Häusliche Gewalt gegen Frauen in der Corona-Krise: Natalia Wörner initiiert Hilfskampagne

In Zeiten der Corona-Pandemie sind Frauen noch mehr von häuslicher Gewalt bedroht als ohnehin schon. Die von Schauspielerin Natalia Wörner initiierte Kampagne "#sicherheim" will darauf nun aufmerksam machen.

Zuvor meist ignoriert oder relativiert, ist das Thema Gewalt gegen Frauen nun tatsächlich auch im deutschen TV-Mainstream angekommen. Nach Joko und Klaas' bestürzendem Einblick in die sexistischen "Männerwelten" am Mittwochabend auf ProSieben folgt nun der nächste mediale Aufschrei gegen eine misogyne Realität, die erst seit der MeToo-Debatte überhaupt ausführlich in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Angesichts der Corona-Krise setzt sich die aktuelle Kampagne "Sicherheim" nun gegen häusliche Gewalt an Frauen ein - die nämlich droht in Zeiten von Quarantäne und Lockdown erheblich zuzunehmen. Man wolle "aufzeigen, dass leider hinter vielen jetzt verschlossenen Haustüren nicht alles gut ist", wie es auf dem Instagram-Kanal der Kampagne heißt.

Initiiert von Schauspielerin Natalia Wörner, warnt die unter dem Hashtag "#sicherheim" firmierende Aktion: "Das eigene Zuhause soll in Krisenzeiten der sicherste Ort sein. Für zu viele Frauen ist es das jedoch nicht." Häusliche Gewalt sei demnach bereits vor den Corona-Beschränkungen ein Problem gewesen, nehme nun jedoch neue Dimensionen an: "Weltweit wurde diesbezüglich ein Anstieg von Notrufen verzeichnet", heißt es in einem Statement der Verantwortlichen der Kampagne. "Das eigene Zuhause ist nicht für alle Menschen, insbesondere nicht für Frauen, ein Ort der sicheren Zuflucht", sagt Natalia Wörner. Wenn die Frauen zu Hause häusliche Gewalt erwarten, dann gäbe es "gerade in der aktuellen Situation kein Entkommen".

"Aktiv gegen Gewalt an Frauen" vorgehen!

Unter der Schirmherrschaft der 52-jährigen Schauspielerin wollen die Agentur Die Botschaft und die Bertelsmann Content Alliance, zu der auch die UFA und die Mediengruppe RTL gehören, "aktiv gegen Gewalt an Frauen" vorgehen. Unterstützt wird die Kampagne auch von Prominenten wie Jan Josef Liefers, Jannis Niewöhner, Uwe Ochsenknecht, Kida Khodr Ramadan und Frauke Ludowig, von der Stiftung stern e.V. sowie von Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey, die den Initiatoren zufolge "das zivilgesellschaftliche Engagement begrüßt".

Ziel des Projekts sei es, den betroffenen Frauen "Perspektiven aufzuzeigen und sie zu ermutigen, aktiv nach Hilfe zu suchen". Geschärft werden solle laut Mitteilung auch die allgemeine Wahrnehmung der Menschen. Denn: "Vielerorts ist häusliche Gewalt noch immer ein Tabuthema, bei dem weggeschaut wird". Man wolle zudem Organisationen und Vereine unterstützen, die den Opfern helfen. Welche der Initiativen betroffenen Frauen Zuflucht bieten können, werde die Kampagne ebenso sichtbar machen wie die Webseite sicherheim.org.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Wir alle sind fokussiert auf „Corona“, „Ausgangssperre“, „Lockdown“, „Exitstrategie“ und „Maskenpflicht“. Wir alle haben Angst vor der Zukunft, Angst um unsere Gesundheit – und dass wir andere mit dem Virus anstecken könnten oder gar selbst angesteckt werden. Unsere Welt verändert sich – in einem Maß, mit dem wir nicht gerechnet haben. Ein Maß, das wir uns nie hätten vorstellen können. Unser Alltag wird lange nicht mehr so sein, wie er vor Covid-19 war. In all dem hat man uns deutlich und immer wieder gesagt – stay home, stay safe. Das eigene Zuhause als sicherster Ort. Aber ist es für alle wirklich sicher? Was schon vor der Corona-Krise bekannt und ein Problem war, bekommt durch Covid-19 eine neue Aufmerksamkeit und Dimension – wo wir vor drei Monate noch raus konnten, dem Druck entweichen, steht jetzt deutlich an der Tür: stay home. Stay safe. Und Partner werden genau dort eingesperrt, wo häusliche Gewalt auf sie wartet. Ein Entkommen nicht möglich, nicht erwünscht. Partner im Ausnahmezustand – gewaltbereit und verzweifelt. Ein Anstieg der Notrufe im Bezug auf häusliche Gewalt weltweit ist schon jetzt zu verzeichnen – weil in den Familien Angst und Sorge Nerven blank legt – und die Beteiligen oft nicht wissen, wie sie diese Lage bewältigen können. Aus einer Diskussion wird ein Streit, aus einem Streit eine Bedrohung – und aus einer Bedrohung wird am Ende Gewalt. Den Menschen, denen es in der Vergangenheit möglich war, aus ihrem Haushalt zu entfliehen in täglichen Routinen, wird dies durch die Quarantäne nun verwehrt –die negative Energie ihrer Partner trifft sie ungebremst und eine Flucht ist für sie nicht mehr möglich. Wir möchten mit unserer nachhaltigen Initiative auf ein Problem aufmerksam machen, das vor Corona schon existent war und lang darüber leider uns auch noch beschäftigen wird. Wir möchten, dass Mitmenschen, Nachbarn und Freunde aufhorchen und auch reagieren, wenn sie etwas ungewöhnliches derart wahrnehmen. Wir möchten in einer Zeit der Solidarität die Sinne schärfen. Aufzeigen, dass leider hinter vielen jetzt verschlossenen Haustüren nicht alles gut ist! #sicherheim

Ein Beitrag geteilt von Sicherheim (@sicherheim) am Mai 28, 2020 um 12:47 PDT