Foto mit Kongress-Praktikanten heizt Rassismusdebatte in den USA an

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Der republikanische Spitzenpolitiker Paul Ryan wollte Sympathiepunkte sammeln und hat damit die Rassismusdebatte angeheizt. Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses postete ein Selfie mit über 100 Praktikanten des Kongresses – leider waren fast alle weiß, was offenbar nur Ryan nicht aufgefallen war. Umgehend war der Shitstorm unter dem Hashtag #InternsSoWhite da.

Ignoranz und Diskriminierung – mit diesem symbolischen Doppelschlag wurde Ryans Selfie pünktlich zur Kür des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zum Skandal. Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses hatte auf einen Rekord der anderen Art gehofft. Nach einer Rede vor über 100 Kongress-Praktikanten sah Ryan den perfekten Fotomoment gekommen und zückte den Selfie-Stick.

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„Ich glaube, das stellt einen Rekord für die meisten #CapitolHill Praktikanten in einem einzigen Selfie auf #SpeakerSelfie“, schrieb der Republikaner stolz auf Instagram. Für etliche Beobachter aber war das Bild mitnichten Grund zur Freude. Vielmehr wurde das Meer an strahlenden, weißen Gesichtern hinter Ryan als Ausdruck der Diskriminierung im Politsystem gedeutet. In Anlehnung an die Rassismusdebatte bei den Oscars und dem Hashtag #OscarsSoWhite wurde die Debatte unter dem Stichwort #InternsSoWhite (zu dt.: „so weiße Praktikanten“) geführt.

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„Buzzfeed“-Autor David Mack nahm die Wimmelbild-Herausforderung an und fand tatsächlich eine afroamerikanische Praktikantin in der Menge. „Das Bild von Paul Ryan mit den GOP-Praktikanten ist so weiß, dass ich eine Sonnenbrille aufsetzen musste, um es direkt anzugucken“, ätzte die afroamerikanische Autorin und Komikerin Luvvie Ajayi auf Twitter.

Einer der Praktikanten stellte im Gespräch mit „USA Today“ klar, dass es sich bei dem Vortrag nicht um eine Veranstaltung der Republikaner gehandelt hatte und auch Praktikanten der Demokraten anwesend waren. Denkbar ist zudem, dass ein Vortrag Ryans farbige Praktikanten einfach nicht interessiert hat und sie der Veranstaltung deshalb ferngeblieben sind.

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Kommentatoren warfen dem Politiker aber vor allem mangelnde Sensibilität vor – gerade angesichts der erneut aufgeflammten Debatte um Rassismus nach der Tötung afroamerikanischer Männer durch Polizisten sowie den tödlichen Schüssen auf Beamte in Louisiana. Die Abgeordnete Terri A. Sewell von den Demokraten konterte mit einem Foto demokratischer Praktikanten, das ein ganz anderes Bild des politischen Nachwuchses im Kongress zeichnete.

Bilder: Instagram/Ryan Paul; Twitter/David Mack; Twitter/Terri A. Sewell

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