Gunter Gabriel ist tot: Zwischen Johnny Cash und Dschungelcamp

Höhen und Tiefen: Er war ein Mann, der beides nur zu gut kannte. Jetzt ist Gunter Gabriel im Alter von 75 Jahren verstorben. Angst vor dem Tod hatte er nicht.

Der Tod von Gunter Gabriel schockiert die Schlagerwelt. Der Sänger starb am Donnerstagvormittag im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Treppensturzes. "Heute Vormittag hat das Herz eines großen Musikers aufgehört zu schlagen", heißt es in einer Mitteilung seiner Agentur an die Medien. Die junge Generation kannte Gabriel wohl eher dank seines kurzen Auftritts im Dschungelcamp 2016, doch die Älteren werden sich daran erinnern, dass er einst ein gefeierter Star der Schlager- und Country-Szene war.

"Der deutsche Johnny Cash"

In den 70er Jahren feierte Gunter Gabriel, der am 11. Juni 1942 als Günter Caspelherr auf die Welt kam und seinen Künstlernamen seiner ersten Frau Gabriele verdankt, mit dem Song "Er ist ein Kerl (Der 30 Tonner Diesel)" erstmals einen Erfolg in den Charts. Es folgten Lieder wie "Hey Boss, ich brauch mehr Geld" oder "Wanted Man (Ich werd gesucht in Bremerhaven)". Nicht nur wegen letzterer Anlehnung an die große Country-Legende aus den USA galt Gunter Gabriel als der "deutsche Johnny Cash".

Neben seinen eigenen Songs wurde er indirekt auch durch Songs anderer Künstlerkollegen verewigt. Er schrieb Hits wie "Wenn du denkst, du denkst" für Juliane Werding (60), "Ich trink auf den Wohl, Marie" für Frank Zander (75) oder "Das wäre John nie passiert" für Wencke Myhre (70). Doch der Erfolg hielt den drohenden Absturz nicht auf...

Schulden, Scheidung, Sucht

Finanzielle Probleme, Schulden, vier gescheiterte Ehen, Alkoholprobleme - Gunter Gabriel hat in seinem Leben nichts ausgelassen. Mit den Abstürzen blieb auch der Erfolg als Musiker aus, neue Hits produzierte er nicht mehr. Erst 2009 hatte er die rettende Idee. Gabriel bot Wohnzimmerkonzerte an, ließ sich für knappe 1.000 Euro von Fans ins eigene Heim holen. 2013 sagte er der Zeitung "B.Z.": "Die Wohnzimmerkonzerte haben mein Leben gerettet." Sie holten ihn aus dem finanziellen Ruin. Er bekam einen neuen Plattendeal angeboten, schrieb ein Buch und stand als Johnny Cash auf der Bühne.

Dass er einmal an einem Reality-Trashformat teilnehmen würde, lehnte Gunter Gabriel zu diesem Zeitpunkt noch strikt ab. "Ich würde so was so und so nicht machen. Ich hatte sogar das Angebot da mitzumachen, aber da habe ich natürlich 'Nein' gesagt", erklärte er im September 2013 noch im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, auf die Frage, ob er denn an "Promi Big Brother" teilnehmen wollen würde.

Im selben Gespräch reflektierte er auch über seine Zeit als Alkoholiker. "Ich hatte eine Phase, da habe ich vor lauter Glück getrunken, als ich in der Hitparade auf Nummer eins gelandet bin. Später hab ich aus Fluchtgründen getrunken, um zu vergessen. Heute trinke ich nur noch einfach so aus guter Laune mal ein, zwei Gläser, aber eigentlich überhaupt nicht mehr", so Gabriel, der die letzten Jahre seines Lebens ein Hausboot in Hamburg bewohnte.

Seine Aufgabe im Dschungel

Doch was brachte ihn schließlich dazu, seine Meinung zu ändern und 2016 an der RTL-Show "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" teilzunehmen? "Ich würde es niemals nur wegen des Geldes machen", sagte er damals vorab im Interview mit spot on news. "Vielleicht kann ich im Sinne einer 'besseren TV-Unterhaltung' meinen Beitrag leisten. Oder gelingt es mir, ein paar neue Gedanken über das Leben reinzubringen: Wie man anders leben und trotzdem erfüllt und glücklich sein kann. Das sehe ich als meine Aufgabe, darum habe ich mich überreden lassen." Sein Auftritt im Dschungel wurde im Übrigen ein kurzer. Er verließ das Camp als einer der ersten freiwillig, erlitt danach einen Schwächeanfall und musste im Krankenhaus behandelt werden.

"Es ist wichtig, über den Tod zu reden"

Vorbereitet war er schon damals bei jenem Interview im November 2015 auf seinen Tod. Und er hatte eine ganz genaue Vorstellung davon, wie es nach seinem Ableben mit seinen sterblichen Überresten weitergehen soll. "Ich will nicht begraben werden. Die Heuchelei an Grabesstätten finde ich ekelhaft", erklärte Gabriel spot on news. "Wenn ich tot bin, soll man mich in einen blauen Müllsack packen und dann weg damit. Ich habe auch schon meinen eigenen Leichenbestatter. Denn es ist wichtig, über den Tod zu reden." Den Tod finde er nicht beängstigend, so Gabriel damals.

Foto(s): imago/Andreas Weihs