Größtes Bakterium der Welt ist mit bloßem Auge sichtbar

Forscher haben in karibischen Mangrovenwäldern das größte bislang bekannte Bakterium der Welt entdeckt.

Thiomargarita magnifica ist bei einer länge bis zu 20 Millimeter mit bloßem Auge erkennbar. (Bild: REUTERS)
Thiomargarita magnifica ist bei einer Länge von bis zu 20 Millimetern mit bloßem Auge erkennbar. (Bild: REUTERS)

Normalerweise braucht es starke Mikroskope, um Bakterien sehen zu können - nicht umsonst zählen die im Normalfall nur wenige Mikrometer großen Einzeller zu den Mikroorganismen.

Ein Forscherteam um Jean-Marie Volland vom Lawrence Berkeley National Laboratory berichtet nun aber von der Entdeckung eines Bakteriums, das so gigantisch ist, dass es sogar mit bloßem Auge sichtbar ist. Thiomargarita magnifica erreicht im Schnitt eine Länge von über 9.000 Mikrometern, also einem knappen Zentimeter. Damit ist das Bakterium ungefähr so groß wie eine menschliche Wimper und das größte jemals entdeckte seiner Art.

"Als würde man einen Menschen finden, der so groß ist wie der Mount Everest"

Während Bakterien im Schnitt nur zwei Mikrometer lang werden und die bislang größten Exemplare 750 Mikrometer maßen, erreichten die größten Exemplare von T. magnifica 20.000 Mikrometer, also bis zu 20 Millimeter. "Um zu verstehen, wie gigantisch das für ein Bakterium ist: Es wäre das Gleiche, als würde man einen Menschen finden, der so groß ist wie der Mount Everest", erklärte Volland gegenüber CNN.

Entdeckt wurden die Einzeller zufällig in den Mangrovenwäldern des französischen Überseedepartments Guadeloupe, wo die als weißen Fädchen auftretenden Bakterien im schwefelhaltigen Wasser auf verfaulenden Blättern im Wasser hafteten.

In den Mangrovenwälder von Guadeloupe wurde das Riesenbakterium gefunden. (Bild: Lawrence Berkeley National Laboratory/Handout via REUTERS)
In den Mangrovenwälder von Guadeloupe wurde das Riesenbakterium gefunden. (Bild: Lawrence Berkeley National Laboratory/Handout via REUTERS)

Die Entdeckung von T. magnifica wirft dabei zahllose Fragen auf. So waren Forscher zuvor davon ausgegangen, dass Bakterien alleine aufgrund der Art, wie sie Energie produzieren, niemals eine solche Größe erreichen könnten. Doch nutzt das neuentdeckte Bakterium allem Anschein nach ein erweitertes Netzwerk an Membranen, um Energie herzustellen und nimmt nicht nur Nährstoffe über seine Oberfläche auf.

"Normalerweise das ein Charakteristikum einer komplexeren Zelle"

Neben der Größe ist auch das in der Bakterienzelle enthaltene Erbgut aufsehenerregend: Während die DNA in Prokaryoten normalerweise frei im Zytoplasma schwimmt, ist das Erbgut bei T. magnifica in kleinen Membransäckchen eingeschlossen, die von den Wissenschaftlern "Pepins" getauft wurden – das französische Wort für die kleinen Samen in Früchten wie Kiwis.

"Das ist eine sehr interessante Beobachtung, die viele weitere Fragen aufwirft, weil man das normalerweise bei Bakterien nicht sieht. Normalerweise ist das ein Charakteristikum einer komplexeren Zelle, von Zellen zum Beispiel, aus denen unser Körper oder Tiere und Pflanzen gemacht sind", sagt Volland: "Wir wollen verstehen, was diese 'Pepins' genau sind und was sie genau tun – und, ob sie beispielsweise eine Rolle bei der Evolution des Gigantismus dieser Bakterien spielen."

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