"Da geht es um kluge Köpfe und helfende Hände": Arbeitsminister Heil spricht sich für qualifizierte Zuwanderung aus

"Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung", betonte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Freitag im ARD-"Morgenmagazin".  (Bild: ARD)
"Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung", betonte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". (Bild: ARD)

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist groß. Was Bundesarbeitsminister Hubertus Heil dagegen unternehmen will und welche besondere Rolle Zuwanderer in den Plänen der Bundesregierung spielen, erklärte er im ARD-"Morgenmagazin".

Ob im Gesundheitswesen, im Handwerk oder im Gastgewerbe: Deutschland fehlen massenhaft Fachkräfte. Das Problem, das seit Jahren bekannt ist, könnte sich in den kommenden Jahren noch verschlimmern. Was also plant die Bundesregierung dagegen zu unternehmen? Darüber sprach der Journalist Michael Strempel am Freitag mit Bundesarbeitsminister Hubert Heil (SPD) im ARD-"Morgenmagazin".

"Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung", erklärte Heil gleich zu Beginn: "Wenn wir das nicht richtig hinbekommen, kostet uns das Wachstum. Es fängt jetzt erst an." Ab 2025 verließen die geburtenstarken Jahrgänge zusätzlich den Arbeitsmarkt. Bei ihrer Fachkräfte-Strategie plane die Bundesregierung deshalb im Inland, alle Möglichkeiten auszuschöpfen: "Von der Ausbildung über die Berufsorientierung - wir brauchen nicht nur Master, wir brauchen auch Meister - ab der fünften Klasse in jeder Schulform, Frauenerwerbsbeteiligung, dafür zu sorgen, dass wir auch Langzeitarbeitslose durch Qualifizierung in Arbeit bringen", zählte der Minister auf: "Diese Register müssen wir alle ziehen und wenn wir das gemacht haben, wird's nicht reichen. Dann brauchen wir zusätzlich qualifizierte Zuwanderer aus dem Ausland."

Mehr Frauen sollen Vollzeit arbeiten

Nun sei Heil aber nicht erst seit der Ampelkoalition im Amt, sagte Strempel: "Was haben wir verschlafen?" So recht beantworten wollte Heil diese Frage nicht, stattdessen konzentrierte er sich auf die bereits erlangten Fortschritte: Früher hätten Menschen ohne Berufsabschluss allenfalls Hilfstätigkeiten übernehmen können. Nun gebe es das Bürgergeld und die Möglichkeit, eine Ausbildung nachzuholen. Heute würden viel mehr Menschen zwischen 60 und 64 Jahren arbeiten, vor 20 Jahren seien es 20 Prozent gewesen, heute seien es 61 Prozent. Auch die Frauenerwerbsbeteiligung sei "erfreulich" gestiegen. Dennoch arbeiten viele Männer Vollzeit, während die Frauen in Teilzeit bleiben. Auch das will der Minister angehen, denn: Wenn nur zehn Prozent mehr Frauen "durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie" in Vollzeit gingen, "wären das 700.000 qualifizierte Fachkräfte durch Frauenerwerbsbeteiligung, die wir schon im Inland haben."

Ein umstrittener Weg der Bundesregierung sei es, Menschen, die vor Krieg oder wirtschaftlicher Armut geflohen sind, auch ohne Asyltitel in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sagte Strempel: "Die Gegner sagen: Damit machen Sie Deutschland ja nur noch attraktiver für Flüchtende. Was sagen Sie dazu?" Bei den Plänen der Bundesregierung handle es sich um qualifizierte, gesteuerte Zuwanderung, erklärte Heil: "Da geht es um kluge Köpfe und helfende Hände, die wir der Arbeit wegen nach Deutschland holen wollen." Ein anderer Aspekt seien Menschen, "die aus anderen Gründen nach Deutschland gekommen sind, aber die schon so lange hier sind, dass uns jeder Mittelständler oder jeder Handwerker sagt: Mensch, die können wir gebrauchen für die Ausbildung. Die können inzwischen Deutsch.'" Er fuhr fort: "Schiebt mal nicht die falschen ab', hat mir mal einer gesagt, 'sondern findet die Lösung'." Das Chancen-Aufenthaltsrecht sei ein wichtiger Schritt, "aber der wichtigste ist, neben diesen pragmatischen Lösungen ein modernes Einwanderungsrecht zu schaffen, das dafür sorgt, dass wir qualifizierte Zuwanderung bekommen, dass wir bürokratische Hürden einreißen. Und genau das ist mein Ziel", sagte Heil.