Einchecken mit Schrecken: Die schaurigsten Ziele von Katastrophentouristen
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Alma-Tunnel, Paris
Noch immer ranken sich zahlreiche Mythen um den tragischen Unfalltod von Prinzessin Diana am 31. August 1997 im Pariser Pont d’Alma-„Todestunnel“. Auch wenn die Pariser Stadtväter versucht haben, es zu verhindern, wurde der Tunnel zum Wallfahrtsort für Touristen aus aller Welt. (Bild: dapd) - 2/17
Bild: AFP
Manch ein Fan sucht den Ort sogar gezielt auf. Ein Denkmal in Form einer goldenen Flamme, das über dem Alma-Tunnel prangt, wurde nach dem Unfall von den Touristen zum Altar umfunktioniert. Menschen legen dort Blumen, Bilder und Widmungen ab. Die umliegenden Souvenirverkäufer freut’s! (Bild: AFP) - 3/17
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Todeszone von Tschernobyl
Das wohl bekannteste Beispiel für Katastrophentourismus sind die Ruinen von Tschernobyl. Diverse Anbieter wie etwa die Agentur Arseni Finberg bieten Touren durch den Schauplatz der schlimmsten Atomkatastrophe der Geschichte, rund 7000 Besucher nehmen Jahr für Jahr den Eintritt von mehr als 100 Euro pro Tag in Kauf, um das makabre Freizeitangebot inklusive Geigerzähler wahrzunehmen. (Bild: dapd) - 4/17
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Einst waren die Fahrten in die durch den Super-Gau verstrahlte Todeszone nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft verboten, mittlerweile ist das Areal wieder für Touristen geöffnet. Besucher müssen sich zehn Tage vor der Tour anmelden und bestätigen, dass keine gesundheitlichen Probleme die Fahrt gefährden.
Die Extremtouren sind umstritten – ist doch der Ort Symbol und Ursprung von Tod, Krebsleiden und anderen schwerwiegenden Krankheiten Zehntausender Menschen. (Bild: thinkstock) - 5/17
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Ground Zero, New York
Hatte New York nach dem Anschlag auf die Twin Towers vom 11. September 2001 zunächst noch mit einem abflauenden Tourismus zu kämpfen, so gibt es mittlerweile sogar Besucher, die die Stadt extra besuchen, um „Ground Zero“ zu sehen. Das Gelände auf dem einst das World Trade Center stand, mauserte sich zum Touristenmagneten.
Auch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU, im Bild) hat kürzlich die Gedenkstätte "9/11 Memorial" auf dem Gelände des Ground Zero in News York besucht. (Bild: dapd) - 6/17
Bangkok Klong Prem Prison AFP
Klong Prem Gefängnis, Bangkok, Thailand
Nervenkitzel verspricht sicher auch ein Besuch in einem thailändischen Gefängnis: Wenn ihnen Strand und Bananenboot zu langweilig werden, können britische Staatsbürger einen ihrer Tausenden Landsleute besuchen, die in dem Land ihre Verbrechen absitzen müssen, etwa in Bangkoks Klong Prem Gefängnis.
Vermittelt werden die Treffen beispielsweise durch die Organisation „Prisoners Abroad“. Immerhin: Mit Obst, Medizin und anderen Mitbringseln kann man den Gefangenen etwas Gutes tun und sie immerhin für kurze Zeit ablenken. (Bild: AFP) - 7/17
Bild: dapd
Auf den Spuren eines Kannibalen in Milwaukee
In Milwaukee, USA, sorgt eine Marketing-Agentur für Empörung, die eine Stadtführung anbietet, bei der die Teilnehmer die Lieblingsplätze eines Serienkillers besuchen können. Jeffrey Dahmer, ein Schokoladenfabrik-Arbeiter, wurde 1991 verhaftet und gestand, 17 junge Männer getötet und zum Teil gegessen zu haben. 1994 schlug ihn ein Mithäftling zu Tode.
Besonders Angehörige der Opfer gingen auf die Barrikaden, als sie von der makabren Stadtführung erfuhren, die zum Teil Orte ansteuert, an denen Dahmer seine Opfer traf. Tour-Veranstalter Bam Marketing and Media ließ sich jedoch nicht abhalten. Zum Entsetzen der Angehörigen findet man das Tourangebot noch immer im Internet. (Bild: dapd) - 8/17
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Wrack der Costa Concordia
Besonders bedenklich ist Katastrophentourismus, wenn das Unglück quasi noch im Gange ist. Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ war im Januar zu nahe an die Insel Giglio herangefahren und kenterte mit mehr als 4200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord. Während im Wrack der havarierten „Costa Concordia“ noch verzweifelt nach möglichen Überlebenden gesucht wurde, überrannten Schaulustige die toskanische Insel, posierten auf dem Felsen nahe des Schiffswracks und knipsten Fotos für das Familienalbum. Bei vielen Menschen sorgte das für Empörung. (Bild: AFP) - 9/17
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Mumbai Dharavi Slum, Indien
Immer mehr Touristen suchen ihre Kontrast-Erfahrung in den Slums so genannter Dritte-Welt-Länder. Der "Slumtourismus" in den Armenvierteln von Kapstadt, Rio de Janeiro, Nairobi, Mumbai oder Jakarta dürfte laut den Osnabrücker Sozialgeografen Andreas Pott und Malte Steinbrink bald die jährliche Millionenmarke erreichen. Besonders seit „Slumdog Millionär" boomt der Slum-Tourismus stärker denn je. In Kapstadt lässt sich mittlerweile selbst Bungee-Jumping in der Township buchen.
Ob der Slumtourismus einen Beitrag zur Armutsreduzierung leisten kann, ist noch wenig erforscht. Sicher ist jedoch, dass statt den Bewohnern der Slums die externen Tourveranstalter finanziell profitieren, stellt Steinbrink mit Kollegen in seinem Buch "Slum Tourism: poverty, power, ethics" fest. (Bild: dapd) - 10/17
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Killing Fields in Kambodscha
Die so genannten „Killing Fields“ in Kambodscha erinnern an die Schrecken der Roten Khmer – und gehören zugleich zu den beliebtesten Touristenattraktionen des Landes. Zu den „Killing Fields“ zählt man rund dreihundert Stätten, an denen nach Schätzungen mindestens 200 000 Menschen politisch motivierten Massenmorden zum Opfer fielen. (Bild: AFP) - 11/17
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Die bekannteste Stätte der Killing Fields befindet sich nahe der Hauptstadt Phnom Penh in Choeung Ek. Dort wurden bis zu 17.000 Menschen umgebracht. Rund 500 Touristen gruseln sich jeden Tag beim Anblick tausender Totenschädel und anderer menschlicher Überreste, welche die Felder Kambodschas übersät hatten und mittlerweile für die Öffentlichkeit ausgestellt wurden. (Bild: thinkstock) - 12/17
(Bild: AFP)
Varanasi, Indien
Varanasi im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh gilt als eine der heiligsten Stätten des Hinduismus – und ist zugleich beliebte Station vieler Indienreisender. Hauptanziehungspunkt für viele sind die kilometerlangen Uferbefestigungen am heiligen Fluss Ganges: An sogenannten Ghats werden die Leichen der Verstorbenen verbrannt – denn für strenggläubige Hindus gilt es als besonders erstrebenswert, an diesem heiligen Ort im Ganges zu baden und dort zu sterben.
Urlauber können die trauernden Angehörigen dabei beobachten, wie sie sich vom Verstorbenen Familienmitglied verabschieden und die Leiche anschließend anzünden, viele Touris lassen es sich nicht nehmen, mit ihrer Kamera jedes erdenkliche Detail der Prozedur abzulichten. Man stelle sich nur mal vor, bei der Beerdigung der eigenen Oma tauchen plötzlich indische Touristen mit Kameras hinter dem Gebüsch auf, die das Begräbnis genauestens dokumentieren…(Bild: AFP) - 13/17
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Vulkan Merapi, Indonesien
"Hier war das Haus von Herrn Jumadi": Das Schild ist der einzige Hinweis auf das vom Vulkan Merapi auf der indonesischen Insel Java ausgelöschte Haus, das ebenso wie der Rest des Dorfes von einem Lavastrom verschluckt wurde. Im November 2010 brach der Vulkan aus, zahlreiche Menschen verloren ihr Leben, Zehntausende Bewohner mussten fliehen. (Bild: AFP) - 14/17
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Viele Orte sind seitdem unter einer dicken, erstarrten Kruste begraben. Die Bewohner versuchen nun, sich mit Touristenführungen über die erkalteten Lavaströme eine neue Existenz aufzubauen. Als Souvenirs werden mit Vulkanasche gefüllte Fläschchen oder DVDs feilgeboten, die die Katastrophe dokumentieren. Ein Beispiel dafür, dass Katastrophentourismus auch eine sinnvolle Seite haben kann. (Bild: AFP) - 15/17
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Cu Chi Tunnels, Saigon, Vietnam
Das Bild zeigt das Einstiegsloch zu den Tunneln von Cu Chi. Das Tunnelsystem, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten, war damals voller giftiger Spinnen und Skorpione. Die Tunnel zeichneten sich durch unaushaltbare Schwüle und Enge aus – in einigen Passagen lauerten auch Fallen.
(Bild: Flickr/ dalbera) - 16/17
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Heute sind die Tunnel beliebtes und lukratives Touristenziel. Eine 90 Meter lange Passage wurde extra für westliche Touristen verbreitert und für etwa einen Dollar darf man sogar einmal mit einem Maschinengewehr schießen das während des Vietnamkrieges genutzt wurde. (Bild: Flickr/ calflier001 ) - 17/17
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Doch wie kann man sich den menschlichen Wunsch nach der Begegnung mit dem Grauen erklären? „Wir alle wissen, dass wir sterben müssen, aber wir verdrängen es ständig“, sagt der Psychiater Theo Payk gegenüber „Focus“. Schon Könige hätten früher versucht, sich mit kleinen Dosen von Gift gegen eine Vergiftung zu immunisieren.
Ähnliche Wirkung erhoffen sich Menschen vielleicht auch von Grenzerfahrungen „Man wappnet sich, indem man an den Rand geht, wo es brenzlig wird, um dann gestärkt aus solchen Mutproben hervorzugehen. Man gewöhnt sich also langsam an den wirklich großen Schrecken: Die Angst vor dem eigenen Ende.“ (Bild: AFP)
Wo immer ein Unfall passiert, sind sie zur Stelle: Schaulustige. Eine gesteigerte Form dieses zufälligen Voyeurismus betreiben Menschen, die im Urlaub bewusst zu Schauplätzen von Terroranschlägen, Umweltkatastrophen und verheerenden Unfällen reisen - nicht etwa um dort zu helfen, sondern um zu gucken."Dark Tourism", wie diese Art von Tourismus auch genannt wird, boomt – wir zeigen die schaurigsten und bedenklichsten „Urlaubsziele“ von Katastrophentouristen.