"Es gibt in Deutschland viele Chancen, glücklich zu werden"

Er hat den deutschen Rap mitgeprägt, seit 2014 ist Eko Fresh auch als Schauspieler tätig. Ab Mittwoch, 27. April, ist der 38-Jährige in der sechsteiligen Comedyserie "Die Glücksspieler" (20.15 Uhr, ARD, ab 20. April in der ARD-Mediathek) zu sehen. (Bild: Ben Hammer)
Er hat den deutschen Rap mitgeprägt, seit 2014 ist Eko Fresh auch als Schauspieler tätig. Ab Mittwoch, 27. April, ist der 38-Jährige in der sechsteiligen Comedyserie "Die Glücksspieler" (20.15 Uhr, ARD, ab 20. April in der ARD-Mediathek) zu sehen. (Bild: Ben Hammer)

In der ARD-Dramedy "Die Glücksspieler" begibt sich Eko Fresh auf die Suche nach dem Glück. Privat scheint der Rapper und Schauspieler seinen Traum zu leben. Ein Gespräch über seinen glücklichen Lebenslauf, türkische Musik, deutsche Kinderfilme und seine Rolle in einer breitgefächerten Rapszene.

Im Jahr 2003 krönte sich der junge Rapper Eko Fresh mit seinem ersten großen Hit zum "König von Deutschland". Elf Soloalben später hat das einstige Ausnahmetalent ein gutes Stück Deutschrap-Geschichte mitgeschrieben. Längst hat sich Ekrem Bora, gebürtiger Kölner mit türkischen Wurzeln, neben der Musikkarriere auch eine Schauspielkarriere aufgebaut: Nun ist der 38-Jährige in "Die Glücksspieler" (Mittwoch, 27. April, 20.15 Uhr, ARD, bereits ab 20. April in der ARD-Mediathek) zu sehen. In der Dramedyserie verkörpert Eko Fresh einen Kleinunternehmer, der gemeinsam mit zwei Mitstreitern ein Jahr lang versuchen soll, glücklicher zu werden. Werden die Spielregeln, unter anderem Verschwiegenheit, eingehalten, winkt als Prämie die stolze Summe von einer Million Euro.

teleschau: "Die Glücksspieler" dreht sich um ein außergewöhnliches Angebot. Hätten Sie es angenommen?

Eko Fresh: Puh, das ist eine ethisch-moralische Frage. Der Clou ist ja, dass meine Figur ihrer Frau und Familie nichts sagen darf. Ich glaube, das würde ich gar nicht schaffen. Nach zwei Tagen würde meine Frau wissen, dass irgendwas faul ist (lacht).

teleschau: Beschäftigen Sie sich sonst mit philosophischen Fragen, wie der nach dem Glück?

Eko Fresh: Auf jeden Fall! Ich mache schon so lange Musik. Dabei sind so viele verschiedene Arten von Texten herausgekommen. Natürlich beschäftigen sich manche auch damit, worum es im Leben geht. Diese Frage war für mich immer mit meinem Migrations-Background verbunden: als Teil meiner Wahrnehmung und wie die Leute mich wahrnehmen. Das habe ich dann in der Musik verarbeitet. Wahrscheinlich habe ich mich damit selbst therapiert.

teleschau: Woran machen Sie Ihr persönliches Glück fest?

Eko Fresh: Auch wenn es etwas abgedroschen klingt: Ich habe mein Glück in meiner Familie gefunden. Als Künstler sucht man ja immer nach etwas, und die Familie hat ein Loch in mir gefüllt. Spätestens seit mein kleiner Sohn auf die Welt kam, läuft es für mich im Leben einfach nur besser.

Eko Fresh alias Ekrem Bora wurde als Sohn türkischstämmiger Eltern in Köln geboren und wuchs in Köln-Kalk sowie Mönchengladbach auf. Sein Vater, der türkische Musiker Nedim Hazar, kam 1980 als politischer Flüchtling nach Deutschland. Der kölsche Lokalpatriot lebte außerdem in Berlin und nun im Kölner Umland. (Bild: Joshua Sammer / Getty Images)
Eko Fresh alias Ekrem Bora wurde als Sohn türkischstämmiger Eltern in Köln geboren und wuchs in Köln-Kalk sowie Mönchengladbach auf. Sein Vater, der türkische Musiker Nedim Hazar, kam 1980 als politischer Flüchtling nach Deutschland. Der kölsche Lokalpatriot lebte außerdem in Berlin und nun im Kölner Umland. (Bild: Joshua Sammer / Getty Images)

"Ich würde gerne in Kinderfilmen spielen"

teleschau: Würden Sie sich selbst als positiven Menschen beschreiben?

Eko Fresh: Ja. Ich habe zwar auch meine Durchhänger, aber bin definitiv zu einem positiven Menschen geworden. Ich will auch einen Schritt weitergehen und unter anderem auf Social Media ein Beispiel dafür geben. Man sollte positiv denken und vor allem zu seinen Mitmenschen einfach nett sein. An kleinen Hürden zu wachsen und sich an kleineren Sachen zu erfreuen, hat mich gut durch die Pandemie gebracht.

teleschau: In welchen Momenten hatten Sie in Ihrer Karriere richtig Glück?

Eko Fresh: Ich würde mein ganzes Leben als sehr glücklichen Verlauf bezeichnen. Zum einen, dass wir hier in Deutschland leben können. Es gibt hier viele Chancen, glücklich zu werden. Das bringt mich wiederum zu meiner Karriere: Musik ist das Erste, was ich jemals versucht habe, und es hat sofort geklappt, auf riesengroßer Bühne. Seit ich etwa 17 Jahre alt bin, lebe ich davon, und das ist einfach ein unfassbares Glück. Erst in meinem jetzigen Alter - also 29 (lacht) - realisiere ich, was für ein Schwein ich die ganze Zeit hatte.

teleschau: Mit "Blockbustaz" starteten Sie 2014 Ihre Schauspiel-Karriere.

Eko Fresh: Das ist schon ein krasser Beruf. Meine Mutter hat mir erst kürzlich erzählt, dass ich als Kind schon immer gesagt habe, ich wolle Schauspieler werden. Das scheint ein tief verwurzelter Traum von mir gewesen zu sein. Jetzt hoffe ich, immer besser zu werden und man nicht sofort, wenn man mich sieht, denkt: "Ah, das ist Eko Fresh". Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich, so gut zu spielen, dass man vergisst, dass ich ursprünglich aus einem anderen Bereich komme.

teleschau: Was war der bislang beste Tipp von Kolleginnen und Kollegen?

Eko Fresh: Mein Kollege Numan Acar, der auch in Hollywood-Filmen mitspielt, hat mir mal einen Tipp gegeben, als ich bei einem Casting nervös war. Er meinte: "Du bist doch noch Du, oder? Wenn Sie Dich suchen, werden Sie Dich auch nehmen!" (lacht). Das nimmt der Casting-Situation etwas die Schärfe.

teleschau: Was reizt Sie in Zukunft im Schauspiel-Bereich?

Eko Fresh: Ich würde gerne in Kinderfilmen spielen. Wenn sich mein Sohn das dann reinziehen würde, fände ich das sehr cool. Deutsche Kinderfilme sind super, die sind oftmals sehr gut gemacht. Zuletzt haben wir gemeinsam im Kino "Boss Baby 2" und "Catweazle" gesehen.

Bereits früh wurde Eko Frehs Raptalent offenbar, schon mit 17 Jahren stand er auf der großen Bühne. Mit der Maxi-Single "König von Deutschland" gelang ihm 2003 der Durchbruch. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)
Bereits früh wurde Eko Frehs Raptalent offenbar, schon mit 17 Jahren stand er auf der großen Bühne. Mit der Maxi-Single "König von Deutschland" gelang ihm 2003 der Durchbruch. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)

Türkische und kölsche Musik: "ein Stück Heimat"

teleschau: Zu Ihrer Musik: Im Song "60 Gastarbeiter Bars" thematisieren Sie 60 Jahre Gastarbeiter-Geschichte in Deutschland.

Eko Fresh: Mein Opa war Gastarbeiter, und diese erste Generation war sehr unter sich bei der Arbeit. Und nach der Arbeit ging es entweder nach Hause oder ins Café, wo auch nur die Kollegen waren. Sie haben dort gelebt, wo auch sonst hauptsächlich Gastarbeiter-Familien gewohnt haben. Diese Geschichten müssen erzählt werden, und wir sind die letzte Generation, die sie noch erzählen kann.

teleschau: Glauben Sie, Ihr Sohn muss sich noch als "vierte Generation" definieren?

Eko Fresh: Das glaube ich nicht. Aber ich hoffe natürlich auch für ihn, dass er diesen Komplex, den meine Generation noch hatte, weil man vielleicht anders aussah, nicht mehr hat: vorsichtig zu sein, nicht aussortiert oder anders behandelt zu werden.

teleschau: Haben Sie privat immer viel türkischsprachige Musik gehört?

Eko Fresh: Ich höre gerne türkische Musik. Ich spüre einfach, etwas damit zu tun zu haben, auch wenn ich nicht jedes Wort verstehe. Dieses Gefühl habe ich aber auch bei kölscher Musik (lacht). Die ist hier voll big. Wenn man nicht von hier kommt, kann man das nicht verstehen. Beides ist einfach so ein Stück Heimat, bei dem man sich denkt: "Ah krass, kennste doch."

Das letzte seiner insgesamt elf Soloalben trägt den Titel "Abi" und erschien 2021. Battlerap, Lover-Rap, tiefgründige Thementracks: Inzwischen hat der Rapper in seiner langen Karriere alles durch. Mit "German Dream Empire" gründete Eko Fresh zudem ein eigenes Independent-Label. (Bild: 2019 Getty Images/Hannes Magerstaedt)
Das letzte seiner insgesamt elf Soloalben trägt den Titel "Abi" und erschien 2021. Battlerap, Lover-Rap, tiefgründige Thementracks: Inzwischen hat der Rapper in seiner langen Karriere alles durch. Mit "German Dream Empire" gründete Eko Fresh zudem ein eigenes Independent-Label. (Bild: 2019 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

"Jetzt will ich mal meine Ruhe haben"

teleschau: Inzwischen wohnen Sie außerhalb Kölns, in Kerpen im Rhein-Erft-Kreis.

Eko Fresh: Ich habe das Stadtleben immer genossen und liebe auch Köln und Berlin. Aber irgendwann hatte ich genug. Ich bin ja 24 Stunden erreichbar für die Leute. Als ich früher zum Beispiel in Köln-Kalk gelebt habe, wussten alle, wo ich wohne. Die haben bei mir geklingelt und ich bin einfach runtergegangen und habe mich mit denen unterhalten. Das ist auch cool und sympathisch. Aber ich werde auch nicht jünger und jetzt will ich mal meine Ruhe haben.

teleschau: Und was vermissen Sie am Stadtleben?

Eko Fresh: Essen (lacht)! Ich fahre manchmal so viele Kilometer, um etwas Ordentliches zu essen. Ich will hier niemanden dissen, aber das Kulinarische in Köln und Berlin lässt sich natürlich nicht mit Kerpen vergleichen. Wenn man einmal in den Genuss gekommen ist, vermisst man das schon.

teleschau: Braucht Rap nicht auch das Urbane?

Eko Fesh: Ich rappe ja fast nur noch, wenn ich etwas zu sagen habe. Die neuen Songs haben eigentlich alle Themen, und die kann man besonders gut schreiben, wenn man seine Ruhe hat. Von daher kommt mir das hier hoffentlich zugute. Außerdem habe ich hier das erste Mal in meinem Leben einen Rückzugsort für mich.

teleschau: Die Rapszene wirkt viel heterogener als früher.

Eko Fresh: Die deutsche Rapszene ist so divers wie nie. Besonders in den Medien hatte aber immer nur eine Facette des Rap die Überhand. Das finde ich eigentlich schade. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Rap, auch konstruktiven Rap. Das ist so eine tolle Kunstform.

teleschau: Wo ordnen Sie sich selbst denn in dieser diversen Szene ein?

Eko Fresh: Ich glaube, ich habe ein Alleinstellungsmerkmal. Dadurch, dass ich in meinem Schaffen so breit aufgestellt bin. Ich bin der Einzige, der in andere Sphären gleitet und dann wieder zurückkommt als wäre nichts gewesen. Damit sind alle einverstanden. Jährlich habe ich noch meine ein, zwei Akzente und Höhepunkte, das reicht mir. Ich muss nicht mehr überall dabei sein, sondern bin da, wenn es wichtig wird.

Seit Januar 2016 ist Eko Fresh mit Model und Sängerin Sarah Bora verheieratet. Im Sommer des selben Jahres kam der gemeinsame Sohn zur Welt. (Bild: 2018 Getty Images/Florian Ebener)
Seit Januar 2016 ist Eko Fresh mit Model und Sängerin Sarah Bora verheieratet. Im Sommer des selben Jahres kam der gemeinsame Sohn zur Welt. (Bild: 2018 Getty Images/Florian Ebener)

"Rap ist nicht mehr das Zentrum meines Lebens"

teleschau: Hat Musik für Sie noch die gleiche Bedeutung wie früher?

Eko Fresh: Rap ist immer noch eines meiner Steckenpferde, das sich nach wie vor sehr lohnt. Auch, wenn ich es nicht nur deswegen mache. Rap ist aber nicht mehr das Zentrum meines Lebens. Ich denke nicht mehr jeden Tag darüber nach, sondern warte auf den passenden Moment für Musik. Inhaltlich wird es immer schwieriger. Denn ich möchte, dass die Musik für etwas steht und im besten Fall noch etwas ist, was noch nie gemacht wurde. Der Anspruch an mich selbst wird immer höher.

teleschau: Und neben Rap und Schauspielerei haben Sie auch genug zu tun.

Eko Fresh: Ich mag auch Hörbücher und Synchronisationen. Das ist mir gar nicht so fremd, weil alles in der Gesangskabine stattfindet. Außerdem bin ich am Startup "Liefertürke" beteiligt. Es geht darum, türkische Supermärkte zu digitalisieren. Wir involvieren die Hood. Meistens sind das Familienbetriebe, die gar keine oder kaum Internetpräsenz haben, oder gar digital liefern. Nachhaltigkeit und Wissen sollen dabei nicht verloren gehen. Das ist eine Möglichkeit, der Community etwas zurückzugeben und für uns gleichzeitig ein cooler Business-Case.

teleschau: Aber wird Ihnen das nicht manchmal ein bisschen zu viel?

Eko Fresh: Nö, ich kann nicht anders, als immer wieder neue Dinge zu schaffen und weiterzuverfolgen. Ich atme das. Meine Frau sagt auch manchmal: "Mach' mal langsam jetzt", aber ich muss immer weitermachen. Irgendwie ist das in mir drin. Ich liebe meine Arbeit, und das sind Traumjobs.

In "Die Glücksspieler" übernimmt Eko Fresh (Mitte) die Rolle des Kleinunternehmers Firat. Gemeinsam mit Jasper (Manuel Rubey) und Ines (Katharina Schüttler) trifft er sich einmal wöchentlich, um glücklicher zu werden - und eine Millon einzusacken. (Bild: BR / die film gmbh / Hendrik Heiden)
In "Die Glücksspieler" übernimmt Eko Fresh (Mitte) die Rolle des Kleinunternehmers Firat. Gemeinsam mit Jasper (Manuel Rubey) und Ines (Katharina Schüttler) trifft er sich einmal wöchentlich, um glücklicher zu werden - und eine Millon einzusacken. (Bild: BR / die film gmbh / Hendrik Heiden)