FIRST STEPS Awards: Moderator Hassan Akkouch im Interview

Am 26. September werden wieder die FIRST STEPS Awards verliehen. Der renommierte Deutsche Nachwuchspreis wird jährlich an Abschlussfilme von Student*innen der Filmhochschulen in den deutschsprachigen Ländern verliehen. Präsentiert wird die Preisverleihung in diesem Jahr von Hassan Akkouch. Yahoo! hatte im Vorfeld die Möglichkeit mit dem Schauspieler zu sprechen.

Hassan Akkouch (Bild: Jonas Huckstorf · FIRST STEPS Award 2022)
Hassan Akkouch führt dieses Jahr durch die FIRST STEPS Awards. (Bild: Jonas Huckstorf · FIRST STEPS Award 2022)

Erfolgsserien wie "Hindafing", "4 Blocks" und zuletzt der Kinofilm "CONTRA" machten Hassan Akkouch einem breitem Publikum bekannt, jetzt wird der 34-Jährige am 26. September die 800 Gäste im Motorwerk Berlin als Gastgeber der FIRST STEPS Awards durch den Abend führen. Mit Yahoo! sprach er darüber, was jungen Film so besonders und vor allem wichtig für die deutsche Filmbranche macht.

Yahoo!: Freust du dich schon auf die Show?

Hassan Akkouch: Es ist natürlich eine große Verantwortung so etwas zu moderieren, aber auf jeden Fall! Die Vorbereitungen sind längst losgegangen, aber so richtig intensiv wird's für mich erst jetzt, wenn das Moderationsbuch fertig gemacht und die Eröffnung komplett durchchoreografiert wird.

Für einen Moderator ist der Anfang natürlich am wichtigsten, also wie steigt man in die Show ein, wie catcht man das Publikum? Ich bin ja kein Profi-Moderator, aber wir haben uns zusammen was überlegt und ich habe noch ein paar alte Freunde integriert - und ich hoffe, dass das Ganze gut wird.

Y: Die FIRST STEPS Awards stellen junge Filmschaffende in den Fokus. Was macht deiner Meinung nach jungen Film so besonders?

HA: Auf jeden Fall die Perspektive, dass aus einer anderen Generation heraus erzählt wird. Und der Mut, am Anfang, wenn man so jung ist und Filme machen möchte, ist man meist viel mutiger und das verliert man ein bisschen mit der Zeit, wenn der Adrenalinschub nachlässt.

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir neue, neugierige Menschen behalten und dass nicht immer wieder etwas reproduziert wird. Damit man selber auch nicht abstumpft, ist es wichtig, den jungen Menschen zu zuhören, weil die Welt gehört in der Zukunft ihnen. Man will ihnen auch den Mut geben, weiter zu machen, weiter in diese Richtung zu gehen.

Y: Es gibt viel Kritik am deutschen Film, dass es immer das Gleiche, langweilig, zu trocken ist. Teilen viele junge Filmemacher*innen diese Haltung und versuchen dagegen anzugehen?

HA: Ich glaube, dass es diese Haltung auf jeden Fall gibt, dass man sagt, ich möchte aktiv dagegen vorgehen. Was dabei aber schwierig ist, ist andere historische Geschichten zu erzählen. Ich glaube stattdessen werden die alten Geschichten neuerzählt, aber mit diesem politischen Diversitätswandel, den wir jetzt gerade erleben.

Wenn man sich zum Beispiel die Netflix-Show "Kleo" anschaut, sieht man da einen diversen Cast in der DDR, was ich ganz toll finde, woran man sich natürlich auch ein Beispiel nehmen kann. In vielen anderen Filmen gibt es, nur mal als Beispiel, keine Vietnamesen oder Libanesen in der DDR, obwohl es die natürlich gegeben hat.

Jetzt zum Beispiel mal der Mauerfall aus der Perspektive eines vietnamesischen Mannes oder einer vietnamesischen Frau zu sehen - das wäre interessant. Es wäre immer noch der Mauerfall - aber aus einer neuen Perspektive. Ich hoffe, dass das irgendwann kommen wird.

Y: Unter den Nominierten für die Awards gibt es viele Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund. Soll mit den FIRST STEPS Awards auch bewusst Diversität gefördert werden?

HA: Ich habe damit nichts zu tun, aber ich weiß, dass FIRST STEPS und die Deutsche Filmakademie diesen Wandel fördern möchten. Und, dass sie alles dafür tun, jeden, der gesehen werden möchte, auch zu sehen. Aber ich glaube, eigentlich müsste man da noch früher einsetzen.

Wenn wir die Zukunft verändern wollen, müssen wir in die junge Generation investieren: Kinder sind die Zukunft und auch junge Filmschaffende sind die Zukunft, deshalb müssen wir generell die Strukturen, an Schauspielschulen, Filmhochschulen und so weiter, barrierefrei machen und den Zugang für diverse Menschen ermöglichen - nicht um sie besser zu behandeln, sondern um sie gleich und fair zu behandeln.

Y: Hast du das Gefühl, dass es beim jungen Film brennende Themen gibt, die immer wieder aufkommen?

HA: Identität, Urgefühle sind immer da, sich abzunabeln von der Familie, aber auch Hass und Vorurteile. Ich glaube auch, dass die Nominierten viel mit dem heutigen Wandel zu tun haben. Man kann ja nicht abstreiten, dass bei der Beurteilung immer eine Haltung, die von dieser Welt geprägt ist, mitschwingt. Ein objektiver Blick ist nur insofern möglich, dass man keinen Film bevorzugt, eine gewisse Subjektivität bringt man aber immer mit, weil einfach jedem Menschen individuell manche Themen in dieser Welt wichtiger sind als andere.

So entsteht es dann, dass viele Filme mit Diversitätshintergund nominiert sind oder Filme, die sich damit befassen. Man muss dem auch diesen Platz geben, damit sich die Leute daran gewöhnen, dass es das nun einmal gibt. Aber man muss die alten Strukturen und den Cast und alles aufbrechen, neu besetzen und neu erzählen.

Und nicht nur: Wir brauchen jetzt jemanden der schwarz ist und dann benutzen wir das einfach, sondern wir brauchen die Haltung von einem schwarzen Menschen, wir brauchen die Perspektive von einem schwarzen Menschen und nicht einfach nur Klischee-Geschichten reproduziert und gefärbt - das brauchen wir nicht.

Y: Welchen Einfluss können Awards wie die FIRST STEPS Awards auf junge Filmemacher*innen haben?

HA: Es geht vor allem darum, dass man den Leuten sagt "Hey, du hast was richtig gemacht und wir haben das gesehen". Also, wir, die Filmakademie und die Jury, sagen dir: "Mach weiter, du bist auf dem richtigen Weg, wir möchten dir einen kleinen Kickstart geben."

Ich glaube, dass die Leute dann natürlich auch größere Aufmerksamkeit kriegen, aber, wie bei allen Preisen, wenn es nicht grade der Oscar oder die goldene Palme oder der goldene Bär der Berlinale ist - hält sich der Einfluss auf dein Leben in Grenzen. Aber du wirst schon in jungen Jahren geehrt und dir wird gesagt, dass du auf dem richtigen Weg bist.

Y: Was würdest du jungen Menschen raten, die jetzt sagen: Ich habe Lust selber Filme zu machen oder Regie zu führen, weiß aber nicht, wo ich anfangen soll?

H: Wenn man sich für Regie interessiert, kann ich nur empfehlen, Workshops oder Schnupperkurse zu machen und sich damit zu beschäftigen, was es überhaupt bedeutet Regie zu führen. Man sollte wissen, was einem an der Arbeit gefällt und dann sollte man auch im Theater oder am Set tätig sein, auch in verschiedenen Bereichen - alles einmal durcharbeiten, auch selber mal spielen oder schreiben.

So kann man nicht nur von außen draufschauen, sondern auch von innen und herausfinden, wie man vielleicht besser mit den Schauspieler*innen, Autor*innen oder Bildgestalter*innen kommuniziert. Darauf liegt bei Regie auf jeden Fall der Fokus, auf der Kommunikation.

Generell sollte man sich alles anschauen, immer neugierig sein - aber das gilt wahrscheinlich für alle Berufe in diesem Bereich.

Wer die FIRST STEPS Awards Preisverleihung selber verfolgen will, kann das am 26. September ab 19:30 Uhr im Livestream der ARD-Mediathek. Die Nominierungen für den diesjährigen Award sind hier nachzulesen.