Geschockter Frank Rosin schickt Testesser heim: "Können den Amtsarzt gleich mit einladen"

Beim Einsatz im "Bräustüberl" in Bad Segeberg fällt Frank Rosin aus allen Wolken. Grund: der Hygienemangel in der Küche. (Bild: Kabel Eins / Joyn Plus+)
Beim Einsatz im "Bräustüberl" in Bad Segeberg fällt Frank Rosin aus allen Wolken. Grund: der Hygienemangel in der Küche. (Bild: Kabel Eins / Joyn Plus+)

"Der Frank ist schon ein geiler Typ." Peter (68) sagt's und seine Augen schimmern feucht. Der Oldie hat allen Grund zur Rührung. Frank Rosin hat ihm und seinem "Bräustüberl" eine Überlebenschance beschert. Beinahe eine "Mission: Impossible", aber Rosin gab diesmal aus besonderem Grund noch ein paar Prozent mehr.

Du hast keine Chance, also versuch', sie zu nutzen. Peter (68) ist ein Gastronomie-Urgestein. Seit 55 Jahren ist er als Koch, Servicekraft, DJ, Kneipier tätig. Erfahrung schützt aber vor Rückschlägen nicht. Und deshalb stehen er und sein "Bräustüberl" in Bad Segeberg vor dem Aus. Er hat die Gaststätte vor zweieinhalb Jahren übernommen, dann kam Corona und danach der Überlebenskampf. Als der zu scheitern drohte, rief Peter um Hilfe - bei Frank Rosin und "Rosins Restaurants" (Kabel Eins).

Die Rettung des "Bräustüberls" scheint eine "Mission: Impossible". Aber Frank Rosin (58) ist gleich klar, dass er alles geben wird, um dem Oldie zu helfen. Denn der stammt, wie Rosin, aus Dorsten. "Heimat am Herd", könnte das Motto sein, und die Chemie stimmt gleich zwischen den Ruhrpottlern: "Frank, du alte Säule!", begrüßt Peter den Retter. Aber der sieht sofort, dass es mehr brauchen wird als gegenseitige Sympathie, um den Betrieb zu retten. Denn eigentlich hapert's hier an allen Ecken und Enden.

Peter beeindruckt mich mächtig", gibt Frank Rosin (rechts) im "Bräustüberl" zu: "Ich muss ihm helfen, denn er hat's verdient, dass er es schafft." (Bild: Kabel Eins / Joyn Plus+)
Peter beeindruckt mich mächtig", gibt Frank Rosin (rechts) im "Bräustüberl" zu: "Ich muss ihm helfen, denn er hat's verdient, dass er es schafft." (Bild: Kabel Eins / Joyn Plus+)

Frank Rosin will "Amtsarzt zum Testessen" einladen

Das "Bräustüberl" und sein Chef wirken wie aus der Zeit gefallen. Rosin: "Peter, du bist oldest Oldschool. Das Gebäude dieser Schule gibt's nicht mehr, so old ist das." Das spiegelt sich in der Deko mit "Charlie-Chaplin-Lounge" und Bildern und Statuetten von Dick und Doof, die so verstaubt sind wie das "Hollywood"-Thema. Dass Peter auf die 50er und 60er steht, leuchtet ein: "Da bin ich aufgewachsen!" Nur wird er so kaum junge Kundschaft ansprechen.

Die Speisekarte ist ein "kulinarisches Kuddelmuddel", urteilt Rosin. Die Hygienezustände in der Küche dagegen sind "unfassbar". "Da können wir den Amtsarzt gleich mit zum Testessen einladen", ist Rosin geschockt von Gammelfleisch und Schmutz. Rosin zieht die Reißleine und schickt die gerade eingetroffenen Testesser nach Hause. Statt zu kochen wirbeln Peter und seine Freundin Stephanie ein Nacht lang mit dem Feudel und drehen die Küche auf links.

Und sei die Chance noch so klein, Frank Rosin tut alles, um angeschlagenen Gastronomen aus dem Tief zu helfen.  (Bild: Kabel Eins / Willi Weber)
Und sei die Chance noch so klein, Frank Rosin tut alles, um angeschlagenen Gastronomen aus dem Tief zu helfen. (Bild: Kabel Eins / Willi Weber)

Lob und Tadel: Spitzenfleisch, aber "Suppe aus der Jauchegrube"

Das Testessen wird, beinahe erwartungsgemäß, trotzdem zum "kulinarischen Unfall, bei dem man mit Blechschaden davongekommen ist", wie Rosin sagt. Der Gaumenkitzler aus der Küche und die Vorspeisensuppe fallen kolossal durch, dafür begeistert das Fleisch des Hauptgangs. Auch Rosin: "Meine Hochachtung für das Fleisch, das war spitze." Er lobt, um gleich zu tadeln: "Aber warum machst du dann eine Suppe wie aus der Jauchegrube?"

Die Testesser bestätigen Rosins Eindruck. Im Schnitt gibt es zwei von fünf Sternen. "Wär's eine Operation, wär der Patient tot", sagt Rosin. "Hier muss sich einiges tun, sonst rauscht ihr gegen die Wand." Das Gute: Das ist Peter klar. "Ich bin kritikfähig. Was gesagt werden muss, muss gesagt werden." Peters Ehrgeiz ist geweckt: "Beim zweiten Testessen wird's richtig knallen."

Rosin ist emotional angefasst: "Ich muss dem Peter einfach helfen"

Denn wenn Peter den Hang zum Aufgeben hätte, stünde er nicht im "Bräustüberl". Dann hätte er damals aufgegeben, als ihn ein Freund um fast 160.000 Mark betrog. Oder wäre in der Obdachlosigkeit stecken geblieben, aus der er sich aber nach vier Monaten rauskämpfte. Oder er wäre nach dem Schlaganfall vor acht Wochen im Bett geblieben, so aber stand er fünf Tage später wieder in der Stüberl-Küche. "Peter beeindruckt mich mächtig", gibt Rosin zu, dass er emotional angefasst ist. "Ich muss ihm helfen, denn er hat's verdient, dass er es schafft."

Also entführt Rosin in eine Kochschule und vermittelt Peter ein Gefühl für die zeitgemäße Art zu kochen. So lernt Peter Falafel kennen und bereitet erstmals im Leben eine Dorade zu und danach eine Bowl. Peter erkennt: "Ich bin echt in der Zeit stehen geblieben." Zweite Erkenntnis: "Frank ist schon ein geiler Typ."

Frank Rosin: "Er ist und bleibt ein Quasselkopp"

"Zieht euch warm an, Leute, es wird ernst", stellt sich Peter voller Elan dem zweiten Testessen am Finaltag. Da ist die Gaststätte längst von Ausstatter Flo Kogler und seinem Team renoviert. Entschlackt, gemütlicher, moderner, heller gemacht. Und "enthollywoodisiert".

Die Küche ist nicht mehr lebensgefährlich, sondern neu ausgestattet - und Peter zeigt, dass er es kann. Obwohl er mit dem Timing vor lauter Hektik durcheinanderkommt (Rosin: "Er ist und bleibt ein Quasselkopp!"), vermag er mit einer Suppe als Vorspeise zu glänzen und auch die Hähnchenbrust mit Gemüse und Falafel als Beilage kommt top an: "Ich habe selten so gute Falafel gegessen", sagt eine Testesserin.

Am Ende gibt es 4,5 von fünf Sternen, und nicht nur bei Peter und Freundin Stephanie, sondern auch bei Frank Rosin glänzen die Augen feucht. Rosins Fazit: "Das ist emotional hergegangen, das war ein sehr persönlicher Fall für mich, mit einem Mann aus meiner Heimat. Peter, du bist ein wunderbarer Mensch", sagt er und verabschiedet sich von Peter und Stephanie: "Ihr seid der Hammer." Und kulinarisch wieder am Leben. Dank Retter Rosin.