FC Bayern.TV: Sender mit Albtraumgarantie

Sie schimpfen über das aktuelle TV-Programm? Zum Fenster hinausgeworfene Rundfunkgebühren – für Inhalte, die man doch NIEMALS nutzt? Dass dann auch noch gerade sämtliche möglicherweise gerade noch erträgliche Sendungen dem Karneval-Tätätärä zum Opfer fallen, Frank Plasberg in den Zwangsurlaub geschickt wurde, eine Wiederholung nach der anderen läuft? Geschenkt…

Denn nun gibt es sie: die rot-weiße Revolution des Fernsehens. Als ERSTER deutscher Club geht der FC Bayern München (wer sonst hätte das Geld und die nötige Eitelkeit?) mit einem eigenen TV-Channel an den Start, darf da Philipp Lahm in die Kamera säuseln, von“exklusiven Formaten“ und „einzigartigen Einblicken“ ist da die Rede“.

Gestern wurde das längst überfällige TV-Baby ins Leben geholt, der erste Tag auf Sendung, natürlich pünktlich zum 117. Geburtstag des T-r-a-d-i-t-i-o-n-s-clubs. Glückwunsch. Wem genau der Verein damit nun aber ein Geschenk macht, das ist äußerst fragwürdig. Zumal nach der ersten freien Sendewoche eine monatliche Gebühr anfällt. Immerhin freiwillig.

Damit Sie sich Zeit und Lebensenergie sparen können, haben wir für Sie den Check gemacht: Einmal und nie wieder.

„FCBayern.tv live“ ist ein linearer TV-Sender mit Ganztagsprogramm, ähnlich wie Sport1. Aber Sport1, Sky, Eurosport, Sportschau, Sportstudio…aber das kann doch niemals reichen! Zumal der FC Bayern in sämtlichen Fußballsendungen natürlich vollkommen unterrepräsentiert, regelrecht benachteiligt ist! Genau darum gibt es nun 24 Stunden Selbstbeweihräucherung, an sieben Tagen die Woche.

Gegen die Lügenpresse, gegen alternative Fakten – die neuesten, einzig wahren News

Ein Highlight, das ist wohl klar, jagte zur Premiere das nächste. Die Live-Schaltung inszenierte Karl-Heinz „Vorstandsboss“ Rummenigge im Stil eines Fass-Anstichs. Und dann machte Kalle deutlich, warum Bayern.TV in Zeiten von Lügenpresse, „fake news“, alternativen Fakten so absolut unverzichtbar und wichtig ist: „Keiner kennt den FC Bayern besser als der FC Bayern selbst!“ Darum, das kann Rummenigge versprechen, „kriegt man wirklich die neuesten News und vor allem die News, die gesichert der Wahrheit entsprechen.“ Also natürlich vollkommen unvoreingenommen, neutral, selbstkritisch, differenziert…unparteiisch eben. Wie das so ist, wenn man über sich selbst beichtet. Donald Trump könnte von Großmeister Rummenigge noch lernen.

„Worauf freuen Sie sich besonders, Herr Rummenigge?“, fragte der Moderator nach der feierlichen Eröffnung dann. „Auf die Classics: Beckenbauer, Hoeneß, ich selbst!“ Jaja, die guten alten Zeiten, früher war alles besser, natürlich auch beim FC Bayern. Wäre Uli Hoeneß nicht längst wieder frei, es gäbe wohl eine 24-Stunden-Big-Brother-Liveübertragung in seine Zelle.

Unendliche Nachspielzeit

Das ganze Programm fühlt sich an wie eine unendliche Nachspielzeit. Öffentliche Trainings werden übertragen, Pressegespräche, die Spieler werden genötigt, noch öfter noch größeren Schwachsinn in die Kamera zu flöten. 24 Stunden an sieben Tagen die Woche, das muss ja irgendwie gefüllt werden. Sogar die sonst unsichtbare Bayern-Frauenmannschaft wird vom Abstellgleis geholt. Praktische Lückenfüller.

Dieser Sender macht Albträume: Was, wenn das nie wieder aufhört? Ein Teufelskreis aus Meisterschale, Meisterfeier, Finalspiel hier und da, Rummenigge, Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß…und wieder von vorn. Denn schon gestern hat sich das Programm bereits nach 20 (!) Minuten wiederholt. Wie oft Rummenigge den Sender gestern in Endlosschleife feierlich eröffnet hat, man kann es nur erahnen. 24 Stunden hält das keiner aus.

Screenshot: FCBayern.TV