

Zukunft ohne Öl

Mit dem wachsenden Bewusstsein für die Umweltauswirkungen und die begrenzte Verfügbarkeit von Öl suchen Länder und Unternehmen aktiv nach alternativen Energiequellen. Erneuerbare Energien, wie Wind- und Solarenergie, gewinnen zunehmend an Bedeutung, und Innovationen in der Batterietechnologie könnten die Abhängigkeit von Öl in der Zukunft verringern.

Entsprechend wird die Suche nach einem nachhaltigen, weniger umweltbelastenden Energiesystem seit Jahren vorangetrieben – die „Energiewende“ ist zum politischen Schlagwort geworden. Die Folge: In den vergangenen ein, zwei Dekaden wurden massive Investitionen in grüne Technologien betrieben, um die allmähliche Abkehr von fossilen Brennstoffen einzuleiten.

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