Gefeierter Martinez: Weshalb er in Liverpool so wertvoll war

Per Videotelefonie, guter Laune und Blick auf sein Handy eilte Javi Martinez fast unbemerkt und mit Kapuze über dem Kopf aus den Katakomben von Anfield. Sein Handy stand nach Abpfiff ohnehin nicht still. Nachrichten und Anrufe ereilten den Basken nach seiner starken Leistung beim FC Liverpool (0:0), denn er war so etwas wie der unerwartete Punktsieger im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League.

"Er hat sehr gut gespielt", lobte ihn Karl-Heinz Rummenigge nach Abpfiff und avancierte somit zu einem der ersten Gratulanten des Jubilars. In Liverpool bestritt der Defensiv-Allrounder sein 50. Spiel in der Königsklasse.

Martinez verleiht Bayern-Defensive Stabilität

Auch der Vorstands-Boss sah, wie Martinez im defensiven Mittelfeld der seit Wochen durchlässigen Bayern-Defensive merklich Stabilität verlieh. Der Spanier stopfte etliche Löcher, warf sich in nahezu jeden Zweikampf, leitete Angriffe ein, war auch zweikampfstärkster Bayern-Spieler. In der Rückwärtsbewegung ließ er sich zudem oft zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Das half, um erstmals in diesem Jahr die Null zu halten.

"Er hat ein gutes Spiel gemacht. Man hat in solchen Spielen schon oft gesehen, welche Leistung er zeigen kann. Gerade auch in der Defensive hat er viel abgeräumt und bis zur letzten Minute alles gegeben, jeden Zweikampf ernstgenommen und viel aufgeräumt", schwärmte Kapitän Manuel Neuer.

Mats Hummels ergänzte zu seinem Vordermann: "Das sind genau seine Spiele. Er war enorm wertvoll für uns, hat die Arbeit für jeden auf dem Platz einfacher gemacht und viele Situationen gelöst."

Der Innenverteidiger war einer der Profiteure von Martinez' starker Leistung, sah sich die Viererkette in Anfield diesmal weitaus mehr vom eigenen Mittelfeld in Sachen Defensivaufgaben unterstützt als in den Wochen zuvor - vor allem in der Bundesliga.

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Martinez ist da, wenn er gebraucht wird

Warum spielte Martinez überhaupt? Unter Niko Kovac ist der 30-Jährige in dieser Saison keinesfalls Stammspieler, jedoch immer zur Stelle, wenn ihn sein Trainer reinwirft - vor allem gegen konterstarke Teams. So spielte Martinez zuletzt in Dortmund (2:3), Frankfurt (3:0) und Hoffenheim (3:1) über die volle Distanz. Martinez ist zwar nicht mehr der Schnellste, dafür besitzt er die Gabe, Räume zu antizipieren, in welchen er zum Abfangjäger mutieren kann. Stark in der Luft ist er ohnehin.

Er profitierte auch davon, dass Kovac seine Mannen in Liverpool deutlich defensiver agieren ließ als man es von Bayern in dieser Saison bislang gewohnt war. Die Devise lautete am Dienstagabend, der pfeilschnellen Liverpool-Offensive und deren kraftvollem Mittelfeld Tempo zu nehmen, Pressing-Situationen zu vermeiden und Kontersituationen zu verhindern. Für diese Rolle war Martinez prädestiniert.

Sah auch Hummels so: "Wenn das Spiel so ist und diese Anforderungen stellt, wenn er so spielt, ist er unheimlich wertvoll."

Kovac und das Martinez-Dilemma

Rufe werden zuletzt immer lauter, wonach Martinez nicht schon längst auf mehr Spielzeit hätte kommen müssen, ob der Münchner Defensiv-Schwächen. Kovac jedoch, das machte er auch im Vorfeld des Spiels deutlich, macht diese Personalie vor allem vom Gegner abhängig.

Müssen die Bayern wieder das Spiel machen und werden vermehrt in der Offensive gefordert sein, statt selbst unter Druck zu geraten, werde man auch "spielerische Lösungen brauchen", so Kovac. Heißt: Er braucht dann Kreatives, statt Zerstörerisches.

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So könnte es durchaus sein, dass der Kroate am Samstag, im Heimspiel gegen Hertha BSC wieder auf Leon Goretzka und Thiago setzt auf der Doppelsechs - mit James davor. Erstgenannter fiel in Liverpool wegen einer Sehnenreizung am rechten Knöchel aus. "Hoffentlich" könne er am Wochenende wieder spielen, sagte Goretzka zu SPORT1.

Martinez, der Gefeierte, gab sich indes übrigens bescheiden - wie immer. Er müsse niemandem etwas beweisen, erklärte Martinez auch im Hinblick auf seine Teilzeitrolle am Sky-Mikro. "Happy" sei er über die Mannschaftsleistung gewesen, auch über seine eigene. Vor allem aber wollte er seiner Mannschaft in Liverpool einfach nur helfen.

Das tat er bravourös.