Großer Kunstpreis : Thomas Demand – Ein Dieb der Bilder

Thomas Demand

Berlin. Thomas Demand steht ganz oben, im vierten Stock der Akademie der Künste (AdK) am Pariser Platz, hinter ihm funkelt die Reichstagskuppel in der schon bald untergehenden Märzsonne. Im Hintergrund flattert die Deutschlandfahne im Wind, so wie sie fast auf den Tag genau vor 170 Jahren schon einmal auf dem Reichstag wehte: Damals als "Beschwichtigung fürs Volk", wie Demand später in seiner Dankesrede sagen wird. "Bis wohin geht das Foto?" fragt er den Morgenpost-Fotografen, es wird ein Brustbild, Demand nickt knapp. Lässig, aber kontrolliert lässt er sich abbilden, verzieht kaum eine Miene.

An diesem Abend verleiht die AdK im Auftrag des Berliner Senats mit Thomas Demand nicht nur einem der profiliertesten, sondern auf fast unheimliche Art vielleicht sogar auch verständlichsten Künstler der Gegenwart den mit 15.000 Euro dotierten Großen Kunstpreis Berlin.

Das Wissen über das Material

Aus Pappe und Papier bastelt Demand Motive nach, die er auf Fotos in Magazinen findet. Meist sind es Schau- oder Nebenschauplätze dramatischer Ereignisse, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Wie die Badewanne, in der Uwe Barschel starb. Oder die verwüstete Stasi-Zentrale in der Normannenstraße. Oder das Oval Office des amerikanischen Präsidenten. Damit brachte er es sogar aufs Cover des New York Times Magazines, aus dem er sich sonst selbst bedient. "Ich stehle die ganze Zeit Bilder", sagt er.

Die drei Jurymitglieder, die Direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann,...

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