Greta Thunbergs eindrückliche Rede

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will das Ziel des globalen Klimaschutzes, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, solange wiederholen, bis es Presse und Politik endlich diskutiert und in die Öffentlichkeit trägt. Foto: AP Photo / Markus Schreiber
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will das Ziel des globalen Klimaschutzes, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, solange wiederholen, bis es Presse und Politik endlich diskutiert und in die Öffentlichkeit trägt. Foto: AP Photo / Markus Schreiber

Vor den Entscheiderinnen und Entscheidern der Welt hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in ihrer Rede immer wieder das Ziel des globalen Klimaschutzes betont: Die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat am Dienstag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos eine vielbeachtete Rede gehalten. Dabei hat die 17-Jährige, genau genommen, nur wiederholt, was bereits seit Jahren aus den regelmäßigen Berichten des Weltklimarats (IPCC) bekannt ist. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, muss die Menschheit drastisch weniger CO2, oder andere klimawirksame Stoffe, ausstoßen.

Thunberg betonte in ihrer Rede jedoch immer wieder das 1,5-Grad-Celsius-Ziel. Sie sagte: „In Kapitel zwei auf Seite 108 des ‚IPCC-Sonderberichts 1,5 Grad‘ steht, dass wir ab dem 1. Januar 2018 nur noch 420 Gigatonnen an CO2-Budget übrig haben, wenn wir eine 67-prozentige Chance wahren wollen, dass die globale Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius steigt. Wieso ist das so wichtig? Weil sogar bei einer Erwärmung von einem Grad Celsius Menschen durch den Klimawandel sterben. Und weil die Wissenschaft sagt, dass wir unbedingt verhindern müssen, das Klima weiter zu destabilisieren. Damit wir keine unumkehrbaren Kettenreaktionen starten.“

Die Folgen sind längst da

Um dieses 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die globalen Emissionen, das haben die „Vereinten Nationen“ ausgerechnet, jedes Jahr um 7,6 Prozent sinken. Das ist sehr unwahrscheinlich, da sie erst im vergangenen Jahr ein historisches Hoch erreicht haben und weiter steigen. So wird sich die Erde in ungefähr 15 Jahren um eben diese 1,5 Grad Celsius erwärmt haben. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Die Konsequenzen sind kaum absehbar. Die aktuelle Erderwärmung, die etwas über einem Grad Celsius liegt, hat bereits verheerende Auswirkungen, wie die Buschbrände der vergangenen Monate in Australien zeigen. Der Klimawandel war dafür zwar nicht der alleinige Grund, er fördert jedoch sogenanntes „Brandwetter“ und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass Brände häufiger und heftiger wüten. Das liegt daran, dass der Klimawandel folgende Faktoren erzeugt: hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit, geringe Niederschläge, oft starke Winde. Das haben laut „Spiegel“ britische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vor kurzem in einer Übersichtsstudie veröffentlicht.

Kommunikations-Strategie: Wiederholung

Deshalb hat die Wissenschaft das 1,5 Grad-Ziel auch als zentral ausgegeben. Und Thunberg nutzte die Aufmerksamkeit, um darauf aufmerksam zu machen: „Seit vergangenem Sommer wiederhole ich diese Zahl immer und immer wieder in beinahe jeder Rede. Ich weiß, ihr wollt nicht über sie berichten. Ich weiß, ihr wollt nicht über sie sprechen. Aber ich versichere euch, ich werde diese Zahl wiederholen, bis ihr beides tut.“

Warum aber macht sie das? Das Online-Medium „Mashable“ hat dazu Kommunikations-Experten befragt. Mike Allen, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Wisconsin-Milwaukee sagt: „Sie nimmt den Klimawandel, der oft sehr mathematisch und statistisch daherkommt und versieht ihn mit einem Slogan. Das reduziert die Komplexität. Außerdem stellt sie eine emotionale Bindung zu ihren Zuhörern und Zuhörerinnen her – das ist sehr wichtig.“

„Wird etwas immer wieder wiederholt, wird es sehr viel wahrscheinlicher auch gehört. Besonders an solchen Kernaussagen können sich die Menschen dann orientieren. Und 1,5 Grad Celsius, das ist eine einfache Zahl“, sagt Jeffrey Jarman, Rhetorik-Experte der Wichita-State-Universität.

John Cook, der am Zentrum für Klimawandel-Kommunikation der George-Mason-Universität forscht, sagt: „Ihre Rede war so eindrücklich, weil sie nicht nur über die wissenschaftliche Erkenntnis der 1,5 Grad Celsius spricht, sondern diese mit einer moralischen Botschaft und dem Aufruf zum Klimaschutz verknüpft.“

Cook sagt aber auch, dass diese Strategie nicht jeden abholen werde: „Die Kommunikation über den Klimawandel muss nicht immer das Ziel haben, Menschen zu überzeugen. Oftmals ist es wichtiger, diejenigen zum Handeln zu bringen, die schon überzeugt sind. Und das hat sie geschafft, sie hat eine gigantische gesellschaftliche Bewegung gestartet.“