"Hab' ich das jetzt richtig verstanden?!" -"Höhle der Löwen"- Gründer lassen sich auf Null-Euro-Deal ein

"Wir gehen heute nicht ohne Handschlag raus!" Die Gründer einer alkoholreichen Innovation sollten Recht behalten. Allerdings schlug ihnen Dagmar Wöhrl ein Schnippchen und handelte sich großen Respekt ihrer "Mitlöwen" ein ...

"Very british" - eine Bezeichnung, die wie gemacht war für die Gründerfreunde Lukas Passia (28) und Vincent Efferoth (27): Sie lernten sich während ihres Studiums im britischen Newcastle während eines Fußballspiels kennen. Sie lieben die "Afternoon tea time" zwischen 16 und 17 Uhr und sagen bei einem Gläschen Whisky nicht nein. Auch optisch passten sie sich der Insel an und traten stilecht im edlen Dreiteiler vor die Investoren.

Serviert von einem Butler namens James wurden den Löwen dann zwei britische Trinkgewohnheiten in einem: "Noveltea" - hochwertiger Tee kombiniert mit Hochprozentigem wie Gin, Whisky und Rum, den man kalt auf Eis oder warm als Glühwein-Ersatz genießen kann. "Das ist schon stark", rümpfte Judith Williams die Nase und meinte damit nicht den Auftritt der beiden jungen Herren.

Dennoch war dieser tatsächlich höchst professionell. Immerhin konnten Lukas und Vincent bereits im Vorfeld Erfahrung sammeln: Im britischen Gründershow-Pendant "Dragon's Den" präsentierten sie ihren "Noveltea" im vergangenen Jahr und bekamen sogar drei Angebote von den Tee-verrückten britischen "Drachen". "Leider konnten wir uns nicht mit den englischen Investoren einigen, und so verließen wir die englische Höhle ohne Deal. Wir lehnten damals ab."

"Viel zu frech!"

Ob sie in ihrer Heimat einen Deal zustande bringen würden? Immerhin kamen sie mit einer ungewöhnlich hohen Bewertung: Für nur 10 Prozent Unternehmensbeteiligung wollten sie 450.000 Euro. "Wir gehen heute nicht ohne Handschlag raus", waren sich Lukas und Vincent aber sicher. "Das finde ich völlig abgehoben", wetterte Carsten Maschmeyer, und Judith Williams pflichtete bei: "Die Bewertung ist viel zu frech."

Sie alle hatten die Rechnung ohne Dagmar Wöhrl gemacht. Die fränkische Familienunternehmerin nahm noch einen kräftigen Schluck vom Alkohol-Tee und unterbreitete den Gründern ein Angebot: 20 Prozent wollte sie für die knappe halbe Million Investment haben. Prompt kam das Gegenangebot der gewieften "Noveltea"-Gründer: Mit 15 Prozent gäbe es Grund zum Anstoßen.

Echter Pitch-Krimi

"Ich geb' euch die 15 Prozent, wenn ich pro verkaufter Flasche einen Euro zurückbekomme, bis 450.000 Euro erreicht sind", hielt Dagmar Wöhrl dagegen. War der Deal perfekt? "Also ich brauch' jetzt einen Whisky", lechzte Judith Williams bei diesem Pitch-Krimi. Tatsächlich schlugen Lukas und Vincent ein - gemeinsam mit Dagmar Wöhrl wollen sie den Alkoholgetränke-Markt erobern.

Judith Williams indes war sprachlos: "Hab' ich das jetzt richtig verstanden: Dagmar kriegt ihre ganzen 450.000 Euro zurück?" Auch Frank Thelen zeigte sich beeindruckt von seiner Kollegin: "Respekt: 15 Prozent Anteile am Unternehmen für 0 Euro!" Die Junggründer nahmen es gelassen: "Das ist trotzdem eine Win-Win-Situation: Je mehr wir verkaufen, desto besser für alle."

Was zu gaffen!

Ob sich auch für den 62-jährigen Dieter Mohn eine Win-Win-Situation einstellen würde? Seine Erfindung löst ein topaktuelles Problem: den Kampf gegen Schaulustige bei Unfällen. "Jetzt gibt's was zu gaffen", rief er während seines Pitches und alle fünf potenziellen Investoren folgten ihm nach draußen vor die Studiohalle. Dort präsentierte der Gründer einen im Nu aufblasbaren Sichtschutz für Einsatzkräfte, der bereits bei einigen Feuerwehren und THWs erfolgreich angewendet wird.

Trotz der guten Sache und ihrem "Respekt vor dem Erfindergeist" wollte keiner der Löwen investieren. Sie scheuten den Aufwand und die schwierigen bürokratischen Prozesse, gerade im Bereich der öffentlichen Ausschreibungen, die mit dieser sinnvollen Erfindung einhergehen würden. Carsten Maschmeyer: "Ich glaube, am meisten helfen Sie sich bereits, dass Sie mit dem heutigen Auftritt Menschen erreichen und dass sich passende Firmen bei Ihnen melden. Das wünsche ich Ihnen, dafür drücke ich Ihnen die Daumen!"