Japanisch-Deutsche Kulturwerkstatt: Künst.lerin Maren März präsentiert Werke in Köln

Die Ausstellung ist bis zum 16. März zu sehen.

Wie viele Künstler suchen beinahe verzweifelt nach einer eigenen Ausdrucksform, während ihr technisches Können genau dies behindert. Bei Maren März ist das genau anders. Ihr malerisches Können scheint einen ganz eigenen Bildtypus hervorzubringen, der die Kategorien des Erklärbaren weit hinter sich lässt. Wie Traumbilder, nur um einiges farbiger, treten die komplexen Bildszenerien der in Köln lebenden Künstlerin (geboren 1966) in der Tenri Japanisch-Deutschen Kulturwerkstatt vor Augen. Und sie beleben mit dem ersten Blick das Gefühl für das grundsätzlich Rätselhafte unserer Wirklichkeit. Da wachsen seltsame Pflanzen aus der Erde, bewegen sich namenlose Konstruktionen in einer gleichfalls bewegten Landschaft, entstehen Räume in Räumen und sitzen Verliebte ruhig auf einer Bank, während ganz in ihrer Nähe ein Verzweifelter hilflos in sich selbst und in der Spirale seiner Lebensgeschichte verwickelt ist. Frauen spucken ihre Seele wie schwarze Galle aus, weise Männer starren in die Leere, und ein im Glas abgelegtes Gebiss scheint immer noch zuzubeißen zu können, während allerhand diffuse Zuckungen die Wahrnehmung verwirren. Wie schmutziger Regen tropft es von oben in ein Bild, und wie ein gewaltiger Moosteppich dehnt ein Schatten sich aus. Und mysteriös leuchtet der Mond über der ansonsten trostlosen Gegend, in der ein einzelnes Liebespaar und die prächtigen rosa Kirschblüten die einzigen Hoffnungsschimmer darstellen. Ähnlich wie dem Schweizer Schriftsteller Robert Walser fallen Maren März auf weitschweifigen Spaziergängen tausend brauchbare Gedanken ein, die sie malerisch mit viel Fingerspitzengefühl und mit ebenso großer Bereitschaft für unerwartete malerische Gesten entfaltet. Das Kuriose und das Geheimnisvolle liegen in ihren Bildern stets nur einen Lidschlag voneinander entfernt. Intuitive Pfade Wie auch immer Maren März ihre Bildmotive entwickelt, sie scheinen stets tief aus ihrem Inneren zu kommen und auf intuitiven Pfaden den Weg in die Sichtbarkeit zu finden. „Diese Striche hier, müssen die nun sein oder nicht? Ich nehme sie so ernst, dass ich auch um sie herum male. So wird jedem Strich seine Bedeutung beigemessen,“ erklärt die Malerin. Sie will sagen, dass in jeder noch so rätselhaften malerischer Drehung für sie eine künstlerische Plausibiliät und die Möglichkeit zu einer Entdeckung steckt. Kunstgeschichtliche Bezüge helfen beim Verstehen ihrer Bilder jedenfalls so wenig weiter wie der Glaube, das Leben sei allein mit vernünftigen Erklärungen zu packen. Die motivisch und stilistisch äußerst vielfältige Künstlerin lässt Elemente der Zeichnung und der Aquarellmalerei, Aspekte der anatomisch detailgenauen und der freien figürlichen Darstellung, aufwühlende und besänftigende Gesten ineinander greifen. Aspekte des japanischen Farbholzschnittes, der expressionistischen und der surrealen künstlerischen Moderne durchdringen einander ebenso wie Jahrtausende alte künstlerische Motive und aktuelle Themen. In jedem ihrer Bilder leuchtet mit gleichermaßen kraftvollen wie sanften Farben ziemlich alles auf, was uns das Leben so bezaubernd und schwierig zugleich erscheinen lässt. Höhenflüge und Abstürze liegen so nah beieinander wie souveränes Gelingen und spürbare Unbeholfenheit. Da stößt die Gewalt im Farbauftrag auf größte Zartheit, das Verlangen nach Fassbarkeit auf die Erfahrung, dass alles flüchtig ist. Drama und Romantik, Witz und tiefere Bedeutung, Gespür für das Absurde und den Sinn des Sinnlosen fallen in dieser Malerei zusammen. Und so konnte man in der Ausstellung eine Besucherin zu einer anderen sagen hören. „Wissen Sie, die meisten Bilder sprechen nicht zu mir, und ich will sie trotzdem weiter anschauen.“ Besser lässt sich das grundlegende Paradox des Lebens und des Lebens nicht in Worte fassen. Tenri Japanisch-Deutsche Kulturwerkstatt, Kartäuserwall 20, Di-Sa 13-19 Uhr, bis 16. März...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta